Heimenhausen
Es soll ein neues Zentrum entstehen

Aufbruchstimmung in Heimenhausen: An einer Infoveranstaltung erfahren die Dorfbewohner, wie sich ihre neue Gemeinde entwickeln könnte. Anvisiert ist ein Zentrum im Chrützfeld.

Drucken
Heimenhausen

Heimenhausen

Berner Rundschau

Marisa Cordeiro

Die neue Gemeinde Heimenhausen ist noch kein Jahr alt und schon ist der Drang aufzubrechen und sich zu entwickeln deutlich spürbar. Von den zahlreich anstehenden Arbeiten hat der neue Gemeinderat entschieden, der Ortsplanung Priorität einzuräumen. Die neue Gemeinde solle sich entwickeln können und dem neuen Slogan «Hier sind Sie richtig! Drei Dörfer, eine Gemeinde, ein Ziel, attraktiv - aktiv - innovativ» nachleben.

Wichtige Voraussetzung dafür sei, dass sich die Bevölkerung mit der neuen Gemeinde identifiziere, sagte Gemeindepräsidentin Verena Schertenleib (parteilos). Anzeichen dafür waren an der Infoveranstaltung zur Ortsplanung jedenfalls auszumachen: Gut 100 Personen sind nämlich dazu erschienen. Schertenleib stellte fest, dass die Bevölkerung sich offensichtlich für die Zukunft der neuen Gemeinde interessiere.

Entwicklung sind enge Grenzen gesetzt

In der Fragerunde gaben vor allem die Kennzahlen der Gemeinde Heimenhausen zu Reden. Gemäss Richtplan kann diese ein Kontingent von 2,4 Hektaren Bauland ausscheiden. Aktuell befinden sich bereits 1,57 Hektaren in der Bauzone. Somit können nur noch 0,83 Hektaren Land eingezont werden. Damit ist der Handlungsspielraum relativ begrenzt. Doch das sei die Situation vieler Gemeinden, sagte Ortsplaner Jürg Wetzel.

Dagegen könne die Gemeinde kaum etwas unternehmen. Jedenfalls sei das Resultat einer Umfrage enttäuschend gewesen: Kein Grundeigentümer sei bereit gewesen, sein Land auszuzonen. «Was können wir unternehmen, um zu verhindern, in zehn, fünfzehn Jahren gleich weit zu sein wie heute?», fragte eine Person. Wetzels Antwort darauf war die Möglichkeit, in neu eingezonten Gebieten die Mehrwertabschöpfung einzuführen, ein Instrument, das die Bautätigkeit etwas fördern soll. (com)

Risiken und Chancen

Eine Ortsplanung sei viel mehr als bloss das Einzonen von Land, sagte Schertenleib weiter. In einer Vorphase habe die Ortsplanungskommission Visionen erarbeitet. Dabei sei wichtig gewesen, sowohl die heutige, als auch künftige Generationen im Blickfeld zu haben.

Entsprechend hat die Ortsplanungskommission Grundwerte festgelegt, nämlich: Dass Heimenhausen eine attraktive Gemeinde sein soll, mit guten Lösungen in Verkehrsfragen, in der die Dienstleistungen der Verwaltung optimal sind und das Kultur- und Freizeitangebot gefördert wird. «Auf keinen Fall aber soll sich Industrie ansiedeln», sagte Schertenleib. «Kleine und mittlere Betriebe sollen hier Fuss fassen.»

Ausgehend von einem so genannten Gemeindeprofilograph wurden Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken erarbeitet. «Handlungsbedarf besteht etwa beim Energieverbrauch», sagte Schertenleib. Gemäss der Analysse ist er ein Schwachpunkt, der zugleich ein Risiko darstellt. Derweil gelten etwa die Boden- und Wasserqualität als Stärke und Chance, die Steuern als Stärke und Risiko, sowie der Arbeitsmarkt und der Umgang mit Wasser eher als Schwäche und Chance.

Lücken im Zonenplan füllen

Jürg Wetzel, der beauftragte Ortsplaner orientierte in der Folge über die Schwerpunkte der Planung: Hauptgrund für die ganze Übung seien die drei Zonenpläne und Baureglemente, die aufgrund der Fusion zusammengeführt und vereinheitlicht werden müssen. Gleichzeitig sollen im Zonenplan auch Lücken geschlossen werden.

Weiter solle für die Intensivlandwirtschaftszonen und das Projekt der Ökologischen Qualitätsvernetzung (ÖQV) der Bedarf geprüft werden. Auch die Arbeitsplatz- und Wohnentwicklung sowie die Natur und Landschaft wollen geplant sein.

Zum Nachdenken aufgefordert

Wie sich der Raum entwickeln könnte, dafür hat die Ortsplanungskommission fünf Szenarien skizziert. Das Szenario «Dispers» geht von einer geringfügigen Entwicklung in allen Ortsteilen aus. Das Szenario «Schwerpunkte» schlägt vor, Wohnen und Arbeit je an einem Ort zu konzentrieren.

«Konzentration» will die gesamte Entwicklung an einem Ort zusammenfassen und «Zentrum» geht von einem neuen Entwicklungsschwerpunkt im Chrützfeld aus, dort, wo sich alle drei Ortsteile berühren.

Der Favorit des Gemeinderates ist aber das Szenario «Verbinden», eine Variante, in der sich jeder Ortsteil etwas entwickelt während zugleich im Chrützfeld ein gemeinsames Zentrum entsteht. Gemeindepräsidentin Schertenleib betonte, dass hierzu noch keine Entscheide gefallen und noch keine konkreten Ideen vorhanden seien.

Vom Publikum dazu ermuntert liess sie sich dennoch etwas auf die Äste hinaus: «Denkbar wäre etwa die Gemeindeverwaltung ins Chrützfeld zu verlegen, hier irgendwo eine Zentrum für betreutes Wohnen anzusiedeln, wo Seniorinnen und Senioren beispielsweise die Möglichkeit hätten, ein kleines Café zu führen», sagte Schertenleib und betonte erneut, dass dies bloss spontane Einfälle seien.

Demnächst wird jedenfalls die Bevölkerung mittels Umfrage aufgefordert, ihre Wünsche und Anliegen betreffend Einzonen von Bauland anzubringen. Im Mai, Juni 2010 soll die Mitwirkung stattfinden. Voraussichtlich im Frühjahr 2011 soll die Ortsplanung abgeschlossen sein.