Der Flügel im noblen Von-Wattenwyl-Haus ist bei vielen Künstlern gefragt, auch bei der Bundesratsgattin von Guy Parmelin.
Selbstbewusst mischt Bundesrat Guy Parmelin (SVP) derzeit das Bundesberner Verteidigungsdepartement auf. Er stoppt Projekte wie Bodluv, fordert nachdrücklich Transparenz bei seinen Leuten ein, stellt einen Headhunters für die Besetzung von Kaderstellen an.
Aber auch Caroline Parmelin hat in Bern bereits rege Aktivitäten entfaltet. Die Bundesratsgattin wohnt seit Amtsantritt ihres Gatten Anfang letzten Jahres unter der Woche in der unteren Altstadt. Seither wird Frau Parmelin regelmässig im feudalen Von-Wattenwyl-Haus an der Junkerngasse in der Altstadt gesichtet.
Im Von-Wattenwyl-Haus, wo der Bundesrat die Parteispitzen empfängt, wo er repräsentative Anlässe aller Art durchführt.
Hier übt Frau Parmelin regelmässig ihr Klavierspiel, wie Recherchen ergeben. Im Salon des Stadtpalastes betätigt sich die Bundesratsgattin am Flügel.
«Es ist korrekt, dass Frau Parmelin ab und zu auf dem Flügel im Von-Wattenwyl-Haus musiziert», bestätigt Sonja Margelist, Informationsbeauftragte der Bundeskanzlei.
Wie VBS-Sprecher Renato Kalbermatten seinerseits auf Anfrage ausführt, ist die Bundesratsgattin «eine passionierte Musikerin und Klavierspielerin». Sie spiele am Flügel an der Junkerngasse klassische Werke.
Nun ist diese Betätigung nicht völlig im Buchstabensinn des «Aide Mémoire», diesem Büchlein, das die Rechte und Pflichten der Bundesratsmitglieder festlegt. Dort steht bezüglich von Wattenwyl-Haus wie auch Landsitz Lohn, der anderen feudalen Besitzung, die der Bund 1934 respektive 1942 unter bestimmten Auflagen geschenkt erhielt: Diese stünden «den Mitgliedern des Bundesrats und der Bundeskanzlerin/dem Bundeskanzler für Empfänge und Konferenzen zur Verfügung».
Tatsächlich ist der Benutzerkreis allerdings grösser. «Familienmitgliedern von Mitgliedern des Bundesrates oder dem Bundeskanzler ist es erlaubt, die Liegenschaften zu nutzen, dies geschieht jedoch nur selten», sagt Bundeskanzlei-Sprecherin Margelist in Bezug auf das Von-Wattenwyl-Haus und das Landgut Lohn.
Was die Bundesratsgattin betreffe, hält die Bundeskanzlei-Sprecherin fest: «Frau Parmelin nutzt das Von-Wattenwyl-Haus nur zu Zeiten, an denen sowieso Angestellte des Bundes, respektive der Bundeskanzlei vor Ort sind und dort arbeiten.»
Der Flügel im Von-Wattenwyl-Haus erfreut sich derzeit jedenfalls erstaunlicher Beliebtheit. Auch Vizekanzler und Bundesratssprecher André Simonazzi ist dort zugange, wie weitere Recherchen ergeben. Er bestätigt: «Ich gehöre zu den Personen, die diesen Flügel nutzen. Dies geschieht unregelmässig.» Auf Nachfrage sagt er, dass sein musikalisches Niveau allerdings wohl «deutlich tiefer ist als das aller weiteren Benutzer dieses Flügels.» Bescheiden hält er fest: «Ich beschränke mich auf klassische Musik, vor allem auf Minimalisten (wie diese Komponisten oft genannt werden), weil es weniger Noten in diesen Werken gibt.»
Die beiden Pianisten im Bundesrat, Alain Berset und Simonetta Sommaruga, musizieren hingegen nicht auf dem Von-Wattenwyl-Klavier. Sprecher beider Bundesratsmitglieder teilen auf Anfrage mit, dass ihr Chef respektive ihre Chefin diesen Flügel nicht benutzt.
Laut einem Kenner der Verhältnisse war es zumindest bis vor einigen Jahren verpönt, die beiden Paläste für andere als mit dem Bundesratsamt zusammenhängende Zwecke zu nutzen.