Rund 800 Gäste aus der ganzen Schweiz nahmen am Mittwoch an einem Trauergottesdienst in Solothurn Abschied von Ernst Leuenberger. Der Verstorbene Ständerat wurde als grosser Politiker und Gewerkschafter geehrt.
Andreas Toggweiler
Zahlreiche Politiker, darunter Bundesrat Moritz Leuenberger, viele Ratskollegen aus dem eidgenössischen Parlament, Gewerkschafter und lokale Politikvertreter, darunter eine Dreierdelegation der Solothurner Regierung, erwiesen Ernst Leuenberger und seiner Familie an der festlichen Trauerfeier die Ehre. Sie würdigten das Schaffen Leuenbergers in verschiedenen Ansprachen.
«Er war zeitlebens ein Mann des Volkes», sagte Pfarrer Peter Bärtschi (Messen), der durch die Trauerfeier führte. Im Lebenslauf würdigte er den Einsatz Leuenbergers für Gerechtigkeit und Solidarität, der im Kleinen begann, beispielsweise, wenn er ein offenes Ohr fügr die Randständigen zeigte. Trotz des zeitraubenden beruflichen und politischen Engagements sei er aber auch ein liebender Familien- und Grossvater gewesen.
Viel beachtete Stimme
Ständeratspräsident Alain Berset (SP/FR) bezeichnete ihn als «einen der profiliertesten Politiker der Schweiz», der unverwandt «sagte, was gesagt werden muss.» Und weil die Parlamentarier dies wussten, hätten sie ihm auch aufmerksam zugehört. Obwohl er sich mit Leib und Seele für SP- und gewerkschaftliche Anliegen stark gemacht habe, habe Leuenberger stets lösungsorientiert politisiert.
Kantonsratspräsidentin Christine Bigolin (SP/Aetigkofen) charakterisierte Leuenberger als «politisches Naturtalent»: sowohl kämpferisch-rebellisch als auch versöhnlich-staatsmännisch habe er situativ richtig auftreten können, dazu stets mit Humor und Sinn für sprachliche Feinheiten.
Für Paul Rechsteiner (SP/SG), Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes war «Aschi» ein Gewerkschafter, der sich auch der Veränderung stellen konnte und auch deshalb viel erreicht habe. Ebenso habe Leuenberger es verstanden, den Arbeitern immer wieder die Welt zu erklären. «Er brauchte keinen PR-Berater. Er hatte die Menschen einfach gern.» Ein rhetorisches Highlight zum Schluss war die Ansprache des Schriftstellers Peter Bichsel.
Ernst-Leuenberger-Marsch
Der Gruss der Fahnendelegationen wurde musikalisch vom Spiel der Kantonspolizei Solothurn begleitet. Der heitere «Ernst Leuenberger-Marsch» wurde erst kürzlich zum 25-Jahre-Politikjubiläum von Ernst Leuenberger komponiert und an der Polizeibrevetierung uraufgeführt. Komponist Reto Borer dirigierte. Susanne Z'Graggen spielte zwischen den Ansprachen auf der Orgel. Eine lange Schlange von Trauergästen legte zum Schluss rote Nelken zu Ehren des Verstorbenen nieder.