Sion 2026
Exekutivdirektor: «Das IOC ist ein anderer Partner als noch vor ein paar Jahren»

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) habe sich grundlegend verändert, sagt Exekutivdirektor Christophe Dubi.

Othmar von Matt
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Christophe Dubi.

Christophe Dubi.

Keystone

Das IOC sichert Sion schriftlich eine limitierte Defizitgarantie zu. Tut es das erstmals?

Christophe Dubi: Faktisch tut es dies zum zweiten Mal. Für die Spiele 2016 war Chicago Kandidat und hatte ebenfalls eine limitierte Defizitgarantie. Damals verlangten wir allerdings noch sehr viel strengere Garantien. Mit der im Jahr 2014 beschlossenen «Olympischen Agenda 2020» ist das IOC sehr viel flexibler bei der Formulierung von Garantien geworden.

Wer trägt letztlich ein Defizit, sollte es so weit kommen?

Verantwortlich für das Budget sind die Unterzeichner des Gastgebervertrags. Wir verlangen eine Defizitgarantie, weil wir unter allen Umständen verhindern wollen, dass erbrachte Leistungen nicht bezahlt werden.

Wer soll oder kann den Vertrag unterzeichnen?

Das können Behörden auf verschiedenen Ebenen sein. Wir sind sehr flexibel geworden. Garantien können aus öffentlichen oder aus privaten Quellen stammen. Versicherungen etwa könnten Budgetposten garantieren.

Es wird eine Schlüsselfrage sein, wer den Vertrag unterzeichnet? Die Städte, die Kantone, der Bund?

Absolut. Die Zusammensetzung der Unterzeichner ist sehr wichtig.

Mit Stockholm und Sion zeichnen sich klassische europäische Schnee- und Skinationen als Kandidaten ab. Wie wichtig ist das?

Die Liste möglicher Kandidaten besteht zurzeit nur aus Ländern, die schon einmal Olympische Spiele ausgerichtet haben, auch wenn das im Fall der Schweiz lange her ist. Auf der Vergangenheit aufzubauen, ist wichtig für uns. Das ist ein Kernbereich der «Olympischen Agenda 2020» und fundamental. Das zeigt: Wer die Spiele schon mal hatte, möchte sie wieder haben. Das zieht aussergewöhnlich positive Energien nach sich.

Das IOC hat in Europa einen schlechten Ruf. Das Tirol sprach sich gegen die Spiele aus. Wie wichtig ist für Sie die «Agenda 2020»?

Sie ist fundamental, weil sie der strategische Fahrplan des IOC ist. Sie hat das IOC und die olympische Bewegung grundlegend verändert. Mit der «Agenda 2020» haben wir 40 Punkte adressiert, die relevant sind für die Organisation der Spiele. Die «Agenda 2020» beeinflusst Bereiche wie die Ausrichtung der Olympischen Spiele, die Governance des IOC oder die Nachhaltigkeit. Das IOC ist heute ein anderer Partner als noch vor ein paar Jahren.

Das sieht die Öffentlichkeit anders.

Entscheidend ist, dass wir diese Massnahmen umsetzen. Wir müssen sie aber auch kommunizieren. Wir haben vermutlich ein Kommunikationsdefizit. Hier müssen wir besser werden.

Es ändert sich wirklich etwas?

Schon die Sommerspiele von Tokio 2020 werden verändert sein. Dort konnten wir Einsparungen von zwei Milliarden US-Dollar erreichen. Auch für 2026 zeigt sich das IOC beweglicher, wie Sion 2026 beweist. Diese Kandidatur stützt sich – mit den vier Kantonen – auf eine grössere geografische Dimension ab als bisher. Das reduziert den Druck auf Investitionen. Man kann vorhandene Anlagen nutzen. Und man darf nicht vergessen: Das IOC bringt in Sachen Finanzierung enorme Ressourcen ein. So trägt es etwa 925 Millionen Dollar zum Erfolg der Spiele 2026 bei.