Nicht weit entfernt vom Kloster Wettingen steht die Moschee von Neuenhof. In einer ehemaligen Fabrikhalle an der Althofstrasse werden seit 10 Jahren muslimische Gottesdienste abgehalten. Am Samstag standen die Türen auch für Andersgläubige offen.
Philippe Neidhart
Viele Schuhe stehen auf den Regalen, ein roter Teppich bedeckt den kalten Boden. Von aussen kaum als eine Moschee erkennbar, stösst man hier auf die ersten Anzeichen der Religion. Es geht nur wenige Sekunden, und ein Mann mit Anzug zeigt den Weg die Treppe hinunter in die eigentliche Moschee. Ein Gang führt vorbei an Waschraum und Büro in den Wartesaal. Nur wenige Bilder mit Zitaten aus dem Koran hängen an den weiss gestrichenen Wänden. Die Grösse der Räumlichkeiten lässt auf mehrere hundert Gläubige schliessen, die sich jeweils hier treffen. Weit gefehlt, sagt Fehmi Yildiz, Vorstandsmitglied des Islamischen Kulturzentrums Neuenhof. «Wir zählen ungefähr 50 Mitglieder - allerdings gibt es einige, die uns mit Spenden unterstützen.» Die meisten Gläubigen kommen aus Baden, Brugg, Neuenhof und Spreitenbach.
Aufklärende Gespräche
Der Wartesaal dient am Tag der offenen Moschee als Gesprächsraum. Kaum hat man sich dort auf einen der bequemen Sessel gesetzt, werden Tee und Kuchen serviert - keine türkischen Süssspeisen, sondern Aargauer Rüeblitorte. Yildiz erzählt Anekdoten und Geschichten aus dem Alltagsleben der muslimischen Bevölkerung in der Schweiz und beantwortet Fragen der Gäste. Einer davon ist Nationalrat Geri Müller. Gesprochen wird über Erziehung, Familie und Trennung von Kultur und Religion. Viele spannende Fragen werden geklärt, unter anderem kommt auch die Kopftuchproblematik zur Sprache.
Hier wird nicht nur gebetet
Das Herzstück der Moschee ist der Gebetsraum. Auffällig in diesem Saal ist, dass der Teppich asymmetrisch zu den Wänden liegt. «Das Muster des Teppichs ist nach Mekka gerichtet», erklärt Yildiz. Er zeigt den Koran und wofür die Bauten im Saal sind. Während der Führung kommen vereinzelt Leute, um zu beten - ohne gross Notiz von den Gästen zu nehmen. Doch nicht nur Gottesdienste werden abgehalten. Es finden Hochzeiten und Sprachkurse statt, und früher wurden den Kindern Nachhilfestunden erteilt. Die Sonne ist schon fast untergegangen, nach und nach kommen mehr Leute zum Abendgebet. Zuletzt erklärt Yildiz noch, warum man die Schuhe ausziehen muss: «Um zu beten, muss man rein sein - geistig sowie körperlich. Darum hat es auch einen Waschraum, wo sich die Männer vor dem Gebet reinigen können. Würde man die Schuhe beim Beten anbehalten, käme der Strassenschmutz mit in den Gebetsraum.»