Sara Stalder (48), Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz, animiert geradezu zum Auslandeinkauf. Sie selbst besorgt regelmässig so Hygieneprodukte wie Shampoo: «Wenn sich die Politik nicht bewegt, bewegt sich halt der Konsument».
Ein schlechtes Gewissen hat sie deshalb nicht, wie sie dem «SonntagsBlick» sagt: «Grosskonzerne schöpfen in der Schweiz ihre Gewinne ab.» Die enormen Preisunterschiede für Importprodukte schadeten den Schweizer Konsumenten und dem Gewerbe. Stalder: «Damit wird nur Volksvermögen vernichtet – eine bodenlose Frechheit.»
Für Thomas Minder (54), Schaffhauser Ständerat und Vater der Abzockerinitiative, ist dagegen klar: «Wegen ein paar Rappen Ersparnis im Ausland einzukaufen, ist absolut unpatriotisch.»
Gerade in schwierigen Zeiten müssten die Schweizer zusammenhalten und die heimische Wirtschaft stützen. Minder appelliert an die Schweizer Konsumenten: «Schaut über euren eigenen Tellerrand hinaus, seid solidarisch und ehrt einheimisches Schaffen!»
Auch die Baselbieter Grünen-Nationalrätin Maya Graf (52) hält nichts vom Einkauf jenseits der Grenze. «Ich kaufe regionale Produkte!» Wenn man wisse, dass Fleisch und Eier in der EU in Massentierhaltung produziert werden, könne man nicht ohne schlechtes Gewissen im Ausland einkaufen. Ausserdem, so Graf: «Einkaufstourismus ist total kurzfristig gedacht.» Irgendwann sei dadurch auch der eigene Arbeitsplatz bedroht. Tatsächlich sind bereits jetzt Hunderte Stellen in der Schweiz in Gefahr.
Wegen der Deflation lancierte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (62, FDP) bereits eine Diskussion über Lohnsenkungen. Und seine Bundesratskollegin Eveline Widmer-Schlumpf (58, BDP) ruft zur Unterstützung der Schweizer Wirtschaft auf: «Unser Gewerbe ist darauf angewiesen, dass die Leute ihr Geld hier ausgeben.» Hohe Preise zu beklagen, helfe nicht. «Schliesslich haben wir auch Schweizer Löhne.»