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Am Donnerstag hat ein als Schwarzer verkleideter Mann vor der Firma Gutmann Plattenbeläge in Rorschach Dubler-«Mohrenköpfe» verkauft. Inhaber Gerd Gutmann über die Hintergründe und Beschimpfungen wie «Saurassist», mit denen er nun konfrontiert ist.
«Unverschämtheit», «deplatziert», «muss nicht sein»: Die Nachricht, dass ein als Schwarzer verkleideter Unbekannter am Donnerstag in aller Öffentlichkeit in Rorschach Dubler-«Mohrenköpfe» verkauft hat, sorgt für teils massive Reaktionen. Insbesondere auf Social Media gehen die Wogen hoch: Es setzt Kritik daran, dass jemand derart provozieren müsse. Viele äussern sich aber auch begeistert – die Rede ist von einer «Hammeraktion» oder davon, dass Spass sein müsse.
Einer, der diese Aktion alles andere als lustig findet, ist Gerd Gutmann. Der 42-Jährige ist Inhaber der Firma Gutmann Plattenbeläge, die seit einigen Jahren in Rorschach ansässig ist. Auf deren Grund fand der Verkauf der umstrittenen Süssigkeiten statt. Gutmann bestätigt auf Anfrage, dass der Mann zwar über eine Bewilligung für den «Mohrenkopf»-Verkauf verfügt habe, der Firma aber keinen reinen Wein über die Art und Weise eingeschenkt habe.
«Vor einigen Wochen trat der Mann an uns heran mit dem Anliegen, einmal pro Woche Würste vor unserem Unternehmen zu verkaufen», blickt Gerd Gutmann zurück. Hintergrund: Immer am Freitag verkauft ein anderer Anbieter Poulets am selben Standort. Gerd Gutmann erteilte dem Mann die Bewilligung für den Wurstverkauf, der dann auch einige Male stattfand.
Anfang Woche nun habe der Mann gemeldet, dass der Wurstverkauf nicht so richtig funktioniere, so Gerd Gutmann weiter.
Er fragte dann, ob er auch Dubler-‹Mohrenköpfe› verkaufen könne.
Gerd Gutmann hatte nichts dagegen. Dies, weil der ganze Wirbel der vergangenen paar Wochen rund um die Bezeichnung «Mohrenköpfe» und die Weigerung des Unternehmens, sie umzubenennen, komplett an ihm vorbeigegangen sei, wie er sagt. Er sei auch ob des Wortes «Mohrenköpfe», das der Mann bei der Anfrage benutzt habe, nicht hellhörig geworden. Er betont allerdings: «Davon, dass sich der Mann für den Verkauf als Schwarzer verkleiden wollte, war nie die Rede. Wenn ich davon gewusst hätte, hätte ich diese Aktion niemals bewilligt.»
Wie hat Gerd Gutmann den Wirbel rund um die Aktion vor seinem Unternehmen erlebt? «Plötzlich kam die Polizei und fragte, ob der Mann eine Bewilligung für seinen Stand habe», erklärt der Firmenchef. Er habe dies mit Ja beantwortet, worauf die Polizei wieder abgezogen sei. Weil Gutmann durch einen anderen Eingang in die Firma gegangen sei, habe er den Mann zuvor gar nicht bemerkt. Erst durch Fotos, die dann auch in den Onlinemedien auftauchten, habe er bemerkt, was vor seinem Unternehmen während einiger Stunden abgegangen sei.
Dass seine Firma wegen der «Mohrenkopf»-Aktion nun national in den Schlagzeilen steht, passt dem Firmenchef gar nicht: «Solche Publicity brauchen wir nicht!», sagt er. Betroffen machen ihn mehrere E-Mails, in denen er als «Saurassist» beschimpft wird oder in dem seinem Unternehmen der Konkurs gewünscht wird. «Es gibt allerdings auch viele, die es lächerlich finden, dass wir nun als Rassisten hingestellt werden», sagt Gerd Gutmann. Wiederum andere hätten die Aktion zum Schmunzeln gefunden.
Gerd Gutmann hat den Mann, der zunächst Würste und dann «Mohrenköpfe» vor seiner Firma verkaufte, im direkten Kontakt als freundlich erlebt. «Ich bin auch überzeugt, dass er das Ganze nicht rassistisch gemeint hat», so Gutmann. Im ganzen Kontext der Diskussionen rund um Rassismus und die Dubler-«Mohrenköpfe» sei diese Aktion aber «einfach nur dumm» gewesen, sagt der Firmenchef. Er ärgert sich insbesondere darüber, dass der Mann ihm im Vorfeld verschwieg, dass er sich als Schwarzer verkleiden würde. Gutmann:
Ich fühle mich hintergangen.
Der Mann werde von ihm keine Bewilligung für weitere Verkäufe – von was auch immer – erhalten, sagt Gerd Gutmann. Er betont: «Wir sind keine Rassisten.» So beschäftigt das Unternehmen unter seinen 13 Mitarbeitenden auch einen dunkelhäutigen Lehrling. «Er hatte zuvor über ein Dutzend Absagen erhalten.»