Ungewöhnlich ist die Zahlung von zwei Millionen Franken mit Sicherheit. Aber war sie auch wirklich Resultat eines Betrugs? Das muss das Bundesstrafgericht in Bellinzona entscheiden.
Die Anklage wirft den Beschuldigten Joseph Blatter und Michel Platini im Wesentlichen Betrug vor: 2011 sei von Fifa-Präsident Blatter eine nicht geschuldete Zahlung von zwei Millionen an seinen Vize Platini erwirkt worden.
Der damalige stellvertretende Fifa-Generalsekretär Markus Kattner sei von den beiden bewusst getäuscht worden. Was Kattner zumindest in frühen Befragungen allerdings nicht so sah. Einen Grund für diese angeblich nicht korrekte Zahlung nennt die nur 17 Seiten starke Anklageschrift des federführenden Staatsanwalt des Bundes Thomas Hildbrand nicht.
These der Bundesanwaltschaft ist offenbar, dass Platini das Geld erhielt, damit er im Juli 2011 nicht als Gegenkandidat gegen Blatter ums Fifa-Präsidium antrat. Die Fifa hatte ursprünglich den Verdacht geäussert, dass die Zahlung im Zusammenhang mit der Vergabe der WM an Katar vom Dezember 2010 stand.
Das Verfahren war 2015 vom damaligen Staatsanwalt Olivier Thormann nur gegen Blatter eröffnet worden, aber die Bundesanwaltschaft nannte öffentlich auch den Namen von Platini als Auskunftsperson. Wenig später wurden beide von der Fifa gesperrt.
Hart vor allem für Platini, der Nachfolger von Blatter als Fifa-Boss geworden wäre. Es erbte Gianni Infantino. Platini glaubt an eine Verschwörung, er hat letzten November in Paris gegen Infantino geklagt, die dortige Justiz hat internationale Ermittlungen angekündigt.
Blatter und Platini geben an, das Geld sei aufgrund einer mündlichen Vereinbarung geflossen. Platini war von 1998 Berater von Blatter und erhielt dafür 300’000 Franken pro Jahr. Platini habe 1 Million verlangt, aber die Fifa habe damals nicht mehr zahlen können. So sei vereinbart worden, das später nachzuholen.
Fest steht, dass Platini ab Februar 2010 bei der Fifa die Begleichung einer Schuld einforderte. Also vor der Vergabe der WM in Katar im Dezember 2010 und fast anderthalb Jahre vor der Wiederwahl von Blatter. Diesbezügliche Zusammenhänge scheinen also unwahrscheinlich.
Zeitlicher Auslöser für die Forderung war laut Platini, dass die Fifa im Januar 2010 den entlassenen Funktionär Jérôme Champagne mit einer Millionen-Abgangsentschädigung ausstattete. Da habe er sich gesagt, die Fifa habe jetzt offensichtlich die Mittel, ihre Schuld zu begleichen.
Nur: Es gibt keine Belege für das Bestehen dieser Schuld. Andererseits segneten seitens der Fifa sechs verschiedene Stellen die Zahlung ab.
Erst nach sieben langen Jahren kommt der simple Fall vor Gericht. Blatter ist 86, seine Gesundheit angeschlagen. Das Verfahren, bei dem die Fifa als Privatklägerin auftritt, ist auf drei Wochen angesetzt, das Urteil soll am 8. Juli verkündet werden. Es gilt die Unschuldsvermutung.