Startseite
Schweiz
GfS Bern hat für die CVP eine Befragung der Parteibasis durchgeführt – und eine repräsentative Umfrage bei Stimmberechtigten. Sie zeigen: Das C hindert die Partei daran zu wachsen.
Die GfS-Umfrage zur CVP bei 2030 Stimmberechtigten hat eine Überraschung zu Tage gefördert. Bei der Frage nach einem neuen Namen siegte «Freiheit und Solidarität». Der Name war auch in der Romandie («Liberté et solidarité») und in der italienischen Schweiz («Libertà e solidarietà») top.
Die Bevölkerungsumfrage von GfS zeigt aber vor allem: Die CVP hat mit einem neuen Namen – ohne C – ein wesentlich höheres Wählerpotenzial als die 11,4 Prozent, die sie 2019 holte. Lukas Golder, Co-Leiter von GfS, schätzt es auf maximal 20 Prozent ein. Realistischerweise könne die CVP 2027 auf «gegen 15 Prozent» kommen, sagt er.
Das C ist dafür hinderlich. In der Ansprache nach aussen leide die CVP unter der «Assoziation zu Christlichkeit», hält GfS in ihrer Analyse fest. Ein Namenswechsel biete die Chance, neue Wählerschichten anzusprechen. Das sei der CVP-Basis aber wenig bewusst. Sie setze stärker auf Konsens- und Lösungsorientierung. Das zeigt die Basisbefragung, die GfS parallel durchführte. 9619 CVP-Mitglieder machten mit.
Wo sieht GfS Potenzial für die CVP? Schnelle Gewinne von maximal einem Prozent könnte sie schon auf die neuen Wahlen hin mit sogenannten Quick-Wins machen, schreibt GfS. Und zwar bei Wählern vor allem in der Westschweiz, die bisher die CVP einzig wegen des C im Namen nicht gewählt hätten.
Das höchste Wachstumspotenzial für die CVP – 3 Prozent – ortet GfS bei eher weniger gebildeten, älteren, weiblichen und politisch weniger gebundenen Wählern. Diese Gruppe sei mit ihren Werten sehr nahe bei den CVP-Mitgliedern. Sie plädiere für bessere Altersvorsorge, mehr Gleichstellung, mehr Krippenplätze. Mit dieser Gruppe würde die CVP «wieder zu einer Volkspartei», sagt Golder.
Schwerer zu holen ist für ihn das eher rechts ausgerichtete bürgerliche Potenzial (3 Prozent) auf dem Land und das eher linke sozial-liberale Potenzial (3 Prozent) in den kleineren und mittleren Agglomerationen.
Golder skizziert einen Zwei-Phasen-Plan für die CVP. Für die Wahlen 2023 sollten CVP und BDP unter neuen Namen die Verluste in Grenzen halten und dort voll angreifen, wo sie ein hohes Potenzial haben. «So käme die Partei auf 12 bis 13 Prozent, sagt er. In den Wahlen 2027 könnte sie dann auf gegen 15 Prozent kommen.
Eine neue Partei mit neuem Namen könnte sich «zu einer schweizweiten Erfolgspartei» entwickeln, sagt Golder. «Zu einer Catch-all-Partei aus der Mitte, die sich auf die Werte Freiheit und Solidarität stützt.»
«Mitte» ist dafür ein wichtiger Begriff. Wenn schon das C nicht im Namen vorkommen soll, dann wenigstens die «Mitte»: So lassen sich die Resultate der Basis-Befragung deuten.
«Mitte» ist aber nicht besonders attraktiv für Neuwähler. GfS schlägt deshalb vor, den Begriff «Mitte» mit «Freiheit und Solidarität» zu erweitern, dem populärsten Namen bei Wählenden. «Es gibt bei der CVP-Basis eine grosse Bereitschaft zum Begriff Mitte», sagt CVP-Präsident Gerhard Pfister. «Wir müssen noch Überlegungen anstellen, wie wir den Begriff mit Werten unterlegen können.»
Zum Beispiel mit «Freiheit» und «Solidarität»? Es freue ihn sehr, dass diese «zentralen Werte unserer Politik» in der Bevölkerungsumfrage am besten abgeschnitten hätten, sagt Pfister. «Ob sie im Namen auftauchen oder in anderer Form noch stärker betont werden sollen, gehört zu den Themen, die wir besprechen müssen.» Am 14. November will er seinen Delegierten ein neues Projekt unterbreiten.