Skike ist eine unbekannte, aber keine unattraktive Alternative für alle jene, die Ausdauersportarten mögen.
Wer das erste Mal auf Skikes stehen will, ist bei Christof Zürcher im bernischen Wynigen richtig. Er ist selber Skike-Instruktor und bildet andere Trainer aus. Er bietet Kurse an und in seinem kleinen Langlauf-Laden verkauft er diese sommerliche Version eines Langlaufskis. Bevor es an die frische Luft geht, zeigt Zürcher seine Sammlung an unterschiedlichen Modelle von Skikes.
Den Unterschied zwischen Skikes und Rollskis lässt sich wohl etwa mit demjenigen von Strassenvelos und von Mountainbikes vergleichen. Rollskis funktionieren im flachen Gelände gut, doch sobald das Gelände holprig ist oder steil nach unten abfällt, kommt der Rollski an seine Grenzen. Skikes haben anders als Inline-Skates oder Rollskis aufpumpbare Räder, wodurch sie überall funktionieren. Je nach Gelände können verschieden grosse Räder gewählt werden. Ein weiterer grosser Vorteil ist die eingebaute Bremse.
Das Skike ein gutes Trainingsgerät für Leute, die ihre Kondition trainieren möchten. «Skiken ist ein Ganzkörpertraining, man braucht etwa 90 Prozent der Muskulatur. Das ist vergleichbar mit dem Rudern oder dem Schwimmen», sagt Zürcher. Anders als etwa das Joggen kommt Skiken ohne enorme Schläge aus und ist gelenkschonend. Darum ist es auch eine Sportart, die im Alter gut neu erlernbar ist. Neben einer Grundfitness benötigt der Sport eine gute Koordination und einen guten Gleichgewichtssinn.
Die einfacheren Skikes können mit Turnschuhen genutzt werden, Ambitionierte nutzen solche mit Langlaufschuhen. Zur Ausrüstung gehören neben den Skikes, die ab 600 Franken zu haben sind, Langlaufstöcke mit Metallspitzen, Handschuhe, ein Velohelm und nach Bedarf Knie- und Ellenbogenschoner. Der grosse Vorteil von Skikes ist, dass sie individuell zusammengestellt werden können. Je nach Bedürfnis können grössere oder kleinere Räder benutzt werden. Zwar sind die Skikes wegen den grösseren Rädern schwerer als Rollskis, doch das findet Zürcher kein Problem. «Die Umstellung im Winter auf Langlaufskis ist dann umso erfreulicher. Dann schwebt man fast.»
Ich erhalte als Anfänger Skikes, die ich mit Turnschuhen nutzen kann. Ganz ohne Langlauferfahrung fühle ich mich darauf zu Beginn noch etwas unbehaglich. Aber nachdem ich das Bremsen drauf habe (ganz tief nach hinten liegen), werde ich sicherer. Insbesondere bei einem kleinen Abhang beginnt die Sportart immer mehr Spass zu machen. Der Vorteil gegenüber Inlineskates, in denen ich mich als Anfänger vor kleinen Steigungen jeweils fürchte, ist rasch offensichtlich. Dann geht es insbesondere darum, die verschiedenen Langlauf-Techniken zu erlernen. Geübten Langläufern dürfte die Umstellung von den Skis auf die Skikes nicht besonders schwer fallen. Die Sportart ist darum als Sommertraining praktisch – und auch die Winter sind ja nicht mehr so schneesicher wie auch schon.
Eigentlich wäre das Skiken die ideale Corona-Sportart: Der Abstand kann leicht gehalten werden und fast alle Wege können genutzt werden. Dennoch hat Christof Zürcher die Coronakrise in seinem kleinen Laden gemerkt. «Einige Kurse musste ich absagen und ich habe auch weniger Skikes verkauft», sagt er. Einen Boom hat die Krise demnach anders als etwa bei den Bikern nicht ausgelöst.
Einmal verliere ich fast das Gleichgewicht. Ich trage als Anfänger Schütze an Ellenbogen und Knien. Ich brauche sie zwar zum Glück nicht, fühle mich aber dadurch ein bisschen besser geschützt. Ein Sturz schmerzt auf dem harten Asphalt mehr als auf dem weichen Schnee. «Aber gefährlich ist der Sport nicht», sagt Zürcher, der vor acht Jahren per Zufall auf die Skikes stiess. Eigentlich kommt er vom Radfahren, später kam als Wintertraining das Langlaufen dazu.
Die Route ist schnell vorüber. Ein Langlaufprofi bin ich nach einer Stunde auf den Skikes zwar noch nicht, doch das hat weniger mit den Eigenheiten der Skikes als mit meiner Erfahrung für den Langlauf zu tun. Mit ein bisschen Übung werde auch ich besser. Wie cool es dann aussehen könnte, zeigt das Video von Christof Zürcher.