Corona-Krise
«Ich darf niemanden anstecken» – Daniel Koch über die Massnahmen des Bundes

Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten, bezeichnet den Bundesrats-Entscheid vom Montag als «mutigen Schritt». Nun liege es an der Bevölkerung, sich an die neuen Massnahmen zu halten.

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Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten, im Bundesamt für Gesundheit, informiert über die neuen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus am Freitag in Bern.

Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten, im Bundesamt für Gesundheit, informiert über die neuen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus am Freitag in Bern.

KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Seit Mitternacht befindet sich die Schweiz im Notstand. Um die Verbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, hat der Bundesrat am Montag die ausserordentliche Lage ausgerufen. «Der Bundesrat ist sehr weit gegangen», sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), am Dienstag gegenüber Radio SRF. Was der Bundesrat beschlossen habe sei wirklich ein Alarmschrei. «Wenn wir im Krieg wären, würde ich sagen: Jetzt heulen die Sirenen.»

2000 Corona-Tests täglich

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Tedros Ghebreyesus forderte ebenfalls am Montag, die einzelnen Länder müssten sehr viel mehr Menschen auf das Virus testen. Wie Daniel Koch im Interview bestätigte, habe man sich in der Schweiz zunächst auf Risikopatienten konzentriert. Obwohl hierzulande schon sehr breit getestet würde, gehe es zunächst darum, zu unterscheiden ob Infizierte gefährdet seien und ins Krankenhaus müssten. Dazu würden landesweit bereits über 2000 Tests pro Tag durchgeführt.

Laut Koch könne die Schweiz auch noch mehr testen, sobald es die Kapazitäten zuliessen. Denn momentan liege es nicht an den Tests, sondern an der Durchführung und der dafür benötigten Infrastruktur. «Wir haben jetzt schon so viele Tests» sagte Koch, «dass wir mit dem Eingeben in die Computer nicht mehr nachkommen.» Die Spitäler in der Schweiz hätten in den vergangenen Tagen einen sprunghaften Anstieg der Patientenzahlen verzeichnet. Für Daniel Koch ist damit klar: «Es sind schon zu viele angesteckt. Und wenn es noch weitergeht, werden die Spitäler zusammenbrechen.»

«Ich darf nicht angesteckt werden und ich darf niemanden anstecken.»

Neben Risikopatienten auch diejenigen mit leichten Symptomen in medizinischen Einrichtungen zu versorgen, sei laut Daniel Koch derzeit nicht geplant. Die Schweiz habe ein grosses Spitalsystem und müsse nun Sorge tragen, dass dort genug Platz für die Schwerkranken sei. Es müssten keine Sporthallen in Spitäler umgebaut werden, wie es der WHO-Generaldirektor vorgeschlagen hatte. Koch zeigte sich dahingehend zuversichtlich. Die Schweizer Bevölkerung habe bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass leicht Kranke zu Hause bleiben könnten und das auch richtig machen würden.

Dass der Bundesrat schneller und mit noch einschneidenden Massnahmen hätte reagieren müssen, fand Daniel Koch nicht. Es sei immer leichter rückblickend zu sagen, was möglich gewesen wäre. Der Bundesrat habe aber nun einen sehr wichtigen Schritt gemacht. Ob sich das Virus weiter ausbreite, liege nun aber nicht an den Massnahmen des Bundes, sondern am Verhalten jedes Einzelnen. Letztlich müssten die Massnahmen von der Bevölkerung getragen und umgesetzt werden. Es brauche jetzt einen Ruck in der Schweiz. «Es ist so, das Virus ist bei uns. Wir müssen jetzt alles daransetzen, dass es sich nicht noch weiter ausbreitet», sagte Koch. Jeder und jede müsse nun wissen: «Ich darf nicht angesteckt werden und ich darf niemanden anstecken.»