Zum 15-jährigen Bestehen seines Sicherheitsunternehmens «Starco» ist Geschäftsführer Marco Fetz von prominenten Rednern beglückwünscht worden; unter anderen Michael Perler, seit Mitte Jahr Chef der Bundeskriminalpolizei innerhalb des fedpol.
Von Martin Platter
Es ist keine opulente Feier gewesen, die «Starco»-Chef Marco Fetz anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Sicherheitsunternehmens ausrichtete. Glanzlos war sie dennoch nicht. Die rund 100 geladenen Gäste, die sich am Donnerstagabend im Fliegermuseum des Air Force Centers in Dübendorf einfanden, wurden mit kurzweiligen und interessanten Reden überrascht.
Obschon Starco- Geschäftsführer und -Inhaber Marco Fetz erst 35 Jahre alt ist, konnte er bereits das 15-jährige Firmenjubiläum feiern. «Die Idee, einen Sicherheitsdienst zu gründen, entstand bereits im Teenageralter. Als technischer Leiter des damaligen Jugendtreffs
35 Personen arbeiten heute für die Starco, davon neun Vollzeit. «Unsere Anstellungskriterien orientieren sich an denen der Polizei. Nur Schweizer Bürger mit guter Sozialkompetenz und einwandfreiem Leumund, die keine finanziellen Probleme haben, arbeiten für uns», erklärt Fetz. Sie durchlaufen anschliessend eine dreitägige Basisausbildung, die, je nach Auftrag, erweitert wird. Zum Vergleich: Die Polizeiausbildung dauert je nach Konkordat zwischen 10 und 18 Monaten. Das ist der Grund, weshalb Sicherheitsdienste wie Starco im Kanton Zürich keine Staatsgewalt ausüben dürfen. Dennoch ist ihre Anwesenheit gefragt: Zu den Kunden zählen neben zahlreichen Firmen und Organisationen auch Gemeinden wie Bonstetten, Egg, Hausen, Obfelden, Stallikon und Wettswil sowie das Sozialamt in Affoltern. (map.)
Nachdem Fetz die Gäste aus dem Kreise von Familie, Freunden und Auftraggerbern begrüsst und den Werdegang der Starco Security GmbH nachgezeichnet hatte, ergriff Michael Perler das Wort. Der Chef der Bundeskriminalpolizei, BKP, erklärte die Zuständigkeit seiner Abteilung, die dem Bundesamt für Polizei unterstellt ist und zum eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf gehört.
Attraktive Schweiz
Die BKP bekämpft schweizweit vor allem Geldwäscherei, die organisierte (Banden-) Kriminalität und Wirtschaftsdelikte. Als konkretes Beispiel nannte er das Vorgehen gegen den Motorradclub «Hells Angels», das seit acht Jahren am Laufen ist. Auch Menschenhandel und Terror lägen im Zuständigkeitsbereich der Bundeskriminalpolizei, sagte Perler. «Die Schweiz ist für Extremisten attraktiv als Rückzugsgebiet.» Einen terroristischen Anschlag halte er nach seinem derzeitigen Wissensstand jedoch für eher unwahrscheinlich.
Rhetorisch stellte Perler die Frage, ob das derzeitige, föderalistisch organisierte Sicherheitssystem der Schweiz noch zeitgemäss ist. Oder, ob nicht überregionale Kompetenzzentren angebracht seien. Beispielsweise für Zeugenschutzprogramme, die nicht jeder Kanton anbieten könne. Auch müsse die Frage gestellt werden, welche Rolle private Sicherheitsdienste in Zukunft übernähmen. Perler zitierte die nationalrätliche Motion Chopard, die ein gesamtschweizerisch einheitliches Zulassungs- und Kontrollsystem zum Ziel gehabt hätte, um den föderalistischen Kompetenzwildwuchs in diesem heiklen Bereich einzudämmen. Der Bundesrat beantragte dem Nationalrat jedoch die Ablehnung der Motion. Die Begründung: Im Rahmen des Projektes «Neue Polizeigesetzgebung des Bundes» erarbeitete im Frühjahr 2009 eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Bundesamtes für Polizei in Zusammenarbeit mit den Kantonen den Entwurf für eine gesetzliche Normierung der Voraussetzungen für den Einsatz privater Sicherheitsunternehmen im Zuständigkeitsbereich des Bundes. Hierfür werden neu auf Gesetzesstufe Minimalanforderungen an die Sicherheitsfirmen festgelegt, die mit denen des geplanten Konkordates in Einklang stehen. Sie sollen jedoch nur Anwendung finden, wenn ein Unternehmen keine gleichwertige kantonale Zulassung besitzt. Die Vernehmlassung beginnt Ende 2009.
Niedrigste Polizeidichte
Perler erwähnte auch die Parlamentarische Initiative Zisyadis, die die Übertragung der privaten Sicherheitstätigkeit an einen Betrieb des Bundes forderte. Der Vorstoss war aber ebenfalls chancenlos.
Im Vergleich zum benachbarten Ausland verfüge die Schweiz noch immer über die niedrigste Polizeidichte. Sie liege bei etwa 1,9 Ordnungshütern pro 1000 Einwohnern. Der Auftragskatalog werde dennoch laufend grösser, vielseitiger und komplexer, obschon immer weniger Geld zur Verfügung stehe. Sicherheit habe jedoch ihren Preis. Perler plädierte deshalb für «Sicherheit im Verbund.» Das Konkurrenzdenken unter den verschiedenen Sicherheitsdienstleistern müsse verschwinden. Letztlich sei die Qualität der erbrachten Leistung entscheidend. Die Starco sei auf dem richtigen Weg.
Ähnliches war von Brigadier Urs Hürlimann zu vernehmen, der als Kommandant «militärische Sicherheit» den Aufgabenbereich der Militärpolizei beleuchtete, in der auch Fetz Dienst leistet. Als früherer Kommandant der Kantonspolizei Zug zeigte Hürlimann zudem die Schnittstellen zwischen militärischer und Zivilpolizei auf und gab einen Einblick, wie die Polizeikonkordate in der Schweiz organisiert sind.
Grosse Einnahmeneinbusse
Zum Abschluss referierte Marco Pazzetta, bei Starco Leiter «Einnahmesicherung» (Fraud Management). Dieser Geschäftszweig befasst sich mit Vorbeugung, Entdeckung und den passenden Massnahmen auf dubiose Handlungen in Unternehmen. Anhand von Beispielen aus der Gastronomie zeigte Pazzetta auf, wie Angestellte mit fingierten Rechnungen, ohne Beträge in die Kasse zu tippen und anderen «Kunstgriffen» Einnahmen in die eigene Tasche abzweigen und so den Unternehmen grossen Schaden zufügen. Auf jährlich rund sechs Milliarden Euro bezifferte Pazzetta die Einnahmeausfälle in Betrieben durch Diebstähle und Betrügereien der Angestellten alleine in Deutschland. In den USA seien es sechs Prozent des Umsatzes, die auf diese Weise abhanden kämen.
«21 Prozent der Angestellten sind ehrlich, 13 Prozent kriminell. 66 Prozent gaben zu, dass sie stehlen würden, hätten sie die Gewissheit, dass niemand dahinter kommt», zitierte Pazzetta aus einer anonymen Umfrage. Anhand konkreter Beispiele demonstrierte er, wie Kunden aber auch der Arbeitgeber im Restaurant vom Servicepersonal über den Tisch gezogen werden. Die Kreativität grenzte teilweise an Zauberei. Ganz ähnlich wie bei Zauberer «Captain Green», der zum Schluss Geld aus dem Publikum zum Verschwinden brachte.