Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler Beat Richner gestorben

Der Gründer der Kantha-Bopha-Spitäler in Kambodscha, Beat Richner, ist gestorben. Dies teilte der Stiftungsrat des Kinderspitals am Sonntag mit. Der Kinderarzt, Cellist und Musikclown «Beatocello» erlag mit 71 Jahren einer schweren Krankheit.

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Der Schweizer Kinderarzt Beat Richner ist im Alter von 71 Jahren verstorben. (Bild: KEYSTONE/Gaetan Bally)

Der Schweizer Kinderarzt Beat Richner ist im Alter von 71 Jahren verstorben. (Bild: KEYSTONE/Gaetan Bally)

Er «hinterlässt ein grosses, einzigartiges, erfolgreiches und sehr nachhaltiges Lebenswerk, das grösste Bewunderung verdient», schreibt die Stiftung Kinderspital Kantha Bopha am Sonntag in der Mitteilung.

Der Kinderarzt, Cellist und Musikclown «Beatocello» musste bereits im Frühling 2017 aus gesundheitlichen Gründen die Leitung seiner fünf Spitäler in Kambodscha aufgeben und in die Schweiz zurückkehren. Seine Stiftung hatte mitgeteilt, dass er an einer seltenen und unheilbaren Hirnerkrankung mit zunehmendem Funktions- und Gedächtnisverlust leide.

Die Leitung der Spitäler hatte er bei seinem Rücktritt an seinen Stellvertreter und Weggefährten Peter Studer übergeben. Der Fortbestand sei gesichert, betont die Stiftung auch jetzt.

Bundesrat Ignazio Cassis würdigte Richners Engagement am Sonntag auf Twitter. Der Arzt habe unzähligen Kindern in Kambodscha geholfen und «den Menschen Hoffnung gegeben».

Vom Zürichberg nach Kambodscha

Beat Richner hatte Anfang der 1990er Jahre seiner gutgehenden Praxis am Zürichberg den Rücken gekehrt. Der kambodschanische König Sihanouk hatte ihn angefragt, das unter dem Schreckensregime von Pol Pot zerstörte Kantha-Bopha-Spital («Duftende Blume»), benannt nach einer jung verstorbenen Tochter von König Sihanouk, zu renovieren. Nach der Einweihung im September 1992 gründete er von 1996 bis 2007 noch vier weitere Kliniken, drei in Phnom Penh und eine in Siem Reap.

Beat Richner im Jahr 2001 in Siem Reap. (KEYSTONE/Gary Kieffer)

Beat Richner im Jahr 2001 in Siem Reap. (KEYSTONE/Gary Kieffer)

Kambodschanischer Fonds sichert Zukunft der Kantha Bopha Spitäler

Im April 2018 hat der kambodschanische Premierminister Hun Sen den Trust Fonds «Kantha Bopha Kampuchea» gegründet. Damit soll die finanzielle Zukunft der fünf Spitäler abgesichert und der Zugang zu internationalen Hilfsgeldern ermöglicht werden.

Der Trust Fonds ist mit einem Startkapital von 10 Millionen Dollar dotiert. Weitere Mittel sollen durch Spenden und durch Beiträge kambodschanischer Mitglieder hinzu kommen.

Folglich ist ein Ziel des Trust Fonds, für die Kantha-Bopha-Spitäler noch mehr lokale Spenden in Kambodscha zu generieren. Zudem habe «Kantha Bopha Kampuchea» die Funktion eines Sicherungsfonds, wie es in der Mitteilung der Stiftung Kinderspital Kantha Bopha vom Sonntag heisst: "Falls in Zukunft bei unserer Stiftung ein Spendenrückgang und damit ein finanzieller Engpass bei der Finanzierung der Spitäler eintreten sollte."

Darüber hinaus zeigen die Kinderspitäler ein Interesse an internationalen Hilfsgeldern. Entsprechend soll der Trust Fonds als Türöffner bei Organisationen wie der Weltbank oder den Asean-Staaten dienen.

Premierminister Hun Sen amtet als Ehrenpräsident des Trust Fonds; Vorsitzender ist der kambodschanische Finanzminister. Die operative Leitung der Kantha-Bopha-Spitäler bleibe weiterhin vollumfänglich bei der Schweizer Stiftung, wie in der Mitteilung versichert wird.

Nebenbei hatte Richner die Rolle des melancholischen Musikclowns Beatocello erfunden und Kinderbücher für «Erwachsene ab etwa fünf Jahren» geschrieben. Richner war unablässig als Geldeintreiber unterwegs. Jeden Samstag gab Beatocello ein Konzert in seinem Spital in Siem Reap und warb bei den Besuchern um Spenden. Auch tourte er regelmässig mit seinem Cello «Blondine» durch die Schweiz und trat an Galaveranstaltungen des Zirkus' Knie auf.

Mit den Schweizer Behörden lag der von den Menschen in Kambodscha als «Gott» verehrte Richner zeitweise über Kreuz. Weil er sich weigerte, mit den «korrupten» Gesundheitsbehörden Kambodschas einen Vertrag zu unterzeichnen, stellte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) 2004 vorübergehend ihre Zahlungen ein.

Zahlreiche Ehrungen

Unterdessen attestierte sie Richner eine «überragende Arbeit» zugunsten der Kinder und des Gesundheitswesens in Kambodscha. Aktuell unterstützt der Bund die Kantha-Bopha-Stiftung mit 4 Millionen Franken pro Jahr. Seit 1994 flossen so über 60 Millionen Franken in die Spitäler. Die kambodschanische Regierung ihrerseits verdoppelte 2016 ihren Beitrag auf jährlich 6 Millionen Dollar.

Darüber hinaus steigen die privaten Spenden aus Kambodscha kontinuierlich an. 2017 kam ein Drittel des Budgets von 42 Millionen Franken aus Kambodscha.

Die Kantha-Bopha-Spitäler zählen 2500 Mitarbeitende und haben den Status von Universitätskliniken. Sie verarzten über 80 Prozent aller kranken Kinder in Kambodscha, und das völlig kostenfrei. Seit 1992 wurden fast 15 Millionen Kinder ambulant und mehr als 1,5 Millionen weitere stationär behandelt, die meisten unentgeltlich. Die kambodschanischen Ärzte werden durch eine strategische Zusammenarbeit mit dem Universitäts-Kinderspital in Zürich aus- und weitergebildet.

Richner war Ehrendoktor der Universität Lausanne und der Universität Zürich. Daneben erhielt er weitere Auszeichnungen und Ehrungen. Schon 1994 wurde ihm etwa der Adèle-Duttweiler-Preis zugesprochen. 2003 wurde er im Rahmen der SRF-Fernsehshow «SwissAward» als erster «Schweizer des Jahres» ausgezeichnet.

sda

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