Rund 40'000 Frauen arbeiten illegal in Schweizer Haushalten. Hochgerechnet auf die Bevölkerung ist jede 200. Person, die in der Schweiz lebt, eine illegale Hausangestellte. Das soll sich ändern. Sie sollen mehr rechtliche Sicherheit bekommen.
Es sind stets Einzelfälle, die die Wellen werfen: so wie bei der Hausangestellten, die jahrelang in Schweizer Wohnungen Böden wischt und Kinder hütet und dann bei einer Personenkontrolle im Bus erwischt wird.
Weil sie keine Papiere besitzt und sich illegal in der Schweiz aufhält, droht ihr die Ausweisung. Je nach Integrationsgrad helfen dann Kontakte, die eine Haushalthilfe während ihres Engagements aufbauen konnte: Arbeitgeber, Nachbarn und möglicherweise auch Lehrer der Kinder wehren sich gegen Ausweisungen.
Keine Einzelschicksale
Einzelfälle machen betroffen, täuschen aber über das soziale Ausmass hinweg: Laut der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich arbeiten rund 40'000 Sans-Papiers ohne Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung in Schweizer Haushalten.
Hochgerechnet auf die Bevölkerung ist jede 200. Person, die in der Schweiz lebt, eine illegale Hausangestellte. Die Zahlen sind nicht neu. Eine im Sommer veröffentlichte Studie geht davon aus, dass im Kanton Zürich jeder 17. Haushalt eine Illegale beschäftigt.
Hausarbeit entspricht dem Zeitgeist: Mütter und Väter wollen arbeiten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hinkt der Realität hinterher. Kommt hinzu: Die Migrationspolitik fördert fast ausschliesslich die Zuwanderung von hoch qualifizierten Arbeitskräften – was die Situation eher verschärft.
Nicht mehr wegzudenken
Denn wer kümmert sich um Kinder, Kochen und Putzen? Weil jemand diese Arbeit verrichten muss, sind die papierlosen Haushalthilfen kaum mehr wegzudenken. Ohne Job könnten diese wiederum nicht bleiben.
Der Verein «Hausarbeit aufwerten – Sans-Papiers regularisieren» verleiht den Sans-Papiers eine Stimme. Eine einjährige Kampagne soll über die Situation der Haushalthilfen aufklären. Involviert sind rund 30 Trägerorganisationen.
Letzte Woche traten sie an einer Medienkonferenz auf. Auch Betroffene äusserten sich. Der Tenor: Man wolle keine Wohltätigkeit, sondern rechtliche Sicherheit und besseren Schutz vor Ausbeutung. Falls ein Arbeitgeber eine illegale Haushalthilfe schlecht oder gar nicht bezahlt, hat das selten rechtliche Konsequenzen. Zu sehr fürchten die Sans-Papiers ihre Ausweisung.
Vorbild Westschweiz
In der Romandie fand man einen Weg, die arbeitsrechtliche Situation mit der Einführung der Chèques-emploi aufzuwerten. Sans-Papiers werden instruiert, wie sie sich bei den Sozialversicherungen und der Quellensteuer anzumelden haben.
Das kann über Chèques-emploi geschehen, ohne dass gleichzeitig das Migrationsamt informiert wird. Der (illegale) Arbeitnehmer muss Abgaben und Steuern bezahlen, ist im Gegenzug bei Unfall oder Krankheit versichert. Der Verein fordert unter anderem die Einführung der Chèques-emploi schweizweit.
Damit nicht genug: Das Ziel sei, den Betroffenen eine Aufenthaltsbewilligung zu verschaffen. Zumindest soll ihnen der Zugang zu Arbeitsgerichten garantiert werden, ohne dass sie eine Ausweisung befürchten müssen.
Bilanz wird in einem Jahr gezogen: Dann endet die Kampagne mit der Einreichung einer Interpellation. Und dann zeigt sich, ob die nationalen Politiker von der Notwendigkeit neuer Gesetze überzeugt werden konnten.