Nazi- und Holocaustvergleiche nähmen zu, heisst es beim Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Der Präsident warnt vor einer Banalisierung.
«Wir respektieren diesen Schritt.» So reagierte Herbert Winter, der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) am Sonntagabend auf den Rücktritt von Jonas Fricker als Nationalrat. Winter warnt aber vor der «Banalisierung des Holocausts». Er hält in einer Mitteilung fest: «In der letzten Zeit hören wir immer öfter Nazi- und Holocaustvergleiche. Egal ob dahinter mangelnde Sensibilität oder schlicht Nichtwissen steckt: Solche Vergleiche sind immer verletzend und inakzeptabel.» Nicht nur in der Politik, sondern auch «in gewissen Tierschützerkreisen» hört man laut SIG vermehrt Vergleiche. «Das kann so nicht weitergehen.» Diese Banalisierung dürfe nicht Courant normal werden. Winter: «Sie ist nicht nur verletzend, sondern unserer Kultur unwürdig.»
Jonas Fricker hatte seine Aussage zu Schweinetransporten und Holocaust am letzten Donnerstag im Rahmen der Debatte um die Fair-Food-Initiative der Grünen im Nationalrat gemacht. Diese will Produkte aus industrieller Massenproduktion vom Schweizer Markt fernhalten. Der Nationalrat lehnte die Volksinitiative mit 125 zu 37 Stimmen bei 23 Enthaltungen ab. Wie umstritten die Vorlage der Grünen ist, zeigt auch die Abstimmungsempfehlung der Umweltverbände: Deren Allianz empfahl den Parlamentariern Stimmfreigabe. Nun geht das Geschäft als Nächstes in den Ständerat.