Der Nahwärmeverbund der Kistenfabrik AG in Merenschwand wächst und wächst. Bis im Herbst sollen weitere Industrie- und Gewerbebetriebe ans Netz angeschlossen werden.
Jörg Baumann
Die Schulanlage, die Pfarrkirche, das Pfarrhaus, die Kaplanei, das Sigristenhaus, die Raiffeisenbank, die Baugenossenschaft und etliche Eigentümer von Privatliegenschaften decken ihren Wärmebedarf bereits heute aus Restholz der Kistenfabrik und aus Schnitzelholz vom nahen Wald. «Die Wärmeversorgung funktioniert tadellos. Es gab bis heute noch keine Pannen», stellt Peter Birrer, Geschäftsführer der Kistenfabrik AG in Merenschwand, fest. Das Leitungsnetz soll weiter ostwärts wachsen.
Drei grosse Firmen und einige Eigentümer von Privatliegenschaften stellen ihr Heizungssystem auf die umweltfreundliche Holzenergie um. «Das ist ein Gebot der Stunde», sagt Birrer. Die Klimaveränderung sei heute für alle sichtbar - gerade wieder in den letzten Tagen, als gehäuft starke Gewitter übers Land gezogen seien und die Temperaturen extremen Schwankungen unterliegen würden.
Holz kommt aus der Nähe
Aktuell nutzt die Kistenfabrik mit zwei Öfen im Winter 3000 Schnitzelkubikmeter Holz. Rund zwei Drittel stammen aus dem Wald des Forstreviers Reusstal-Lindenberg, der Rest aus dem Restholz der Kistenfabrik. «Wir produzieren die Fernwärme am Ort. Es wäre eine Dummheit, das Holz von weit her nach Merenschwand zu karren und sinnlos Energie für den Transport zu verschleudern», sagt Birrer. Der Physiker denkt und handelt effizient. Und vor allem: Er wollte als Unternehmer seinen Kunden ein Vorbild sein.
Als Birrer mit der Produktion von Holzenergie begann, ersetzte er die herkömmlichen Tore in seiner Fabrik durch automatisierte, er isolierte die Aussenwände der Fabrik und rüstete die Kompressoranlage des Produktionsbetriebes mit einer Wärmerückgewinnungsanlage aus. «Natürlich verbrauchen wir in unserer Fabrik immer noch Strom - aber nur noch Ökostrom», betont Birrer. In seinem Wohnhaus entfernte er die Ölheizung, die erst vier Jahre alt war, und schloss sich an sein eigenes Nahwärmeversorgungsnetz an.
Seinen Kunden rät Birrer, zuerst den Verbrauch zu optimieren und dann erst die Holzenergie zu verwenden. «Mit einer modernen Gebäudeisolation und alternativen Energieträgern lässt sich der Verbrauch vorerst deutlich senken», sagt Birrer. Heizöl und Erdgas dürften nicht weiter für Raumheizungen verschleudert werden. Denn beide Energieträger gingen zur Neige - «Erdgas noch vor dem Erdöl». Erdöl solle man stattdessen für die Herstellung von Medikamenten einsetzen. Dass sich eine ländliche Region autark ohne Öl und Gas versorgen könnte, hält Birrer längst für erwiesen.
Einfach und preisgünstig
Peter Birrer erbrachte den Tatbeweis, dass die Anwendung von Holzenergie nicht kompliziert und sogar preisgünstig ist. «Der Tarif, den wir unseren Kunden anbieten, gehört zu den tiefsten im Kanton Aargau», sagt er. Das in der Nähe gewonnene Holz wächst jedes Jahr nach, mehr noch, als für die Energieversorgung verbraucht wird. Der Betrieb der Holzheizungen ist sicher und einfach. Und der Wärmeverlust ist weitaus geringer, als Laien glauben: «So 2 bis 3 Prozent», betont Birrer.