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Schweiz
Nirgendwo werden mehr Fussgänger angefahren als in Basel. Die Gründe sind vielschichtig. Chauffeure beklagen zu hohen Stress.
In den den grossen Schweizer Städten sind die Trams das Rückgrat des ÖVs. Die Strassenbahnen sorgen aber für zahlreiche Unfälle. Seit 2010 sind in der Schweiz 361 Fussgänger von einem Tram angefahren und verletzt worden, 20 Menschen starben. Dies zeigen Unfalldaten des Bundesamtes für Verkehr, welche die Sonntagszeitung ausgewertet hat.
Die gefährlichsten Tramhaltestellen der Schweiz sind:
Durchschnittlich einmal im Monat gerät ein Passant vor ein Basler Tram und wird dabei verletzt. In Zürich passiert das im Schnitt alle zwei Wochen. Wie häufig es zu brenzligen Situationen ohne Verletzte kommt, kann niemand sagen.
Basler Trams haben schweizweit das höchste Unfallrisiko im Verhältnis zu den zurückgelegten Strecken und dem Fahrgastaufkommen, gefolgt von Zürich.
Die Verkehrsbetriebe hätten keinen Einfluss darauf, wie sich andere Verkehrsteilnehmer verhalten, sagt Sprecher Andreas Uhl von den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). In der Tat trifft, gemäss den Unfalldaten, die Fahrer sehr selten eine Schuld.
Bei den meisten Unfällen trifft die Fussgänger die Schuld. 77,3% der Unfälle sind laut der Statistik die Folge von Fehlhandlungen der Fussgänger beim Überqueren der Gleise. Die restlichen Tramunfälle gehen auf andere Strassenverkehrs-verstösse oder Alkohol- und Drogenmissbrauch zurück.
Warum kracht es in Basel und Zürich häufiger? «Trams in verschiedenen Städten verkehren unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen», heisst es beim BAV. In Städten, in denen Trams häufiger über ein eigenes Trassee verkehren und in denen es weniger Kreuzungspunkte mit Fussgängern oder anderen Verkehrsteilnehmern gebe, sei das Unfallrisiko generell kleiner. In Basel wie Zürich hat es besonders viele Kreuzungspunkte.
Tramchauffeure beklagen, dass die ständig steigenden Ansprüche in Sachen Kundenservice zu Lasten der Sicherheit gehen. Sie sollen freundlich sein, Auskünfte erteilen und dem Fahrgast ein gutes Erlebnis bieten. «Der Tramchauffeur sitzt hinter einem geöffneten Glasfenster. Jeder kann mit ihm sprechen. Das lenkt ab», sagt Gewerkschaftssekretär Duri Beer zur Sonntagszeitung.
Trotz der schwierigen Verkehrssituation und des hohen Unfallrisikos seien weder VBZ noch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) bereit, Abstriche zu machen, wenn es um die Zufriedenheit ihrer Kunden geht. War es früher seine Aufgabe, sicher zu fahren, sei der Tramchauffeur heute auch für das «Erlebnis» der Fahrgäste zuständig. «Das Fahrpersonal ist das Gesicht der BVB und gibt Auskunft zu Fragen aller Art», sagt BVB-Sprecher Benjamin Schmid weiter zur Sonntagszeitung.
Ein Chauffeur soll gewinnend und kommunikativ auftreten, unter Zeitdruck sehr guten Kundendienst leisten und Ortsunkundige aktiv unterstützen – so steht es explizit in den Verhaltensgrundlagen für den VBZ-Fahrdienst.