Am Tag der offenen Moschee zeigten Rheinfelder Muslime gern ihre Gebetsräume. Sie luden vor allem auch zum persönlichen Gespräch ein. Die aktuelle Minarett-Diskussion in der Schweiz lieferte allerdings keinen Konfliktstoff.
Peter Rombach
Zum Aktionstag hatte der Verband Aargauer Muslime auch dieses Jahr aufgerufen. Sein Ziel: «Mitbürgerinnen und Mitbürgern soll die Gelegenheit gegeben werden, sich aus erster Hand über den Islam und die in der Schweiz lebenden Muslime zu informieren.» In Rheinfelden ist es nichts Neues, dass eine Moschee existiert. Einfach nur ein Gebetsraum, nicht zu vergleichen mit Minaretten der Hagia Sophia in Istanbul oder anderen Prachtbauten im Vorderen Orient. Einfach deshalb, weil sich die Muslime zum Beten treffen möchten und daneben auch das Gesellige pflegen.
Zu ihnen gehört beispielsweise Halil Karadeniz, den die Rheinfelder Einwohnergemeinde kürzlich erst einbürgerte, der als solider Handwerker und Feuerwehrmann bekannt ist. Und er engagiert sich im islamischen Kulturverein Bab i Reyhan, der seine Moschee im obersten Geschoss des Gewerbezentrums Q 37 hat. Von der Dachterrasse aus mit herrlichem Rundblick auf das Feldschlösschen und die neuen Überbauungen in Richtung Weiherfeld.
Minarett-Diskussion «unglücklich»
Am Tag der offenen Moscheen sitzt Karadeniz beim Kaffee in der Nachbarschaft, im Begegnungsraum der Moschee Merkez Camii, untergebracht im Gebäude des Transportunternehmens Maya am Gerstenweg. Präsident Isa Jildiz und seine Mitstreiter erwarten Gäste, die sich allerdings bis zum Abend nicht allzu zahlreich einstellen. Dennoch: «Wir bieten die Möglichkeit, sich zu informieren, unsere Räume kennen zu lernen, Kontakte zu finden», sagt Jildiz. In der Gesprächsrunde macht er keinen Hehl daraus, dass die momentane Minarett-Diskussion in der Schweiz «etwas unglücklich» ist. «Für ein Minarett haben wir keinen Bedarf.» Solch ein Bauwerk sei ein Symbol, ähnlich wie die christlichen Glockentürme.
«Unsere Zeiten für das Gebet sind klar definiert, da braucht es keinen Muezzin und keine Lautsprecher.» Er könne nichts mit dem Vorwurf anfangen, dass von einem Minarett Macht ausgehe. Ziel der Muslime entsprechend dem Koran sei es, in Frieden mit den Mitmenschen zu leben, Aufgaben in der Gesellschaft zu erfüllen. «Wir distanzieren uns klar von Extremisten.» Im Gebet widme man sich Gott, wolle die Seele reinhalten, «also nichts anderes wie die Christen», meint Isa Jildiz, bevor er dann zum Abendgebet geht.
Ein Gast wartet noch kurz mit einer eher kabarettistisch anmutenden Bemerkung auf: «Wäre das etwas, ein Minarett mit Glocken?», fragt er die Runde, wohlwissend, dass es kein Kompromissvorschlag sein kann.
Vizepräsident Serafettin Karadeniz erklärt dann, dass es im Merkez Camii mittwochs eine Koranschule gebe, dienstags würden Deutschkurse für Frauen angeboten, während eine Kinderbetreuung organisiert sei. «Wir finanzieren das selbst.» Gleiches gilt für den Jugendtreff im Untergeschoss des Gebäudes, wo man Billard spielen, Kaffee oder Tee trinken oder einfach nur plaudern kann. «Hierhin können alle Jugendlichen kommen, die Religion spielt keine Rolle», ermuntert Karadeniz zum Vorbeischauen.