«Wanderer, Schüler und Velofahrer sind gefährdet, wenn der Kanton die Tempolimite von 70 km/h aufhebt», befürchtet Hans Kaufmann. Mit einer Einsprache will der Lehrer aus Oberrüti verhindern, dass die 70er-Tafeln entfernt werden. In Aarau gibt man sich bedeckt: «Das ist ein laufendes Verfahren, der Entscheid ist nicht definitiv.
Fabian Hägler
Hans Kaufmann steht am Strassenrand, schaut nach links und rechts und überquert dann rasch die Fahrbahn. «Wenn die Autos korrekt mit 70 km/h fahren, reicht die Zeit zum Reagieren», sagt der Sekundarlehrer, der seit rund 40 Jahren in Oberrüti wohnt. Ebenso lang gelte am nördlichen Dorfeingang schon Tempo 70, erinnert sich Kaufmann. Doch wenn es nach dem kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt geht, soll sich dies bald ändern. Die beiden 70er-Tafeln sollen entfernt werden, künftig dürften die Autolenker dort 80 km/h fahren.
«Problematisch ist dies vor allem für Schüler, Velofahrer und Wanderer, die hier die Strasse überqueren wollen», sagt Kaufmann. Das Bild macht die kritische Situation deutlich: Der Verkehr von links ist für Fussgänger erst spät sichtbar, weil die Fahrzeuge aus einer Kurve kommen.
Bisher nicht als Unfallstelle bekannt
«Wenn die Autos künftig schneller fahren, wird die Überquerung der Strasse hier noch schwieriger», befürchtet Kaufmann. Dies gelte nicht nur für Fussgänger, sondern auch für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge, sagt er.
Laut Hans Kaufmann haben sich an dieser Stelle bisher keine Unfälle ereignet. «Aber mit der höheren Geschwindigkeit steigt auch diese Gefahr», meint er. Während der Schulzeit fährt Kaufmann täglich viermal mit seinem Velo an der Stelle vorbei. «Dabei erlebe ich immer wieder, wie Schüler aus dem Hobackerquartier hier mit ihren Fahrrädern die Strasse überqueren», sagt er. Die eigentlich vorgesehene Route über die Kreuzung beim Restaurant Rössli bedeute für sie einen grossen Umweg, «deshalb wählen sie diesen Weg», sagt er.
Hans Kaufmann hat die Situation in Oberrüti am Dienstag mit zwei Experten der kantonalen Sektion Verkehrstechnik angeschaut. «Sie wollten mich zum Rückzug meiner Einsprache bewegen, aber ich halte sie aufrecht», erklärt er.
Tempo 70 bis Ende Sommerferien
Einer davon war Harald Potthast, in der Sektion Verkehrstechnik zuständig für Signalisationsfragen. «Wir haben mit Herrn Kaufmann ein Gespräch geführt und seine Position zur Kenntnis genommen», sagt er. Inhaltlich will sich Potthast derzeit nicht zu Kaufmanns Einsprache äussern. «Das ist ein laufendes Verfahren, wir werden nun weitere Überprüfungen vornehmen und danach eine Stellung-nahme abgeben», sagt Potthast.
Er betont, dass noch kein definitiver Entscheid gefallen sei. «Der Widerruf der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 70 km/h wurde im Amtsblatt publiziert, die Einsprache von Herrn Kaufmann hat nun zur Folge, dass dies nicht vollzogen wird», erklärt Potthast. Mit einem Entscheid sei voraussichtlich nach den Sommerferien zu rechnen, blickt er voraus.