Es wäre als Maturitäts-Chaos in die Geschichte eingegangen, wenn alle 864 Maturanden ein neues Zeugnis gebraucht hätten. Doch jetzt muss nur die Kantonsschule Zofingen nachdrucken – weil sie das falsche Papier benutzte.
Michael Spillmann
Dass der Kanton Aargau innovativ ist, ist bekannt. Doch in diesem Sommer ging der Schuss fast nach hinten los. Grund: Erstmals durfte der Bildungsdirektor sämtliche Maturitätszeugnisse ganz bequem elektronisch unterzeichnen. Doch noch vor den Ferien läuteten im Bildungsdepartement alle Alarmglocken: Die Universität Zürich akzeptierte das Zeugnis eines Zofinger Kantischülers nicht. Das Urteil: Ungültig!
«Wir haben zuerst befürchtet, dass wir sämtliche 864 Zeugnisse noch einmal drucken und von Hand unterschreiben lassen müssen», erklärt Stephan Campi, Sektionsleiter Mittelschule im Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS).
Doch der Reihe nach: Im April wurde Bildungsdirektor Hürzeler die Idee vorgetragen, die Zeugnisse digital zu signieren. Erst meinte er - der zum ersten Mal in den Genuss des Unterschriften-Marathons gekommen wäre -, er wolle doch lieber von Hand unterschreiben. Schliesslich ging er auf den Vorschlag ein.
So nahmen die Aargauer Kantischülerinnen und Kantischüler an ihren Maturitätsfeiern die Zeugnisse voller Vorfreude auf ihre Ferien entgegen. Ein junger Zofinger machte sich sogleich daran, sich an der Universität Zürich zu immatrikulieren.
«Sie dachten, es sei gefälscht»
Doch wurde man dort plötzlich misstrauisch. «Sie haben offenbar gedacht, das Zeugnis sei gefälscht, und es zurückgeschickt», schildert die 18-jährige Maturandin Tabea Kaderli, was ihrem Klassenkameraden widerfahren ist. Die Immatrikulationsdienste hielten sogar Rücksprache mit der Schulleitung der Kanti Zofingen - mit der Unterschrift schien etwas nicht zu stimmen.
Im BKS reagierten die Verantwortlichen sofort. Stephan Campi: «Wir haben alle Schweizer Hochschulen angefragt, ob sie die elektronische Unterschrift akzeptieren.» Acht Hochschulen liessen verlauten, dies sei «grundsätzlich kein Problem», von den übrigen kam keine Antwort.
Das falsche Papier bedruckt
Ob es Maturanden von anderen Kantonsschulen gleich erging, ist unklar. Digitale Unterschrift hin oder her: Bei den Zofinger Maturanden wiesen die Zeugnisse einen weiteren Makel auf. Wegen einer Panne ging der Zahlencode vergessen. «Beim Druck wurde das falsche Papier benutzt», so Schulleiter Stefan Prochaska. «Die neuen Zeugnisse werden nächste Woche verschickt», verspricht er. Die Hochschulen haben den betroffenen Personen zugesichert, die provisorische Anmeldung zu akzeptieren.