Streitgespräch
Kampfwahl mit einem klaren Favoriten

Am 29. November wird in Zufikon das neue politische Oberhaupt gewählt. Christian Baumann ist Favorit, Rolf Vogt Herausforderer. Im ersten Ammann-Wahlgang erzielte der damals wild angetretene Christian Baumann 427 Stimmen. Rolf Vogt erreichte 385 Voten.

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Duell

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Aargauer Zeitung

Lukas Schumacher

Christian Baumann

56-jährig, Finanzfachmann/Kaufmann, Inhaber zweier Beratungsfirmen; verheiratet, Vater von zwei jungen Erwachsenen, seit 24 Jahren in Zufikon wohnhaft. Politische Aktivitäten: 6 Jahre Finanzkommission, 2 Jahre Gemeinderat, vor zwei Monaten Wiederwahl als Gemeinderat. Hobbys: Familie, Kochen, Weine, Bobsport.

Wie lautetet Ihr Kurzkommentar zum ersten Zufiker Wahlgang vor zwei Monaten?

Christian Baumann: Für mich persönlich lief es mit dem Bestresultat bei der Gemeinderats- und bei der Ammannwahl sehr gut. Alle drei Bisherigen schnitten erfreulich ab. Offenbar hat die Wählerschaft unsere Arbeit honoriert.

Rolf Vogt: Auch ich bin sehr zufrieden. Als Neuling erreichte ich den angestrebten Gemeinderatssitz für die SVP Zufikon. Und in der Ammannwahl fehlten bloss 42 Stimmen auf Mitbewerber Christian Baumann.

Christian Baumann: Moment, Herr Vogt. Ich habe mich ja erst kurzfristig, quasi als Wilder, zur Ammannkandidatur entschlossen. Dass der offizielle Gemeindeammannkandidat Rolf Vogt weniger Stimmen machte, zeigt eines: Die Mehrheit der Dorfbewohner will sich nicht auf ein Abenteuer einlassen. Sie setzt auf ein bisheriges Gemeinderatsmitglied und somit auf Kontinuiität.

Rolf Vogt

58-jährig, Wirtschaftsinformatiker, Unternehmer mit Firma in Gründung; Vater von drei erwachsenen Kindern, seit 29 Jahren in Zufikon wohnhaft. Politische Aktivitäten: Vizepräsident und Aktuar der SVP Zufikon; vor zwei Monaten in den Gemeinderat gewählt. Hobbys: Singen im Chor Songria, Joggen und Reisen.

Rolf Vogt: Von einem Abenteuer kann keine Rede sein. Man könnte es auch anders formulieren: Recht viele Stimmberechtigte wollen eine neue, frische Kraft an der Spitze der Gemeinde. Ich hoffe, dass Ende November noch einige Leute mehr den Wechsel per Stimmzettel befürworten.

Vieles deutet darauf hin, dass der neue Ammann Christian Baumann heisst. Wird die Wahl zu einer klaren Angelegenheit?

Christian Baumann: Von einer klaren Sache würde ich nicht sprechen. Aber ich bin guten Mutes. Vermutlich hat Herr Vogt das SVP-Stimmenpotenzial im ersten Wahlgang ausgeschöpft. Es dürfte bei 400 liegen. Mein Stimmenpotenzial ist höher. Die meisten parteilosen Zufiker sowie auch Stammwähler anderer Parteien als der SVP wollen einen Gemeindeammann mit Gemeinderatserfahrung. Diese Erfahrung geht Herrn Vogt ab.

Rolf Vogt: Ich bin ebenfalls zuversichtlich. Weil die Favoritenrolle klar vergeben ist, habe ich im Grunde genommen gar nichts zu verlieren. Eines weiss ich mit Sicherheit: Die SVP steht voll hinter meiner Kandidatur. Ob wirklich alle Wähler ausserhalb der SVP für Herrn Baumann stimmen, wird sich zeigen. Erfahrung allein bringts nicht.

Wo sehen Sie Ihre Stärken?

Rolf Vogt: Ich bin führungserfahren und ein politisch unbelasteter Newcomer. Zudem kann ich offen auf Leute zugehen. Die Kommunikation und der respektvolle Umgang mit Leuten sind zwei meiner Pluspunkte.

