Interview
Lukas Reimann zum Snus-Boom: «Das kann man nicht mehr stoppen»

Der St. Galler SVP-Nationalrat und Snus-Konsument Lukas Reimann (SG) sagt, warum er den Verkauf des Mundtabaks trotz Verbot befürwortet.

Lorenz Honegger
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SVP-Nationalrat Lukas Reimann.

SVP-Nationalrat Lukas Reimann.

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Herr Reimann, Kioskbetreiber decken das Land seit einiger Zeit mit Snus-Tabak ein. Ein Produkt, das eigentlich verboten wäre. Die Händler haben jedoch eine Rechtslücke entdeckt und verkaufen es trotzdem. Finden Sie das gut?

Lukas Reimann: Für die Konsumenten ist das eine positive Entwicklung. Sie müssen den Snus nicht mehr privat aus dem Ausland importieren und haben eine Auswahl an den Kiosken. Damit bleiben auch die Arbeitsplätze in der Schweiz. Ich gehe davon aus, dass das Angebot weiter wachsen wird.

Die Kioske beschriften den Snus mit der Bezeichnung Kautabak, damit sie ihn legal verkaufen können. Ein ziemlich dreistes Vorgehen.

Im Gesetz und in der Verordnung ist nirgends definiert, was Kautabak ist. Auf den Dosen steht sogar, dass man darauf herumkauen solle. Das verbessere den Geschmack.

Jedes Kind weiss, dass es sich nicht um Kautabak handelt. Ist das nicht rechtswidrig?

Im Gegenteil! Die aktuelle Tabakverordnung ist rechtswidrig: Schnupftabak, Zigaretten und Snus sollten im Rahmen der verfassungsmässigen Wirtschaftsfreiheit alle gleich behandelt werden. Dass Kautabak erlaubt ist, Snus aber verboten, halte ich aus rechtlicher Sicht für absolut unsinnig. Die Behörden haben bis jetzt nicht reagiert, weil sie wissen, dass sie für das Verbot keine ausreichende Rechtsgrundlage haben.

Das Bundesamt für Gesundheit könnte den Snus-Verkauf an Kiosken mit einer Weisung unterbinden. Immerhin handelt es sich um ein nachweislich krebserregendes Produkt.

Im Jahr 2015 wurden 135489 Kilogramm rauchfreier Tabak importiert: Das entspricht 6774900 Dosen Snus à durchschnittlich 20 Gramm. Anders gesagt: Es gibt bereits Hunderttausende Snuser in der Schweiz. Das kann man nicht mehr stoppen. Sonst importieren die Leute den Snus halt wieder übers Internet aus Skandinavien. Es ist besser, wenn der Handel von Snus sauber reguliert ist.

Sie haben Snus schon oft als hervorragendes Rauch-Entwöhnungsmittel bezeichnet. Haben Sie selber dem Rauchen wirklich abgeschworen?

Ich rauche nur noch selten bei Gelegenheit und dann lieber eine Krumme von Villiger.

Das klingt nicht verheissungsvoll.

Doch, Snus ist das beste Rauchentwöhnungsmittel, das zeigen die Statistiken und wird auch von prominenten Präventivmedizinern empfohlen. Wer von Zigaretten auf Snus umsteigt, hat die grössten Erfolgschancen. Wenn ich mit dem Rauchen aufhören möchte, will ich nicht in die Apotheke rennen, um mir Nikotin-Kaugummi oder Pflaster zu kaufen. Ich setze lieber auf ein Produkt einer jahrhundertealten Tradition: Snus.

Dennoch besteht die Gefahr, dass jugendliche Nicht-Raucher Snus-abhängig werden.

Möglich. Norwegen legalisierte Snus vor 20 Jahren und die Zahl derjenigen, die dank Snus mit dem Rauchen aufhören, ist viel grösser.

Demnächst diskutiert das Parlament über das Snus-Verbot. Was versprechen Sie sich davon?

Ich gehe davon aus, dass sich National- und Ständerat für die Legalisierung aussprechen. Die Gesundheitskommission des Nationalrates stimmte meiner parlamentarischen Initiative zur Aufhebung des Verbots mit 27 zu 0 Stimmen zu. Der Vorstoss ist sistiert, kann aber bei Bedarf jederzeit reaktiviert werden.