«TalkTäglich»
Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf Pollen – die Experten haben hilfreiche Tipps

Niesreiz, brennende Augen und triefende Nase: In der Schweiz leiden rund 1,2 Millionen Menschen unter einer Pollenallergie. Meist machen sich die ersten Anzeichen im Kindesalter bemerkbar. Die Symptome können allerdings auch phasenweise oder erst viel später auftreten.

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«Ich hatte auch schon eine 82-jährige Patientin, die zum ersten Mal unter Heuschnupfen litt», sagt Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich, in der Sendung «TalkTäglich». Betagte Menschen würden zwar seltener Pollenallergien entwickeln, aber stärker darunter leiden.

Bei einer Pollenallergie handelt es sich nicht um eine «Schwäche», sondern um «eine Fehlleistung des Immunsystems – eine überschiessende Reaktion», wie Schmid-Grendelmeier betont.

Besonders Stadtmenschen sind heute stärker betroffen. Warum das so sei, will Moderator Markus Gilli wissen. «Es beginnt bereits da, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger Heuschnupfen haben als andere. Auf dem Bauernhof hat es den sogenannten gesunden Dreck, der das Immunsystem stimuliert», erklärt Schmid-Grendelmeier. In der Stadt hingegen seien die Pollen oft in Siedlungen «gefangen». Zudem würden Pollen auch auf Umweltbedingungen wie Schadstoffe in der Luft oder wenig Wasser reagieren. «Wenn die Birke gestresst ist, bildet sie mehr Eiweiss in den Pollen. Messungen haben ergeben, dass 100 Gramm Pollen in der Stadt sehr viel mehr Stoffe enthalten, die eine Allergie auslösen, als diejenigen auf dem Land.»

Arztbesuch nicht immer nötig

Viele Antworten kennt auch die moderne Forschung noch nicht. Auf der Suche nach Antworten hat das Unispital nun die App Ally Science entwickelt, mit der sie herausfinden wollen, wie viele Menschen, wann wo betroffen sind. «Wir hoffen, das Gewicht des Heuschnupfens besser darlegen zu können. Diejenigen Patienten, die lediglich in die Apotheke und nicht zum Arzt gehen, erfassen wir gar nicht.»

Pollenallergien müssten nicht in jedem Fall vom Arzt behandelt werden, erklärt Schmid-Grendelmeier: «Ich bin froh, dass die Apotheken die leichten Fälle auffangen, denn häufig reicht das auch. Zum Arzt sollte man dann, wenn es gefährlich wird, wenn man beispielsweise Mühe hat mit der Atmung.»

Wer unter starken Beschwerden und seit mehreren Jahren an Heuschnupfen leidet, dem rät er zu Immuntherapie, allerdings sei es wichtig, dass die Leute gut beraten würden.

Auch Apotheker Yves Platel hat Tipps für die Heuschnupfen-Geplagten: «Pollen sind überall. Duschen sollte man deshalb besser am Abend.» Die Kleider sollte man nicht im Schlafzimmer ausziehen und die Fenster tagsüber geschlossen halten, auch Pollengitter können helfen. (sam/kob)