Sie ist ein Meilenstein sowohl für die Oberaargauer Hausärzte als auch für das Spital SRO: Die neue Notfalldienstorganisation mit einem Notfallzentrum. Die Hausärzte von Herzogenbuchsee über Langenthal bis Huttwil leisten ihren Notfalldienst künftig am Spital Langenthal.
Es ist die neue Zeitrechnung im Bereich des ärztlichen Notfalldienstes, die am kommenden Montag beginnt. Die Hausärzte von Herzogenbuchsee über Langenthal bis hinauf nach Huttwil verrichten ihren Notfalldienst künftig nicht mehr in ihrer eigenen Praxis, sondern in einer Notfallpraxis am SRO Spital Langenthal (wir berichteten). Diese neue Abteilung bildet zusammen mit der bisherigen Notfallstation am SRO ein neues Notfallzentrum - es wurde gestern den Medien vorgestellt.
Längerer Weg, aber kein Rückschritt
Die neue Notfallpraxis ist ein gemeinsames Projekt des Ärztlichen Bezirksvereins Oberaargau und der SRO AG. Markus Frey, Präsident des Bezirksvereins, erläuterte die Gründe für diese neue Organisation: «Wir haben im Oberaargau den höchsten Altersdurchschnitt der Hausärzte im Kanton Bern. Mit diesem System soll unser Beruf wieder attraktiver werden.»
Die zeitliche Belastung durch die Praxispräsenz und den Notfalldienst werde immer grösser - ebenso wie die Unsicherheit bezüglich Patientenströmen. Der Bezirksverein hat sich deshalb entschieden, aus bisher vier Notfalldienstkreisen zwei zu machen. Einer davon beinhaltet Niederbipp und Umgebung mit Standort am SRO Spital Niederbipp - der andere Langenthal und Umgebung.
Frey räumte zwar ein, dass für einige Patienten aus dem Oberaargau der Weg zum Notfalldienst länger werde, «was medizinisch aber kein Rückschritt ist». Denn für wirklich dringende Notfälle sei sowieso die Ambulanz oder die Rega zuständig, erklärte er. Für die Patienten bedeute die neue Organisation einen unkomplizierten Zugang zu einer effizienten, kostengünstigen Behandlung. Für die Hausärzte reduziere sich die Notfalldienstbelastung deutlich. Frey konkretisierte: «Früher leisteten Hausärzte im Oberaargau im Jahr durchschnittlich 42 Notfalleinsätze. Jetzt werden es noch 28 pro Jahr sein.»
Triagestation mit Ersteinschätzung
Die Notfallpraxis, wo die Hausärzte künftig Dienst leisten, wurde innerhalb eines halben Jahres für zirka 800 000 Franken gebaut. Fast der gesamte Teil davon (750 000 Franken) finanzierte die Stiftung SRO (siehe Text unten links). Der Anbau war unumgänglich, denn laut Spitaldirektor Hans Peter Kuert häuften sich in den letzten Jahren die Notfälle - was die bisherige Notfallstation stark belastet und bei den Patienten oft zu längeren Wartezeiten geführt habe.
Durch den Anbau konnte eine Triagestation eingerichtet werden, wo die Patienten nach einer Ersteinschätzung entweder in die stationäre oder in die ambulante Behandlung überwiesen werden können. Kuert erhofft sich durch die neue Organisation auch eine intensivere Vernetzung mit den regionalen Hausärzten. Er ist überzeugt: «Alle Bereiche des Gesundheitswesens müssen in Zukunft vemehrt zusammenarbeiten.»
Die neuen Räumlichkeiten beinhalten einen Wartesaal, zwei Behandlungszimmer, ein Arztbüro sowie zwei Zimmer, in denen kleinere medizinische Eingriffe vorgenommen werden können. Die Hausärzte werden die Notfallpraxis jeweils abends von 18 bis etwa 22 Uhr und donnerstags, samstags und sonntags ab 13 Uhr besetzen. Die SRO AG plant weiter, ab Sommer die Notfallpraxis auch tagsüber zu führen. «Wir werden dafür Investitionen tätigen und Fachärzte anstellen», so Kuert. Die Betriebskosten für das Notfallzentrum seien noch nicht absehbar. «Zuerst müssen wir Erfahrungen sammeln. Aber wir erhoffen uns natürlich einen Mehrertrag.» (mz/tg/aen)