Impressionen auf den Triumphzug der höchsten Schweizerin durch ihren Heimatkanton.
Rosmarie Mehlin
«A star was born» - politisch betrachtet war das vor 12 Jahren der Fall, als Pascale Bruderer, gerade mal 20-jährig, in den Badener Einwohnerrat gewählt wurde. Jetzt aber leuchtet der Stern ganz hell und ganz oben am helvetischen Polithimmel, so dass der Mond, gerade mal halb voll, gestern Abend nur Statist war. In hellstem Azur hingegen präsentierte sich der
Rollstuhlsportlerin Edith Hunkeler freute sichtlich unbändig über die herzliche Umarmung der höchsten Schweizerin, auf welche Rothrister Schulkinder das hohe Lied in Variationen sangen, unter anderem in einer von Drafi Deutschers Hit von anno domini «Marmor, Stein und Eisen bricht., aber unsere Pascale nicht. . .»
An der nächsten Station, in Aarau, ertönte - was passender nicht hätte sein können - Verdis Triumphmarsch, nachdem der Stern Pascale alle Hässlichkeit des Bahnhofumbaus und die Tristesse der Unterführung zügigen Schrittes hinter sich gebracht hatte. An der Spitze eines stattlichen Trosses von nationalen, kantonalen und kommunalen Politikern jeglicher Couleurs marschierte Bruderer, von Kopf bis Fuss modisch in Schwarz unter einem weissen 7/8-tel Mantel, im Arm einen Blumenstrauss in Orangetönen und an ihrer Seite Ehemann Urs Wyss zum Kultur-& Kongresshaus. Die Quantität der Zuschauer, die ihren Weg säumten, hielt sich zwar in Grenzen - die Qualität aber liess kaum Wünsche offen.
Einen Gutschein für zwei Übernachtungen in einem Wellnesshotel bekam das Ehepaar Bruderer vom Aargauer Landammann Roland Brogli überreicht; Schokolade vom Aarauer Stadtammann Marcel Guignard. Ganz besonders herzlich war noch vor dem Kongresshaus der 81-jährige alt National- und Regierungsrat Arthur Schmid von seiner Parteigenossin begrüsst worden: Ein anschaulicher Beweis dafür, dass Bruderers Credo, Brücken zwischen den Generationen schlagen zu wollen, kein blosses Lippenbekenntnis ist.
In Obersiggenthal, wo das Ehepaar Bruderer Wyss seit 21/2 Jahren wohnt angekommen, wars dann dunkel und umso heller funkelten die Vulkane und Raketen vom Begrüssungs-Feuerwerk. Hier standen Schulkinder Spalier, gaben Gemeindeammann Max Läng und SP-Ortspräsident Ueli Zulauf ihrer enormen Freude am Rednerpult Ausdruck, bekam Bruderer eine stattliche Balkonpflanze - ein Wandelröschen - geschenkt und ging's, nach diversen Prosits und einem Stück Speckzopf nach einem Stündchen auch schon wieder weiter.
An der Endstation Trafo in Baden schwebten weisse Lilien über weiss gedeckten Tischen, an denen geräucherte Bachforellenfilets, gefüllte Pouletbrüstli und Badener Tiramisu, angereichert durch Gesang, Slam Poetry, Comedy serviert wurden. Schliesslich fägten die AZton rockig los und da war denn noch lang noch nicht Schluss.
Der Empfang der jüngsten Nationalratspräsidentin kostete rund 170 000 Franken und wird aus dem Swisslos-Fonds bezahlt.