Profilierte Moderatoren und Kaderleute verlassen Schweizer Radio und Fernsehen. Das schadet der ganzen SRG, die vor den Schweizer Stimmberechtigten bald für ihre Gebühren kämpfen muss.
Ein Unternehmen ändert seine Strategie. In der Folge verlassen viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Haus. Ungewöhnlich ist das nicht.
Trotzdem gibt es auf der Chefetage der SRG Grund zur Sorge. Denn die grössten Unternehmenseinheit, Schweizer Radio und Fernsehen SRF, verzeichnet einen Abgang nach dem anderen. Es sind profilierte Moderatoren und erfahrene Kaderleute, die sich abwenden. Diese Woche erklärte «Tagesschau»-Moderator Franz Fischlin seinen Rücktritt.
Die meisten SRF-Mitarbeiter tun sich nicht grundsätzlich schwer mit der Digitalisierung, die das Unternehmen vorantreibt. Sie sind jedoch unzufrieden damit, wie das geschieht. Eine Befragung des Personals hat ergeben, dass sich viele SRF-Angestellte nicht richtig eingebunden fühlen in die Umsetzung der Strategie. Die Zufriedenheit mit den direkten Vorgesetzten ist eher tief – und nur 54 Prozent der Umfrageteilnehmer stufen SRF als attraktiven Arbeitgeber ein.
Es gibt Klagen über Reorganisationen ohne erkennbare positive Effekte, über zu wenig klare publizistische Ziele – und einen Mangel an Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern.
Gerade die Sportabteilung hat mit dem Ausscheiden einer ganzen Reihe von Moderatoren und Kommentatoren an Profil eingebüsst. SRF fällt es auf dem Gebiet zunehmend schwer, den Ansprüchen eines Service-public-Senders gerecht zu werden.
Der Verlust von bewährten SRF-Mitarbeitern ist für die SRG auch ein Problem, weil die SVP bald Unterschriften sammelt mit dem Ziel, die Haushaltabgabe von 335 auf 200 Franken pro Jahr zu senken.
Wie soll die SRG die Stimmberechtigten von einem Nein überzeugen, wenn die eigenen Angestellten an ihr zweifeln? 2018, im No-Billag-Abstimmungskampf, stellten sich die Beschäftigten von SRF vehement hinter ihren Arbeitgeber und verwiesen auf den Wert öffentlicher elektronischer Medien in einem kleinen, viersprachigen Land.
Man darf daran zweifeln, dass sie das heute in gleicher Weise täten. Zu viele von ihnen hadern mit der Geschäftsleitung, die sie als selbstbezogen und als zu wenig fokussiert wahrnehmen. Die Lust, sich für das eigene Unternehmen einzusetzen, ist gering, wenn man sich mit dem Gedanken trägt, es zu verlassen.