Der zu Beginn dieses Jahres vom FC Basel zum Serienmeister Red Bull Salzburg transferierte Offensivspieler Noah Okafor kommt immer besser in Fahrt. Mit drei Toren gegen Tirol hat er viel Selbstvertrauen getankt.
Zum Interview hat er den Ball gleich mitgenommen. Nicht, dass dieses Erinnerungsstück noch verloren geht. Noah Okafor weiss: Wer drei Tore schiesst, darf die Kugel behalten. Und sagt: «Ich werde ein schönes Plätzchen für sie finden.»
Der 20-Jährige steht in der Mixed-Zone der Red Bull Arena, schaut in die Fernsehkameras und erklärt: «Das war mein erster Hattrick als Profi.» Triplepack nennen es die Österreicher. Als Junior hat Okafor früher viele solcher Triplepacks geschnürt. Überliefert ist, dass er einmal bei einem 8:1 des FC Basel gegen die Old Boys alle acht Tore erzielt hat.
Beim 5:0 der Salzburger gegen Tirol hat er zum 1:0, 2:0 und 3:0 getroffen. Es ist der grösste Tag seiner noch jungen Karriere. «Als ich zu Red Bull kam, hatte ich zunächst ein paar Probleme», sagt Okafor, «aber ich habe in jedem Training mein Bestes gegeben. Diese drei Tore geben mir viel Selbstvertrauen.»
Sein Transfer vom FC Basel zu den Bullen zu Beginn dieses Jahres war in der Schweiz mit Erstaunen zur Kenntnis genommen worden. Zumal der junge Mann erklärte, es habe «vom Taktischen her» nicht mehr gepasst, er vermutlich aber die Einsatzminuten meinte, die ihm Trainer Marcel Koller angeblich vorenthielt.
Wie auch immer: Okafors Wechsel hat auch in der Mozartstadt für Aufsehen gesorgt. Denn mit 11,2 Millionen Euro haben die Salzburger die höchste Ablösesumme ihrer Vereinsgeschichte aufgeworfen. 3,2 Millionen mehr als ein Jahr zuvor für den heutigen Dortmunder Star Erling Haaland. Vielleicht hat die hohe Erwartungshaltung dem sprintstarken Offensivspieler in den ersten Monaten etwas zu schaffen gemacht, wohl aber noch mehr das ungewohnte Salzburger System mit dem intensiven Pressing. Auch Haaland hatte ein halbes Jahr Eingewöhnungszeit gebraucht.
Möglicherweise haben einige Fans bereits etwas an Okafors Fähigkeiten gezweifelt, nicht aber die Klubverantwortlichen. «Wir haben eines der grössten Schweizer Talente geholt», sagt Manager Christoph Freund. Schon beim Cupsieg gegen Lustenau Ende Mai war Okafor unter den Torschützen. «Wir haben viel mit ihm gesprochen, auch über taktische Dinge, und am Ende haben wir ihm gesagt, es sei jetzt an der Zeit, sein Können zu zeigen», sagt Trainer Jesse Marsch. «Die drei Tore sorgen bei uns für grosse Glücksgefühle. Wir sehen: Es geht in die richtige Richtung.»
Zufrieden ist auch Mauro Lustrinelli. «Ich verfolge seine Entwicklung genau», sagt der Schweizer U21-Nationaltrainer. Er hat grosse Fortschritte gemacht. Noch vor einem Jahr hat Noah an der Linie auf den Ball gewartet, jetzt zieht es ihn vermehrt ins Zentrum und es fallen Tore.» Nachdem Okafor wegen Corona-Fällen bei den Bullen zwei U21-Länderspiele verpasst hat, zählt Lustrinelli in den beiden letzten EM-Qualifikationspartien gegen Aserbaidschan und Frankreich wieder auf ihn. «Er hat ein Riesenpotenzial», sagt Lustrinelli.
Was mit Sicherheit auch seinem Chef Vladimir Petkovic bewusst war, als er Okafor im Juni 2019 in der Nations League gegen England kurz auf den Platz schickte und ihn definitiv an die Nati band. Dank seines nigerianischen Vaters hätte Okafor auch für das afrikanische Land auflaufen können.
Denkbar, dass Lustrinelli und Petkovic heute vor dem Fernseher sitzen, um die Salzburger und den möglichen EM-Kandidaten Okafor in der Champions League gegen den FC Bayern spielen zu sehen. «Er hat sicher die Chance, dass ich ihn aufstelle», sagt Marsch. «Wir wissen, dass wir gegen die beste Mannschaft der Welt antreten», sagt Okafor. «Aber wir glauben an uns und werden sehen, ob wir eine kleine Chance haben.»