Schon über eine Million Anrufe, aber kein Ende der Krise in Sicht. Das Bundesamt für Gesundheit setzt weiterhin auf telefonische Anlaufstellen – und rüstet auf.
Die Sorgen sind nicht mehr die gleichen wie zu Beginn der Krise. Aber der Informationsbedarf ist nach wie vor sehr hoch. Täglich gehen Tausende Anrufe aus der Bevölkerung ein: Wer zu Covid-19 eine Frage hat, kann eine der Hotlines des Bundesamts für Gesundheit (BAG) anrufen.
Acht solcher telefonischer Anlaufstellen bietet die Behörde unterdessen an. Für allgemeine Informationen zum Virus oder zur Impfung etwa. Zum Tracing ebenso wie zur Ausgabe von Covid-Codes. Eine weitere Hotline richtet sich an Reisende. Und eine speziell an Ärztinnen und Ärzte. Betrieben werden die Hotlines von der Firma Medgate.
Ihre Angestellten sind «die Stimmen, die das Volk beruhigen» – so war es in dieser Zeitung schon im Frühjahr 2020 zu lesen. Sie dürften noch einige Zeit beschäftigt sein: Ein schnelles Ende der Pandemiekrise ist nicht abzusehen, das verdeutlicht eine neue Auftragsvergabe des BAG. Dessen Seuchenbekämpfer gehen davon aus, dass der Informationsbedarf rund um das Coronavirus noch über längere Zeit sehr hoch sein wird.
Weil die Verträge mit Medgate auslaufen, hat der Bund nun deren Auftrag quasi im Eilverfahren verlängert. Auf eine erneute öffentliche Ausschreibung verzichtete das BAG mit Verweis auf die aktuelle Situation. «Ein Anbieterwechsel war aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht zweckmässig und zumutbar», lautet dafür die Begründung.
Der Betrieb der Hotlines geht längst in die Millionen; genaue Zahlen sind nicht bekannt. Allein das Volumen der aktuellen Auftragsvergabe beläuft sich auf 20,5 Millionen Franken. Nähere Auskünfte dazu waren beim BAG am Montag keine erhältlich.
Je nach Situation und Informationsbedarf, so heisst es, variiere das Volumen der Anrufe stark. Am stärksten frequentiert wird die sogenannte Bevölkerungshotline für allgemeine Fragen. Als sie Ende Januar 2020 eingerichtet wurde, gab es in der Schweiz noch keinen bestätigten Coronafall. Mit 100 bis 200 pro Tag war die Zahl der Anrufe damals noch verhältnismässig tief, dann vervielfachte sie sich rasant.
Aktuell gehen allein auf der Bevölkerungshotline täglich rund 2500 Anrufe ein, wie Medgate auf Anfrage bekanntgibt. Ein Sprecher ergänzt:
«Wenn die separaten Hotlines für Reisende, Ärzte und zur Impfung berücksichtigt werden, dann gehen aktuell insgesamt 4000 Anrufe pro Tag bei uns ein.»
Seit die Bevölkerungshotline ihren Betrieb aufnahm, gingen bei ihr über 620'000 Anrufe ein. Über alle Hotlines verteilt sind es 1,19 Millionen Anrufe.
Nicht zuletzt dienen die Hotlines dem BAG auch als eine Art Frühwarnsystem, welches gerade die grössten Sorgen bezüglich Covid-19 sind. Die Medgate-Angestellten dokumentieren die Anfragen und informieren das Amt darüber. Kein Wunder also, bezeichneten sich die Betreiber auch schon als «Sprachrohr der Bevölkerung».
Das BAG arbeitet seit 2016 mit Medgate zusammen. Damals bekam das Unternehmen nach einer öffentlichen Ausschreibung auch den Auftrag, im Fall einer Krise spezifische Hotlines zu betreiben. Die Rede war von optionalen Leistungen. Dass daraus einige Jahre später ein veritabler Grossbetrieb entstehen sollte, war damals wohl für niemanden absehbar.