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Schweiz
Die Kapazitäten am Flughafen Zürich sind in Spitzenzeiten ausgereizt. Das führt zu Verspätungen, Flugausfällen – und Zusatzkosten.
Der Swiss-Pilot, der seinem Ärger über Verspätungen am Flughafen Zürich kürzlich freien Lauf liess, sorgte schweizweit für Schlagzeilen. Die laute Kritik des Kapitäns, die diese Zeitung publik machte, ist symptomatisch für die komplexe Situation, mit dem der Schweizer Landesflughafen zunehmend zu kämpfen hat.
Das Problem: Die Lust aufs Reisen wächst weltweit. Einerseits expandieren Billigairlines wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air auf der Kurzstrecke. Andererseits wird die Mittelschicht, die sich Flüge leisten kann, weltweit grösser, was zu einem Ausbau des Angebots auf der Langstrecke führt. Die Nachfrage nach Flügen wächst derart rasant, dass die Infrastruktur an den Flughäfen – so auch in Zürich – nicht mehr mithalten kann. Laut aktuellen Prognosen dürfte die heutige Passagierzahl in Kloten von 29 auf 50 Millionen bis ins Jahr 2040 ansteigen.
Bei der Swiss hebt übers Jahr hinweg jede vierte Maschine mit mehr als einer Viertelstunde Verspätung ab. Diesen Sommer, in dem der Flughafen Zürich Rekordpassagierzahlen vermeldete, waren die Werte noch schlechter. Weil viele Fluglotsen und Piloten europaweit streikten, und Airlines wie Air Berlin oder Skywork Konkurs gingen, kollabierte das System mehrfach. Bei der Swiss haben sich die Verspätungskosten im Sommer, zum Beispiel für Hotelunterkünfte von gestrandeten Passagieren, gegenüber dem Vorjahr verdoppelt.
Zwar gibt es in Zürich Pläne für bauliche Anpassungen. Doch grosse, strukturelle Verbesserungen sind unmittelbar nicht in Sicht. Gleichzeitig wird die Öko-Kritik am Reise-Boom lauter – Stichwort: Overtourism. Entlastung erhofft sich die Aviatikbranche insbesondere vom Projekt «Single European Sky», das die Flugsicherung vereinheitlichen und effizienter gestalten soll. Das Projekt kommt aber seit Jahren nicht wirklich vom Fleck.