USA
Joe Biden möchte wissen, woher Sars-CoV-2 stammt

Der US-Präsident schickt seine Geheimdienste auf die Suche nach dem Ursprung der Pandemie nach Wuhan. China protestiert. Auch Forscher wollen Klarheit.

Bruno Knellwolf
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Im Wuhan Institute of Virology wurde Ende 2019 mit Coronaviren geforscht. Hier treffen Mitglieder der WHO Anfang Februar 2021 zur Kontrolle ein.

Im Wuhan Institute of Virology wurde Ende 2019 mit Coronaviren geforscht. Hier treffen Mitglieder der WHO Anfang Februar 2021 zur Kontrolle ein.

Ng Han Guan / AP

Am Mittwoch hat US-Präsident Joe Biden erklärt, die Geheimdienste wüssten nicht, wie das Coronavirus in die Welt gekommen sei. Bei 600000 Coronatoten allein in den USA eine berechtigte Frage. Es gebe dazu unterschiedliche Thesen, aber keine definitiven Antworten. Deshalb hat Biden die US-Geheimdienste angewiesen, noch einmal genau nachzuforschen und in 90 Tagen einen Bericht zu erstatten.

Am meisten zu reden gibt dabei die Hypothese, das Ende 2019 entdeckte Coronavirus Sars-CoV-2 könnte bei einem Unfall aus dem Wuhan Institute for Virology (WIV) entwichen sein. Tatsächlich wird in diesem Institut schon länger an Coronaviren geforscht, auch an jenen, die ihren Ursprung bei Fledermäusen haben.

Auch Wissenschafter wollen Klarheit

Aus diesem Grund haben diese Woche auch 18 namhafte Wissenschafter im Fachmagazin «Science» gefordert, dieser Spur nochmals nachzugehen. Im letzten WHO-Bericht vom Februar wird die Möglichkeit eines Laborunfalls als extrem unwahrscheinlich bezeichnet. Der WHO-Bericht hat aber nach Mitunterzeichner Richard Neher von der Universität Basel keine aussagekräftigen Resultate geliefert und die Möglichkeit eines Unfalls nur am Rande behandelt.

Auch US-Präsident Biden hat dieses politisch extrem heikle Szenario erwähnt, nachdem das Virus nicht auf dem Tiermarkt von Wuhan von einem Tier auf den Menschen übersprungen sei, sondern aus einem chinesischen Labor stamme. Solche Andeutungen hat schon sein Vorgänger Donald Trump gemacht und bewusst vom «China-Virus» gesprochen, was antiasiatische Ressentiments erzeugt hat.

Scharfe Reaktion aus Peking

Deshalb reagiert die chinesische Regierung nun auch scharf auf Bidens Ansinnen. Aussenamtssprecher Zhao Lijian warf den USA am Donnerstag in Peking vor, die Suche zu politisieren und China die Schuld an der Pandemie geben zu wollen. Er wehrte sich gegen den Verdacht, das Virus sei aus einem chinesischen Labor entwichen, und verwies auf die vorhin genannte Ermittlung der WHO, nach der eine undichte Stelle in einem Labor «extrem unwahrscheinlich» sei. Chinas Offenheit sei dabei von der WHO gelobt worden, sagte Zhao Lijian.

Er drehte den Spiess gleich um und machte Andeutungen, dass das Virus aus einem US-Militärlabor in Fort Detrick oder anderswo entsprungen sein könnte, um danach irgendwie nach Wuhan zu gelangen.

Zoonose ist die deutlich wahrscheinlichste Variante

Für den Epidemiologen Marcel Salathé liegt die Annahme eines natürlichen Übersprungs vom Tier auf den Menschen sehr nahe, weil das ständig passiert und die Problematik der Tiermärkte in Wuhan bekannt sei. Auch Neher hält die Zoonose für die deutlich wahrscheinlichste Variante. Da das WIV aber gerade zu dieser Zeit mit Coronaviren experimentiert habe, müsse die Möglichkeit eines Laborunfalls genau geklärt werden, um das ausschliessen zu können.