Coronavirus
Online zur Corona-Impfung: Wer am schnellsten klickt, wird geimpft

Die Kantone schlagen beim Impfen ein unterschiedliches Tempo an. Wo man sich schon anmelden kann, ist der Ansturm gross.

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Der begehrte Impfstoff von Pfizer-Biontech.

Der begehrte Impfstoff von Pfizer-Biontech.

Keystone

Plötzlich ging alles schnell. Und der Impfstoff war da, viel rascher als erwartet. Die Zulassung des Vakzins von Pfizer-Bion­tech durch Swissmedic war eine Art Weihnachtsgeschenk fürs Land. Für die Kantone war sie: eine dicke Überraschung. Und eine grosse Aufgabe.

Zwölf Tage sind seit der Zulassung ins Land gezogen, und das Tempo, das die Kantone beim Impfen angeschlagen haben, unterscheidet sich markant. Luzern schickte rasch ein Impfteam in ein Altersheim, um am 23. Dezember die Botschaft ins Land zu tragen können, dass man als erster Kanton überhaupt geimpft habe.

Basel-Stadt wiederum eröffnete Anfang Woche das erste Impfzentrum in der Schweiz – und erhielt dabei hohen Besuch von Gesundheitsminister Alain Berset. Bern will derweil erst am 11. Januar loslegen. Derzeit sucht der Kanton per Inserat einen «Verantwortlichen Umsetzung Impfkampagne», Pensum: bis 50 Prozent.

Vom Impfzentrum bis zum Fokus auf Altersheime

In vielen Kantonen wird der erste Pieks am 4. Januar erfolgen, also am Tag des offiziellen, bundesweiten Impfstarts. Im Fokus stehen dabei gemäss der Impfstrategie des Bundes besonders gefährdete Personen. Als solche gilt generell, wer über 65 Jahre alt ist oder an gefährlichen Vorerkrankungen leidet. Dazu zählen etwa Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs oder Adipositas dritten Grades.

Weil der Impfstoff nur beschränkt verfügbar ist, müssen die Kantone noch weiter priorisieren. Manche wollen sich vorderhand auf Impfungen in den Alters- und Pflegeheimen konzentrieren. Meistens gilt indes, dass geimpft werden soll, wer über 75 ist oder Vorerkrankungen hat. So auch in Zürich und Basel-Stadt. Zürich impft ab Montag solche Personen.

Basel hält das in einer nächsten Tranche ebenso, nachdem für die ersten Termine noch die Altersgrenze 65 galt. Die beiden Kantone gehören zu den wenigen Frühstartern, die bereits Online-Anmeldeformulare eingerichtet haben. Geimpft wird in eigens eingerichteten Zentren, in Basel schon seit dieser Woche.

In Zürich, das die Online-Registrierung seit gestern anbietet, war der Ansturm gross, die Termine bald ausgebucht. Auch die ersten 4900 Impftermine in Basel sind weg. In Baselland brach am Dienstag, als die Impfregistrierung online ging, die Website zusammen – überlastet. Auch dort sind keine Impfslots mehr frei.

Doch wie gehen die Kantone bei der Vergabe vor? Eine Anfrage in Basel zeigt: Wer die Kriterien erfüllt, muss vor allem schnell sein, denn es gilt: Wer zuerst klickt oder anruft, wird geimpft. Altersheimbewohner sind davon nicht betroffen, weil dort mobile Teams zum Einsatz kommen. Hier ist keine Anmeldung notwendig.

Rudolf Hauri, der oberste Kantonsarzt, sagt: «Wenn mehrere Personen die Kriterien erfüllen, erhalten jene eine Impfung, die sich zuerst angemeldet haben». Anders sei das gar nicht umsetzbar, weil eine weitere Abwägung nicht vorgenommen werden könne.

Es gibt keinen zuverlässigen Massstab, wer etwa innerhalb der Gruppe der erheblich Vorerkrankten noch besonders krank ist»», so der Zuger Kantonsarzt. Hauri empfiehlt Personen, die sich impfen lassen wollen, deshalb vor allem eines: «Es ist wichtig, sich in seinem Kanton laufend zu informieren und zu schauen, wann eine Anmeldung möglich ist.»

Hausärzte unzufrieden mit Informationsfluss

In Zug werden Impfwillige, die keinen Termin ergattern konnten, auf eine Art Warteliste des Anmeldesystems gesetzt. Neben der Internetregistrierung sollen Personen mit Vorerkrankungen auch von ihren Ärzten angemeldet werden können. Das ist für Christoph Berger, den Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, zentral. «Wir müssen zuerst jene Personen impfen, die ein besonders hohes Risiko haben», sagt er. Es sei deshalb wichtig, dass die Ärzte mithelfen, diese Personen zu eruieren, sie auf die Impfmöglichkeit hinzuweisen – und, wenn nötig, anzumelden.

Laut Philippe Luchsinger ist das aber nicht immer einfach. Der Hausärzte-Präsident sagt, eigentlich müsste jeder Arzt von der zuständigen Gesundheitsdirektion Informationen erhalten, «wer wann wie geimpft werden soll» – und auch zu den Anmeldeformalitäten. «Wie so oft», sagt er, «kriegen das einige Kantone vorbildlich hin – und andere überhaupt nicht.»