AZ-Weihnachtsaktion
Gezielte Hilfe für Ruanda: Spenden helfen zu selbstständigem Leben

Das Hilfswerk Margrit Fuchs Ruanda unterstützt auf vielfältige Weise Kinder, Jugendliche und notleidende Familien in Ruanda. Nach dem Tod der Gründerin führt eine Stiftung das Hilfswerk weiter. Die Präsidentin der Schweizer Stiftung, Regula Gloor, kehrte soeben von einem Besuch in Ruanda zurück.

Regula Gloor
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Dank den Spenden der Weihnachtsaktion können die Mamans Volontaires, die freiwilligen Mütter, künftig 400 Waisen und Strassenkinder betreuen und ihnen dreimal wöchentlich ein Mittagessen abgeben.

Dank den Spenden der Weihnachtsaktion können die Mamans Volontaires, die freiwilligen Mütter, künftig 400 Waisen und Strassenkinder betreuen und ihnen dreimal wöchentlich ein Mittagessen abgeben.

Barbara Willi

Ein strahlendes Lächeln ist die Antwort von Josiane auf die Frage, ob sie glücklich über die von der Stiftung finanzierte Renovation ihres Hauses sei. Sehr, sehr glücklich sei sie darüber, sagt die fünffache Mutter. Es regne nicht mehr durchs Dach und sie müsse auch nicht mehr befürchten, dass die Mauern bei starkem Regen plötzlich zusammenfallen würden.

Strahlenden und dankbaren Menschen durften wir wiederum vielen begegnen auf unserer Reise in Ruanda. Sei es glücklichen Besitzern einer Ziege oder Kuh; Schülern, die dank der Übernahme des Schulgeldes die Schule besuchen dürfen; oder Kindern, die dank der Hilfe aus der Schweiz regelmässig ein Mittagessen erhalten und von den Mamans Volontaires betreut werden. Und überall kam auch immer die Bitte, ihren Dank den «Swissis», den unbekannten Schweizer Spendern weiterzugeben.

Wie Josiane ihre Kinder besser ernähren kann

Schön ist es auch zu sehen, wenn die Hilfe aus der Schweiz nicht einfach nur dankbar entgegengenommen wird, sondern die Menschen motiviert, ihr Leben selber in die Hand zu nehmen und aktiv zu werden. So wie Josiane, die nicht nur Hilfe bei der Renovation ihres Hauses erhalten hat, sondern auch angeleitet wurde, wie sie ihr kleines Stück Land besser bebaut und somit ihre Kinder besser ernähren und einen Teil des Gemüses auf dem Markt verkaufen kann. Ihr sei geholfen worden und sie wolle nun selber auch helfen und kümmere sich um zwei verwahrloste Kinder aus der Nachbarschaft, erzählt sie stolz.

Hilfe zur Selbsthilfe, das ist es, was die Stiftung bei all ihren Aktivitäten anstrebt. Es ist auch der einzige Weg, damit die Hilfe nachhaltig und somit auch langfristig etwas bewirkt. Erst wenn die Betroffenen sehen, dass sie selber etwas bewerkstelligen und ändern können und nicht einfach nur ihrem Schicksal ausgeliefert sind, gibt es echte Veränderungen. Dies ist vor allem bei Frauen eindrucksvoll zu sehen, wenn sie zum Beispiel mit einem Kleinkredit aktiv werden und sich eine eigene Existenz aufbauen. Ihr neues Selbstvertrauen sorgt zwar manchmal in den Familien – insbesondere im Verhältnis zu den Ehemännern – für gewisse Spannungen. Aber es zeigt vor allem auch den Kindern ein neues Rollenbild und dass Veränderung möglich ist.

Die freiwilligen Mütter

Unser Projekt mit den Mamans Volontaires, den freiwilligen Müttern, konnten wir noch einmal stark ausbauen, sodass ab nächstem Jahr an fünf Stützpunkten rund 400 Kinder in den Genuss von drei Mahlzeiten pro Woche kommen und von den Mamans Volontaires betreut werden. Diese arbeiten freiwillig und erhalten einzig einen kleinen Zustupf für ihre Spesen. Sie organisieren selber, wer an welchem Tag bei der Zubereitung und der Verteilung des Mittagessens und wer für die einzelnen Kinder zuständig ist. Die Stimmung bei den Mittagessen ist gut und gelöst. Gleichzeitig herrscht aber auch eine klare Ordnung.

Da es in Ruanda zu wenig Schulhäuser gibt, wird zweischichtig unterrichtet: Eine Hälfte der Kinder hat vormittags Unterricht, die andere Hälfte am Nachmittag. Somit werden zuerst jene Kinder verköstigt, die den Nachmittagsunterricht besuchen. Nach dem Essen machen sie sich auf den Schulweg. Dann wird abgeräumt und abgewaschen, damit alles für die Kinder bereit steht, die vom morgendlichen Unterricht zurückkehren. Dass unser Projekt auch von den lokalen Behörden geschätzt wird, zeigt sich daran, dass die Häuser, in denen die Kantinen untergebracht sind, von den Behörden zur Verfügung gestellt werden. Bereits haben weitere Bezirke ihr Interesse angemeldet, damit auch bei ihnen ein weiterer Stützpunkt für Waisen und verwahrloste Kinder aufgebaut wird.

