Tierfabriken
Nach Frickers Auschwitz-Vergleich: Jetzt meldet sich der Tierschutz

Der Vergleich der Juden-Vernichtung durch die Nationalsozialisten mit den Massenschlachtungen von Nutztieren hat Nationalrat Jonas Fricker den Kopf gekostet, er ist zurückgetreten. Nun meldet sich der Schweizer Tierschutz, für dessen Interessen sich Fricker eingesetzt hatte.

Jürg Krebs
Drucken

Keystone
Die Fair-Food-Initiative Robert Cramer (Ständerat GE, Co-Präsident des Initiativkomitees), Regula Rytz (Nationalrätin BE, Co-Präsidentin Grüne Schweiz), Maya Graf (Nationalrätin BL, Co-Präsidentin des Initiativkomitees) und Hansuli Huber, Geschaeftsführer Schweizer Tierschutz. Der Anlass: Medienkonferenz der Grünen Schweiz über die Volksinitiative "Für gesunde sowie umweltfreundlich und fair produzierte Lebensmittel (Fair-Food-Initiative)", am Dienstag, 27. Mai 2014, in Bern.

Die Fair-Food-Initiative Robert Cramer (Ständerat GE, Co-Präsident des Initiativkomitees), Regula Rytz (Nationalrätin BE, Co-Präsidentin Grüne Schweiz), Maya Graf (Nationalrätin BL, Co-Präsidentin des Initiativkomitees) und Hansuli Huber, Geschaeftsführer Schweizer Tierschutz. Der Anlass: Medienkonferenz der Grünen Schweiz über die Volksinitiative "Für gesunde sowie umweltfreundlich und fair produzierte Lebensmittel (Fair-Food-Initiative)", am Dienstag, 27. Mai 2014, in Bern.

Keystone

Die Schweiz ist sich einig: Ein Vergleich des Holocaust mit der Tötungsmaschinerie von Nutztieren ist unangebracht. Nationalrat Jonas Fricker (Grüne, AG) ist nach seinem umstrittenen Vergleich in der Nationalratsdebatte um die Fair-Food-Initiative deshalb zurückgetreten. Oder anders ausgelegt: Er wurde von seiner Partei zum Rücktritt gedrängt. Fricker hatte in seiner Rede auf die Bedingungen aufmerksam machen wollen, unter denen Schweine in Fabriken massenweise geschlachtet werden.

Nun meldet sich Hansuli Huber, Geschäftsführer Schweizer Tierschutz, zu Wort: "Zur Freude der Fleischbranche geriet dadurch (Gemeint ist die Debatte um die Fricker-Aussage; Anm.d.Red.) die Tatsache, dass für unser täglich Fleisch jährlich 160 Millionen Tiere geschlachtet werden – 60 Millionen im Inland und weitere 100 Millionen im Ausland – völlig aus dem Fokus."

Doch Tierschutzpräsident Huber macht auch klar: "Der Vergleich von Jonas Fricker war unzulässig."

Man könne darüber diskutieren, "ob heutzutage noch Tiere zu Ernährungszwecken getötet werden müssen und ob ein Fleischkonsum von hierzulande 52 Kilogramm pro Kopf gesund und nachhaltig ist".

Was Fleischesser aber nicht verdrängen dürfen, so Huber, sei die Tatsache, dass mit Ausnahme von Bio- und Labeltierhaltungen die Nutztiere weltweit völlig artwidrig gehalten würden.

Mit dem Argument der Billigfleischproduktion pferche man sie zu tausenden in Ställe, füge ihnen bewusst Schmerzen und Leiden zu, dope mit Antibiotika und Hormonen und quäle sie "mit Langzeittransporten und fragwürdigen Schlachtmethoden".

Die Fair-Food-Initiative habe dies ändern wollen.

Kein Erbarmen mit Tieren

Hansuli Huber schliesst sein Statement mit den Worten: "So sehr sich das Parlament über den unzulässigen Vergleich echauffierte, so wenig Erbarmen hatte die Ratsmehrheit dann mit den malträtierten Tieren. Sie schickte die Fair-Food-Initiative bachab."