Am Rande der Krawalle fährt am Samstag ein Auto in eine Gruppe Aktivisten. Durch Glück kommt niemand dabei ums Leben. Es tauchten Zweifel darauf auf, ob die Amok-Fahrt wirklich politisch motiviert war.
Berichte und Videos zeugen von der Brutalität, mit der Aktivisten aufeinander losgingen. Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie ein schwarzer Kombi in eine Gruppe Aktivisten fährt. Wer sich die Bilder ansieht, ist erstaunt, dass die Beteiligten überhaupt überlebt haben.
Zunächst war die Rede von einem Türken aus dem Aargau, der mit voller Absicht in die Menschen gefahren ist. Gemäss Polizei wurde der Fahrer ermittelt. Bei einem zweiten Vorfall zogen Leute einen Automobilisten aus dem Auto und verletzten ihn. Der Vorfall ereignete sich wie die mutmassliche Amokfahrt auf einer Strasse, etwas abseits von den Demonstrationen.
Amokfahrt aus Absicht?
Am Sonntag dann relativierte sich das Bild. Auf «blick.ch» äusserte sich eine junge Türkin zur mutmasslichen Amokfahrt. Im Artikel gibt sie sich als Cousine des Fahrers zu erkennen. Sie sagt, dieser sei aus Todesangst aufs Gaspedal getreten. Insgesamt seien sie zu acht in zwei Autos unterwegs gewesen. Die Polizei habe die Gruppe zum Parkieren in die Strasse geschickt, in der es zum verhängnisvollen Aufeinandertreffen mit kurdischen Aktivisten kam.
Ein Aufkleber der rechtsextremen Türken-Partei «Graue Wölfe» auf dem Autoheck habe die Kurden provoziert. Diese hätten den Beifahrer aus dem Wagen gezerrt und ihn sowie den Fahrer verprügelt, als dieser seinem Kollegen helfen wollte. Ihr Cousin, so die Frau, habe sich wieder ans Steuer setzen können und sei aus Panik losgefahren.
Laut Polizei und Staatsanwaltschaft sind in beiden Fällen die Hintergründe noch unklar und werden untersucht. Bei den beiden Vorfällen mit den Autos wurden insgesamt fünf Personen verletzt.
Eine Kundgebung, zu der die Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) aufgerufen hatte, hatte am Samstag zu den Ausschreitungen geführt. Die UETD wollte gegen «jegliche Art von Terrorismus» demonstrieren und hatte dafür eine Bewilligung. Diese Kundgebung wollten Kurden und ihre Sympathisanten von Anfang an verhindern und versammelten sich schon vor Beginn auf dem Helvetiaplatz nahe dem Berner Stadtzentrum. Die Polizei schlug den Kurden laut eigenen Angaben vor, die Gegenkundgebung an einem anderen Ort durchzuführen. Diese gingen nicht auf das Angebot ein. Danach entschied die Polizei, den Helvetiaplatz zu räumen.
Dabei griffen Demonstranten die Polizisten an und verletzten mehrere von ihnen. Zudem kam es zu Gewalt zwischen Kurden und Türken. Die Polizei setzte Tränengas und Gummischrot ein. Während mehrerer Stunden waren Teile der Innenstadt abgesperrt. Immer wieder fuhren Ambulanzen vor. Die Polizei führte mehrere Personen ab.
Stunden nach den Auseinandersetzungen griffen Demonstranten auch noch das Berner Amtshaus an und bewarfen es mit Farbbeuteln. Die einschreitende Polizei wurde mit Steinen und Flaschen beworfen. Später zogen sich die Krawallmacher ins nahe alternative Kulturzentrum Reitschule zurück. (dfu/sda)