Hochrechnung
Die «Impf-Schnecke» Schweiz gibt Gas: Schon in 14 Wochen könnten 75 Prozent geimpft sein

Geht es in diesem Tempo weiter, wäre Anfang Dezember das Potenzial weitgehend ausgeschöpft. Der steigende Anteil Geimpfter dürfte auch Auswirkungen haben auf das Covid-Gesetz, über das am 28. November abgestimmt wird.

Nina Fargahi, Bruno Knellwolf, Patrik Müller
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Mit dem Ende der Sommerferien ist das Impftempo in der Schweiz deutlich angestiegen. Zum Schluss dieser Woche haben sich pro Tag durchschnittlich etwa 16 000 Menschen impfen lassen. Das sind gut doppelt so viele wie an den ersten Tagen im August.

Eine Hochrechnung der «Schweiz am Wochenende» zeigt: Bleibt das Impftempo so hoch wie in den vergangenen Tagen, dauert es bis zu einer 75-prozentigen Durchimpfung der Gesamtbevölkerung noch 14 Wochen. Anfang Dezember wäre es so weit. Nicht zuletzt deshalb ist der St. Galler Infektiologe Pietro Vernazza für den Winter recht zuversichtlich, er erwartet «keine schwerwiegenden Probleme», wie er im Interview sagt.

Das aktuelle Impftempo dürfte nicht nur wegen des Ferienendes hoch sein, sondern auch wegen der politischen Debatten. Ankündigungen wie jene, dass Tests bald kostenpflichtig werden, spielen eine Rolle. Allerdings ist unklar, ob die Geschwindigkeit so hoch bleibt.

Dafür spricht, dass die Zertifikatsausweitung, die vom Bundesrat diese Woche in Vernehmlassung gegeben wurde, zusätzliche Impf-Anreize setzt, etwa für Menschen, die Restaurants oder Fitnesscenter besuchen.

Dagegen spricht, dass sich gemäss Umfragen ein Viertel nicht impfen lassen will; das «Impfpotenzial» schrumpft also, je näher man der 75-Prozent-Quote kommt.

Zurzeit sind 4,5 Millionen vollständig geimpft

Aktuell sind etwa 4,5 Millionen Menschen in der Schweiz vollständig geimpft und 4,93 Millionen zumindest einmal. Das entspricht 57,1 Prozent der Gesamtbevölkerung (Kinder eingeschlossen, die sich bekanntlich nicht impfen lassen dürfen).

Die Darstellung zeigt die Entwicklung der erhaltenen, zugeteilten, ausgelieferten und verabreichten Impfdosen in der Schweiz und in Liechtenstein.

Die Darstellung zeigt die Entwicklung der erhaltenen, zugeteilten, ausgelieferten und verabreichten Impfdosen in der Schweiz und in Liechtenstein.

BAG

Die steigende Impfquote dürfte sich auch auf die Abstimmung über das Covid-Gesetz (Zertifikat) vom 28. November auswirken. Das Nein-Potenzial der Ungeimpften schrumpft. Politgeograf Michael Hermann sagte diese Woche auf Radio SRF, dass die Impfquote einen wichtigen Einfluss auf das Abstimmungsergebnis haben dürfte. Wer geimpft ist, dürfte eher für das Gesetz stimmen, gegen welches das Referendum ergriffen wurde und gegen das die grösste Partei, die SVP, die Nein-Parole ausgegeben hat.