Weltausstellung
Expo in Dubai: Sponsoring-Flop kommt den Bund teuer zu stehen

Private sollten die Hälfte des Schweizer Pavillons an der Weltausstellung finanzieren. Doch das Ziel wird krachend verfehlt.

Sven Altermatt
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Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Dubai: Herzstück ist eine auf der Spitze stehende, mit Spiegeln verkleidete Pyramide.

Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in Dubai: Herzstück ist eine auf der Spitze stehende, mit Spiegeln verkleidete Pyramide.

Visualisierung: EDA/Präsenz Schweiz

Ignazio Cassis war sich sicher: Das kommt gut. Es war der 4. Dezember 2017, als der neue Aussenminister zum ersten Mal im Ständerat auftrat. Es ging um die Präsenz der Schweiz an der Weltausstellung 2020 in Dubai. Die Kosten des Länderpavillons sind mit
15 Millionen Franken veranschlagt. Die Hälfte davon sollten private Sponsoren finanzieren, so hatte es der Bundesrat noch vor dem Amtsantritt von Cassis beschlossen.

Das Ziel ist ambitioniert, dessen war sich die Regierung bewusst. Schliesslich betrug der Sponsorenanteil bei früheren Weltausstellungen lediglich ein Drittel. Cassis aber war frohen Mutes. «Zahlreiche Firmen zeigen ein ausgeprägtes Interesse daran, im Schweizer Pavillon vertreten zu sein», sagte er in der Ständeratsdebatte. Kein Wunder, schwärmte der Bundesrat in seiner Botschaft zum Geschäft doch vom «wirtschaftlich besonders attraktiven Umfeld von Dubai».

Schon bald ist es so weit. Am 20. Oktober dieses Jahres wird die Expo im Wüstenstaat feierlich eröffnet. Sie dauert bis April 2021. Die Bauarbeiten am Schweizer Pavillon laufen derzeit auf Hochtouren, zum Spatenstich im vergangenen Herbst reiste eigens der damalige Bundespräsident Ueli Maurer an. Auch als Finanzminister dürfte ihn der Expo-Auftritt noch beschäftigen: Der Bund muss dafür viel mehr Geld locker machen als eigentlich geplant.

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Denn noch ist nicht einmal die Hälfte des gewünschten Sponsoringetats von 7,5 Millionen Franken zusammengekommen, wie eine aktuelle Partnerliste zeigt. Die Redaktion von CH Media hat diese beim Aussendepartement verlangt. Bisher konnte Präsenz Schweiz, die zuständige Abteilung für Landeskommunikation, erst 3,6 Millionen Franken auftreiben. Weitere 840'000 Franken bekommt der Bund in der Form von Sachleistungen, die ­allerdings nicht zu den budgetierten «finanziellen Drittmitteln» zählen.

Dass der Bund die Vier-Millionen-Lücke noch auffüllen kann, schliesst selbst das Aussendepartement aus. Das Sponsoringziel könne nicht mehr erreicht werden, heisst es. Immerhin: Laut einem Sprecher «laufen Verhandlungen mit potenziellen Partnern aus verschiedenen Branchen». Das Departement hofft, so noch eine weitere Million einnehmen zu können. «Demgemäss erwarten wir gegenwärtig, dass sich der Sponsoring-Cash-Betrag auf insgesamt rund 4,5 Millionen Franken belaufen wird», sagt der Sprecher. In die Bresche springen müssen die Steuerzahler. Der Aufwand für den Bund wird sich um drei bis vier Millionen Franken erhöhen.

Durchhänger nach umstrittenem Deal

In seinen Unterlagen verspricht Präsenz Schweiz den Expo-Sponsoren eine «Assoziation ihres Images mit jenem der offiziellen Schweiz», eine Art Gütesiegel der Eidgenossenschaft. Einziger Hauptpartner des Pavillons in Dubai ist der Liftkonzern Schindler, der 1,8 Millionen Franken in cash und 385'000 Franken in der Form von Sachleistungen beisteuert. Zu den sogenannten «Exhibition Partner», die je 275'000 Franken zahlen, gehören unter anderem Novartis und Nestlé.

Als «Theater Partner» beteiligt sich Schweiz Tourismus mit 600'000 Franken – wobei anzumerken ist, dass der Bund wiederum mehr als die Hälfe zum Budget der Organisation beisteuert. Die Partnerliste verdeutlicht auch: Im vergangenen Halbjahr konnte das Aussendepartment keinen einzigen privaten Geldgeber mehr dazugewinnen.

Sind es die Nachwehen eines zweifelhaften Deals, die zur Sponsoring-­Flaute geführt haben? Ursprünglich wollte der Bund den weltgrössten Tabakmulti Philip Morris ebenfalls zu einem der Hauptpartner des Pavillons machen, wie Recherchen der Redaktion CH Media im Sommer enthüllten. 1,8 Millionen Franken hätte der Konzern beitragen sollen. Die Zusammenarbeit löste breites Unverständnis aus.

Vor den Gefahren des Tabakkonsums warnen, viel Geld in die Prävention stecken und sich gleichzeitig von Philip Morris sponsern lassen – das ist widersprüchlich, fanden Gesundheitsexperten und Politiker aller Couleur. Selbst die Weltgesundheitsorganisation intervenierte in Bern. Schliesslich verzichtete das Departement auf die Gelder des Konzerns. Man wolle die übergeordneten Ziele des Expo-Pavillons nicht mit einer umstrittenen Partnerschaft in Frage stellen, liess Bundesrat Cassis verlauten. In der Zwischenzeit beschloss der Ständerat eine «Lex Cassis», wonach die öffentliche Hand ihre Anlässe künftig nicht mehr von Tabakfirmen mitfinanzieren lassen darf.

Tabakdeal überschattet den Expo-Auftritt

Rückzieher hin oder her: Der Tabak­deal überschattete den Schweizer Auftritt. Die Suche nach Geldgebern sei dadurch zusätzlich erschwert worden, sagt eine Person, die mit den Interna des Aussendepartements vertraut ist. «Das positive Image, das der Bund versprach, war angesichts der nicht enden wollenden Kritik ziemlich angekratzt.»

Ohnehin verlief die Sponsorensuche zäh. Die Verantwortlichen von Präsenz Schweiz beklagten im kleinen Kreis schon vorher, dass die Ziele der Politik nur schwer zu erreichen seien. Offenbar ist das Interesse, die Expo im Emirat als Werbeumfeld zu nutzen, weniger gross als angenommen. Das Problem scheint kein rein schweizerisches zu sein, denn auch in anderen Ländern hapert es. Erklären lassen dürfte sich dies einerseits mit der sich abkühlenden Konjunktur. Andererseits dämpft die Angst vor militärischen Konflikten am Persischen Golf die Vorfreude auf die Weltausstellung.

Die Organisatoren in Dubai wollen gemäss eigenen Angaben «die bisher grösste und spektakulärste Expo» ausrichten. 192 Länder und ein paar Dutzend internationale Organisationen präsentieren sich auf einer Fläche so gross wie 600 Fussballfelder. Trotz mehrjähriger Planung sehen sich die Expo-Promotoren nun aber mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert – in Dubai wie in der Schweiz.