Gemeinderat, Schulpflege und Schulleitung setzen sich gut zwei Wochen vor der Abstimmung intensiv für ein Ja zur Schulsozialarbeit in Wohlen ein. Die örtliche SVP stellt sich hingegen aus ideologischen und finanziellen Gründen gegen die Vorlage. Am 7. März entscheidet das Volk.
Fabian Hägler
«Schulsozialarabeit ist ein sehr wichtiges Element für Wohlen», sagt Gemeinderat und Bildungsminister Paul Huwiler. Wie hoch die Schulverantwortlichen die Bedeutung der Abstimmung am 7. März einschätzen, zeigt das Aufgebot bei einer Pressekonferenz im Vorfeld.
Neben Huwiler präsentieren Rolf Stadler (Präsident Schulleitungskonferenz), Franco Corsiglia (Schulpflegepräsident), Cornelia Wey (Projektleiterin Schulsozialarbeit) und Sybille Parvex (Schulpflege, Ressort Schulkultur) ihre Argumente für ein Ja.
«Angebot für die Kinder»
Schulpflegepräsident Corsiglia betont, Schulsozialarbeit sei nötig, um den gesellschaftlichen Entwicklungen zu begegnen. «Es ist ein niederschwelliges Angebot für die Kinder, eine professionelle Anlaufstelle, wo sie Hilfe erhalten, ohne dass es Erwachsene dazu braucht», sagt er.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Corsiglia: «Schulsozialarbeit ermöglicht es unseren Lehrpersonen, sich wieder vermehrt auf ihr Kerngeschäft, das Vermitteln von Wissen, zu konzentrieren.» Schulleitungspräsident Stadler ergänzt: «In den letzten Jahren sind die Disziplinarfälle an der Schule immer komplexer geworden.» Oft bleibe kaum mehr eine andere Möglichkeit als die teure Heimeinweisung.
«Erfahrungen aus Wettingen, mit einer ähnlichen Bevölkerungsstruktur wie Wohlen, zeigen: Schulsozialarbeit kann dazu beitragen, die Zahl dieser schweren Fälle zu verringern», führt Stadler an. Huwiler betont: «Von den 10 grössten Gemeinden im Aargau hat nur Wohlen noch keine Schulsozialarbeit, von den 50 grössten haben sie 40 schon eingeführt.»
Start schon im Kindergarten
Projektleiterin Wey begründet, warum Schulsozialarbeit in Wohlen bereits im Kindergarten beginnen soll. «Prävention ist für uns sehr wichtig, wenn wir früher anfangen, haben wir an der Oberstufe weniger Probleme», sagt sie. Schulpflegerin Parvex ergänzt: «Wir können die Eltern früher einbinden, oft ist es so, dass sie auf jüngere Kinder noch mehr Einfluss haben.» Sie hätten die Chance, mit ihren Kindern die Probleme anzugehen. «Auf keinen Fall werden die Eltern aus der Verantwortung entlassen.»
Huwiler erklärt, die Variante «Schulsozialarbeit ohne Primarschule» sei für den Gemeinderat keine Option. «Wir sagen immer, was wir im Schulbereich für notwendig halten, und beantragen dafür auch die entsprechenden Mittel», hält der CVP-Mann fest.
«Oberstufe nicht vorschieben»
Es sei falsch, die Oberstufe mit den offensichtlichen Problemen vorzuschieben, wenn ein ganzheitliches Konzept für die gesamte Schule nötig sei, sagt Huwiler. Corsiglia unterstützt dieses Vorgehen, auch wenn er weiss, dass der Erfolg von Schulsozialarbeit finanziell schwer nachzuweisen ist. «Theoretisch wären die Kosten amortisiert, wenn wir pro Jahr drei Heimeinweisungen weniger hätten.» Der Schulpräsident weiss: «Schulsozialarbeit kostet Geld, aber ich bin überzeugt, dass die Wohler Bevölkerung der Vorlage zustimmen wird.»