Die Berner brillieren in den Playoffs zur Europa League gegen den FC Tirana zwar nicht, siegen aber dennoch 3:0. Christian Fassnacht und Jean-Pierre Nsame (2) erzielten die Tore. Wer ab dem 22. Oktober die Gegner sein werden, erfährt YB heute Freitag ab 13.00 Uhr bei der Auslosung in Nyon.
Vermutlich hat der eine oder andere von den Young Boys leer geschluckt, als am gestrigen Abend bekannt wurde, dass das Los dem FC Midtjylland in der Champions League die attraktiven Gegner FC Liverpool, Ajax Amsterdam und Atalanta Bergamo beschert hatte. Der dänische Meister hatte sich in den Playoffs gegen Slavia Prag mit 4:1 durchgesetzt und so erstmals den Einzug in die Königsklasse geschafft. Eine ziemlich gute Mannschaft ist Midtjyalland zwar schon, von den Bernern jedoch zu schlagen, wenn diese ihr Potenzial abrufen können.
Weil sie dies bei der 0:3-Niederlage vor gut zwei Wochen aber nicht getan hatten, müssen sie nach ihrem 3:0-Sieg über den FC Tirana in den Playoffs zur Europa League nun heute um 13.00 Uhr in Nyon bei der Auslosung der Gruppenphase mit kleineren Fischen als Gegner vorliebnehmen. Doch sie haben durchaus die Chance, mit etwas Glück Hochkarätern zu begegnen, wie vor einem Jahr dem FC Porto, den Rangers und Feyenoord Rotterdam. Arsenal, Napoli, die Roma oder Benfica wären reizvolle Gegner, selbst wenn es wegen des Coronavirus aktuell danach aussieht, als würde die Uefa es lediglich 10 000 YB-Anhängern – ein Drittel der Stadionkapazität - ermöglichen, im Wankdorfstadion die Künste solcher Teams zu bewundern.
Während ein paar Schritte entfernt der SC Bern die Eishockemeisterschaft wenigstens vor 6750 Zuschauern eröffnen durfte, blieb den YB-Fans gestern Abend aber noch nichts anderes übrig, als am Fernsehen mit Gelbschwarz mitzufiebern. Sie sahen, wie sich ihre Lieblinge im leeren Wankdorf gegen den albanischen Meister FC Tirana ein 3:0 erarbeiteten, was zum Erreichen des Ziels locker genügte. Immerhin dürfen am Sonntag die 16 500 Saisonkartenbesitzer wieder ins Stadion, wenn in der Super League der FC Vaduz erscheint.
Vom Nigerianer Ndubuisi Egbo, der seit vielen Jahren in Albanien arbeitet und als erster afrikanischer Trainer in Europa einen Meistertitel gewann, klug eingestellt, verkauften die Gäste ihr Fell zunächst teuer. Es war in der Startphase nicht zu erkennen, dass diese seit ihrem Supercupspiel gegen Teuta Durres (1:2) während eines Monats kein einziges Pflichtspiel bestritten hatten. Weil die finanziell klammen Klubs vergeblich auf finanzielle Unterstützung des Staates pochten, hatten sie den Saisonstart verschoben, und daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Ja, die Tiraner hatten durch Pereira gar die Chance, früh in Führung zu gehen. Doch der freistehende Brasilianer brachte den Ball aus wenigen Metern nicht im Tor unten.
Auch wenn die Young Boys vor drei Jahren unter Adi Hütter in der Europa League gegen den FC Skënderbeu mit einem 2:1 und einem 1:1 ihre Mühe hatten, war nicht erwartet worden, dass sie sich gegen einen anderen albanischen Gegner noch einmal so schwer tun könnten. Dass ihnen gegen Tirana neben Spielmacher Michel Aebischer verletzungsbedingt auch Sandro Lauper, Marvin Spielmann, Christopher Martins, Miralem Sulejmani und Quentin Maceiras fehlten, kann höchstens Teil einer Erklärung sein.
Immerhin: Nachdem der Bann durch das Tor von Christian Fassnacht kurz vor der Pause gebrochen war, steigerten sich die Berner und machten mit dem Doppelschlag von Jean-Pierre Nsame zum 3:0 alles klar. «Nach der Pause haben wir die Partie mit Ruhe und Qualität heruntergespielt», sagte Fassnacht hinterher. Ob er und Nsame damit eine letzte Werbung für einen Transfer in eine grosse Liga gemacht haben, wird man spätestens Mitte Oktober erfahren, wenn das Transferfenster auch in der Premier League schliesst.