Kinder wieder integrieren

Auch das Problem der Strassenkinder möchte man in Zukunft vermehrt mit dem Einsatz der Mamans Volontaires lösen. Bei den Strassenkindern, die vom Bureau Social betreut werden, handelt es sich um Kinder zwischen 8 und 15 Jahren. Sie sind aus Hunger oder wegen familiärer Probleme von zu Hause weggelaufen. Man versucht, diese Kinder wieder in ihren Familien zu integrieren, was aber schwierig ist, wenn nicht jemand vor Ort die weitere Begleitung des Kindes und der Familie übernimmt. Auch hier könnten die Mamans Volontaires in Zukunft eine wichtige Rolle übernehmen.

Die Absolventen der von der Stiftung finanzierten beruflichen Ausbildung haben gute Chancen, trotz einer an unseren Massstäben gemessen bescheidenen Grundausbildung auf eigenen Füssen stehen zu können; sei es, dass sie eine Stelle finden, sei es, dass sie sich als Einmannbetrieb selbstständig machen können. Positiv ist auch, dass sämtliche Pulte und Bänke für die neuen Schulhäuser in der mit Occasionsmaschinen aus der Schweiz ausgestatteten Schreinerei gefertigt wurden. Als nächstes Projekt soll eine zweckmässig ausgestattete Garage die Ausbildung von Lehrlingen für einfache Reparatur- und Servicearbeiten an Fahrzeugen ermöglichen.

Bei den Viehverteilungen wurde neu ein Versuch unternommen, vermehrt Schweine zu verteilen, da diese relativ schnell durch den Verkauf von Jungtieren Ertrag abwerfen. Dasselbe gilt auch für Hühner und Kaninchen. Die ersten Resultate sind positiv, sodass wir prüfen werden, neben Kühen und Ziegen in Zukunft vermehrt Schweine und Kleinvieh zu verteilen. Besonders wertvoll ist nach wie vor die Abgabe von Kühen, welche nicht nur wegen der Milch, sondern auch wegen des für die Gartendüngung begehrten Mists äusserst hilfreich sind.

Mehr Licht!

Auch alle übrigen Aktivitäten der Stiftung laufen im gewohnten Rahmen oder es ist sogar ein Ausbau geplant. Ein Ausbau ist insbesondere für das Projekt der Abgabe von Solarlampen an Schüler vorgesehen, da die ersten Erfolge sehr ermutigend sind. Die Lehrer haben bestätigt, dass man bei Kindern, die eine Solarlampe erhalten haben, deutliche Fortschritte feststellt, weil sie am Abend dank der Lampen lernen können. Auch haben sich viele Eltern gemeldet, die ebenfalls eine Lampe möchten, um am Abend Körbe flechten und andere Handwerksarbeiten ausführen zu können.

Projekte, die weiterlaufen, sind die Vergabe von Kleinkrediten, die Unterstützung der lokalen Maternité (Geburtsabteilung) sowie die Versorgung von Spitalpatienten, die keine Angehörigen haben, mit Mahlzeiten. Sämtliche von der Stiftung unterstützten Projekte bewirken mit relativ bescheidenen Mitteln, dass Tausenden von Menschen auf unterschiedliche Weise zu einem besseren und selbstständigeren Leben verholfen werden kann. Die Dankbarkeit an die fernen «Swissis» ist gross und wir hoffen deshalb sehr, dass wir auch dieses Jahr auf die Solidarität und Hilfe der Leserinnen und Leser der AZ Medien zählen dürfen. Dazu bereits im Voraus ein ganz herzliches MURAKOZE – DANKE.

1800 Kindern wird der Schulbesuch ermöglicht

Der Bedarf an Unterstützung mit Schulgeldern ist weiterhin sehr hoch. Dank den Spenden kann das Hilfswerk rund 1800 Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Die unterstützten Schüler in den Ecoles Secondaires (welche in etwa unseren Gymnasien entsprechen) wirken häufig erwachsener und reifer als Gleichaltrige bei uns. Sie sind sich bewusst, dass sie mit dem Schulbesuch eine Chance erhalten, die sie nutzen müssen. Sie sind dafür sehr dankbar und betonen, dass sie sich besonders anstrengen, um später in ihren Berufen etwas zurückgeben zu können. Da die Stiftung pro Schule in vielen Fällen 40 bis 50 Kinder unterstützt, sind auch die Schulleiter sehr dankbar, da die Schulgelder immer pünktlich und zuverlässig eintreffen und sie fest damit rechnen können.

Dank einem grossen Legat durfte die Stiftung dieses Jahr sogar zwei neue Schulhäuser bauen und einweihen, die zusätzlichen Kindern den Schulbesuch ermöglichen. Die Ruandesen sagen: «Wenn wir glücklich sind, dann singen und tanzen wir.» Dass ein neues Schulhaus glücklich macht, wird beim Besuch eindrücklich bewiesen von über 400 singenden und tanzenden Schülern mit ihren Lehrern.
Die Schulhäuser sind einfach gebaut, sechs Klassenzimmer, ein Lehrerzimmer, sanitäre Einrichtungen und ein Wassertank, der das Dachwasser sammelt. Elektrizität und somit Licht bei Einbruch der Dämmerung gibt es nur in den wenigsten Schulhäusern. Die Schulhäuser werden vom eigenen Baumeister des Hilfswerkes geplant und mit seiner bewährten Bauequipe innerhalb von drei Monaten erstellt.