Die SBB senken die Temperatur in den Zürcher S-Bahnen. Wie warm ist es in den anderen Zügen unserer Region?
Wenn der Zug in den Bahnhof einfährt und alle nervös zur Tür eilen, ziehe ich trotz der Kälte erst einmal meine Jacke aus. Im Winter ist es mir in den Waggons nämlich viel zu heiss. Die meisten anderen Fahrgäste wiederum sitzen dick eingepackt in ihren Winterjacken auf ihren Plätzen – einige samt Schal und Rollmütze.
Ich weiss: Das Empfinden von Wärme und Kälte ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Umso schwieriger ist es für die SBB, einen Zugwaggon auf eine massentaugliche Raumtemperatur zu heizen. Für mich gibt es jetzt aber neue Hoffnung: Bis zum 4. Februar wird die Temperatur in den Zürcher S-Bahnen von 22 Grad auf 20 Grad Celsius gesenkt. Wie warm ist es in den anderen Zügen, mit denen wir täglich unterwegs sind?
Ich will mich mit einem Thermometer auf eine Rundreise durch die Nordwestschweiz begeben. Doch mein Selbstversuch scheitert beinahe schon im Elektrogeschäft. Das Problem: Ein Thermometer würde mir nicht weiterhelfen, weil eine exakte Messung länger als eine Zugfahrt dauere, erklärt mir der Verkäufer. Einzige Alternative: ein Fiebermesser. Die Apothekerin garantiert mir auf Nachfrage, dass ich damit innert Sekunden die Raumtemperatur feststellen kann.
Die Etappe von Aarau nach Basel lege ich in einem Interregio zurück. SBB-Mediensprecher Reto Schärli sagte gestern in der «Nordwestschweiz», dass eine Temperatursenkung in den Fernzügen kein Thema sei, weil die meisten Passagiere auf längeren Strecken ihre Jacken ausziehen würden. Doch ich stelle fest: Während der knapp 40-minütigen Fahrt bin ich in meinem Waggon der Einzige, der sich irgendetwas auszieht. Ist es etwa so kalt?
Ich nehme den Fiebermesser aus der Tasche und messe: 21,4 Grad. Zwei Teenager gegenüber schauen verdutzt auf das Gerät. Sie grinsen. Robin und Alban heissen sie, beide tragen eine dicke Winterjacke. Ersterer hat gar noch den Schal um. «Ja, es ist schon ziemlich warm», bestätigt Robin. Alban sagt, vier bis fünf Grad kälter wären angenehmer. Die Jacke behält er trotzdem an. «Ich will die doch nicht immer aus- und wieder anziehen.»
Dabei ist der Interregio noch kein Vergleich zur S3, mit der ich von Basel nach Olten unterwegs bin. Schon beim Einsteigen kommt es mir deutlich wärmer vor. Und tatsächlich: 24,2 Grad – fast schon ein Hitze-Zug im Winter. Trotzdem haben in meinem Umkreis nur zwei Passagiere ihrer Jacken ausgezogen. Kurz vor Olten messe ich noch- mals nach: 24,5 Grad. SBB-Mediensprecher Reto Schärli erklärt, weshalb die Raumtemperatur je nach Zug variieren kann: «Äussere Einflüsse wie Sonnenstrahlen können die Raumtemperatur im Zug rascher ansteigen lassen, als das Heizsystem reagieren kann.»
Von Olten nach Zürich geht es weiter in einem doppelstöckigen Intercity. Der Fiebermesser bestätigt die Gesetze der Physik: Unten ist es mit 20,7 Grad deutlich kühler als oben (23,1 Grad). Zum Schluss meiner Reise die Kontrolle in verschiedenen Zürcher S-Bahnen: Hier ist es tatsächlich am kühlsten, die Raumtemperatur beträgt je nach Strecke zwischen 19,5 und 20,5 Grad.
Mein Fazit des Tages: Auch in den S-Bahnen in Zürich ist es noch viel zu warm. Denn letztlich gehe ich an einem lauen Frühlingstag ja auch nicht mit Winterjacke und Schal aus dem Haus. Oder Sie etwa schon?