Die FDP will nicht mehr als «Partei der Abzocker» gelten. Die Parteispitze empfiehlt den Aktionären, den Vergütungsbericht der Credit-Suisse abzulehnen. Thomas Minder, Initiant der Abzocker-Intiative, kann den Entscheid nicht ernst nehmen. Die Parteispitze habe zu viel Blödsinn erzählt.
Die FDP will nicht mehr als «Partei der Abzocker» gelten. Die Parteispitze empfiehlt den Aktionären, den Vergütungsbericht der Credit-Suisse abzulehnen. Dieser sieht unter anderem für CS-Chef Brady Dougan einen Bonus von 70 Millionen Franken vor. Was löst das bei Ihnen aus?
Thomas Minder: Dieser Entscheid löst bei mir keinen Gefühlsausbruch aus. Ich kann ihn gar nicht ernst nehmen.
Wieso?
Minder: Weil die Parteispitze in den letzten Monaten, ja Jahren in dieser Angelegenheit so viel Blödsinn erzählt hat. Sie hat am Volk vorbei politisiert. Mit wenigen Ausnahmen hat die Partei kein Ohr beim Volk. Die FDP betreibt bei diesem Thema ein Politik fürs Establishment.
Kann die FDP sich denn nicht auch ernsthaft wandeln?
Minder: Sie will ein bisschen Goodwill schaffen. Die Partei hat bis jetzt aber nie zu einem Vergütungsbericht Stellung bezogen. Zudem vermeidet die Parteispitze es auch jetzt, konkrete Vorschläge zu machen. Zu glauben, die Finanzbranche werde das Problem schon selbst regulieren, das ist purer Optimismus. Das hat uns die jüngste Vergangenheit doch eindrücklich gelehrt.
Sind sie nicht einfach beleidigt, weil die FDP ihre Abzocker-Initiative nicht unterstützt?
Minder: Es gibt durchaus FDPler, die sie unterstützen. Otto Ineichen hat im Kanton Luzern gar Fragebögen verteilt. Dass die FDP die horrenden Löhne jetzt zum Thema macht, ist einzig und allein eine Folge der verheerenden Niederlagen bei Wahlen in der letzten Zeit. Wenn die so weiter machen, fallen sie bei den nächsten eidgenössischen Wahlen 2011 unter die 10-Prozent-Marke. Da mache ich eine teure Wette. Die Abzocker-Initiative führt zum FDP-Grounding.
Was müsste die Partei denn machen, damit Sie sie wieder ernst nehmen?
Minder: Sie müsste zur Abzocker-Initiative mindestens die Stimmfreigabe beschliessen. Im Moment bekämpft sie diese ja immer noch auf vielen Fronten, sei es als Partei oder via FDP-nahe Gremien wie die Economiesuisse.
Interview: rsn