Christian Baumann: Führungserfahrung, Zuverlässigkeit und Teamgeist zähle ich zu meinen Stärken. Qualitäten als Organisator besitze ich auch.

Bitte ein paar Sätze über ihren Mitkonkurrenten.

Christian Baumann: Politisch hat man Rolf Vogt in den letzten Jahren kaum wahrgenommen. Seine persönlichen Ansichten und Meinungen sind nicht bekannt. In Zufikon gibt die SVP-Parteivorsitzende Anweisungen, und die Parteiangehörigen tanzen nach ihrer Pfeife. Das kam auch an der Podiumsdiskussion vor der Gemeinderatswahl zum Ausdruck. Die Parteipräsidentin gab Herrn Vogt vor allen Leuten Instruktionen. Sorry, aber ein Gemeinderat muss eigenständig agieren können.

Rolf Vogt: Das kann ich sehr wohl. Den Beweis, dass ich engagiert, verantwortungsbewusst und sehr sachbezogen arbeite, werden ich nächstes Jahr in der Gemeindebehörde Zufikon antreten. Darauf freue ich mich.

Christian Baumann: Schön. Ich traue Ihnen auch durchaus zu, dass Sie in die Rolle eines umsichtigen Gemeinderates hineinwachsen. Jetzt geht es aber um den Gemeindeammannjob. Der hat, bei allem Respekt, eine grössere Schuhnummer.

Rolf Vogt: Da verraten Sie nichts Neues. Was zu denken gibt, ist Ihre Haltung in der Gemeindeammann-Frage, Herr Baumann. Sie sind doch nachträglich auf das Ammannkarussell aufgesprungen, um einen SVP-Gemeindeammann zu verhindern. Geben Sie das doch zu.

Christian Baumann: Stimmt nicht. Ich habe das früher schon klargestellt und wiederhole es gerne nochmals: Ich ging davon aus, dass eine Person den Ammannjob ausüben wird, die über Erfahrung als Gemeinderat verfügt. Als dies überraschenderweise nicht der Fall war, sprang ich in die Bresche.

Rolf Vogt: Völlig uneigennützig?

Christian Baumann: Ja. Es darf nicht sein, dass ein unbeschriebenes Blatt das wichtigste politische Amt einer Gemeinde ausübt. Dass die SVP nun mit Ihnen, Herr Vogt, im Gemeinderat vertreten ist, finde ich okay. Das sagte ich übrigens schon vor der Wahl. Jetzt stehen Sie und Ihre Partei in der Verantwortung.

Zufikon belegt in einer Attraktivitäts-Rangliste der «Weltwoche» den 103. Platz unter den rund 3000 Schweizer Gemeinden mit über 2000 Einwohnern.

Christian Baumann: Eine erfreuliche Momentaufnahme. Unsere Wohngemeinde hat ja auch einiges zu bieten. Stichworte dazu sind die enge Anbindung an den öffentlichen Verkehr, der moderate Steuerfuss von 88 Prozent oder unser Gemeindegebiet, das nebst den Wohnzonen viele Freiflächen und Erholungsräume aufweist.

Rolf Vogt: Platz 103 darf sich wirklich sehen lassen. Überbewerten sollte man solche Rankings nicht. Bestätigt wird aber, dass es um unsere Wohn- und Lebensqualität recht gut bestellt ist. Zufikon kann noch attraktiver werden für wohlhabende Zuzüger und Steuerzahler. Das Instrument dazu heisst Ausscheidung einer Landhauszone im Rahmen der aktuellen Zufiker Nutzungsplanungs-Revision.

Christian Baumann: Nein, das glaube ich nicht. Eine Landhauszone respektive Villenzone würde sehr viel Land verschleissen. Abgesehen davon bietet sie keinerlei Gewähr, dass Multimillionäre nach Zufikon zügeln. Sehr reiche Leute haben ihre Wohnparadiese anderswo.

Schlussfrage: Eine Gemeindefusion ist für Zufikon kein Thema?

Rolf Vogt: Nein, aus meiner Sicht bestimmt nicht. Unsere funktionierende Gemeinde muss unbedingt eigenständig bleiben.

Christian Baumann: In diesem Punkt sind wir uns einig. Zufikon ist eine stattliche Gemeinde mit jetzt 4033 Einwohnern geworden. Ich sehe keinerlei Fusionsbedarf.