Stadt Bern
Der Zank um die Reitschule geht weiter: Stadt lädt Betreiber vor

Machtkampf zwischen linker Stadtregierung und dem autonomen Kulturzentrum nach den jüngsten Ausschreitungen: Die Betreiber fühlen sich unschuldig und diskreditieren Sicherheitsdirektor Reto Nause als unglaubwürdig.

Isabelle Frühwirt
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Gerieten bei der Reitschule aneinander: Polizei und Militante. KEYSTONE

Gerieten bei der Reitschule aneinander: Polizei und Militante. KEYSTONE

Im Januar will sich der Berner Gemeinderat (die Stadtregierung) wieder mit den Reitschule-Betreibern an einen Tisch setzen. Ob die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) der Einladung folgen wird, ist noch unklar. «Wir haben die IKuR am Donnerstag per Mail zum Gespräch eingeladen», sagt Martina Rettenmund von der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie. «Wir haben nicht erwartet, dass sie unverzüglich darauf antworten.»

CVP-Sicherheitsdirektor Reto Nause hofft, zurück zu einem Dialog mit der Reitschule zu finden: «Wir müssen die Sicherheitsprobleme lösen.»

Ein Zeichen setzen

Grund zur Diskussion geben die erneuten Ausschreitungen bei der Reitschule am vergangenen Wochenende. Unbekannte hatten Strassensperren errichtet und angezündet sowie die ausgerückten Polizisten mit Gegenständen beworfen. Diese reagierten mit Gummischrot und Tränengas.

Der bürgerliche Sicherheitsdirektor Nause forderte seine mehrheitlich linken Kollegen im Gemeinderat auf, endlich eine starke politische Reaktion zu zeigen. Daraufhin beschloss die Regierung, die Gelder für die Reitschule vorläufig einzufrieren.

Dass diese Massnahme praktisch wirkungslos ist, weiss er selber. Denn Geld an sich fliesst keines, die Stadt erlässt der Reitschule einfach die Miet- und Nebenkosten. «Damit setzen wir in erster Linie gegen aussen ein Zeichen: «Das lassen wir uns nicht bieten», sagte SP-Stadtpräsident Alexander Tschäppät gestern in der «Berner Zeitung».

Reitschüler distanzieren sich

Die Reitschule-Betreiber schreiben in einer Mitteilung, dass sie sich «wiederholt klar und deutlich von Gewaltaktionen auf dem Reitschul-Areal distanziert» hätten. Die jüngsten Ausschreitungen hätten gezeigt, dass solche Distanzierungen «offensichtlich weder die Akteure der staatlichen noch die der antistaatlichen Gewalt kümmern», so die Reitschüler. «Wenn es uns nicht gelingt, dieses Gewaltproblem zu lösen, wird die Kulturinstitution Reitschule daran zugrunde gehen», glaubt Tschäppät.

Verhärtete Fronten

Der Stadtpräsident glaubt, dass die Reitschule auch ein Interesse daran habe, das Gewaltproblem zu lösen. Doch einige Reitschüler fragen sich, ob CVP-Politiker Nause die richtige Verhandlungsperson seitens der Stadt ist. Schliesslich habe er immer wieder ihre basisdemokratischen Strukturen und so die Reitschule selbst infrage gestellt.

Für Nause wäre der Betrieb des Kulturinstituts auch durch einen normal organisierten Verein, der seine Entscheide nicht einstimmig fällen muss, möglich. «Immer wieder haben militante Kreise konstruktive Lösungen blockiert», sagt der Sicherheitsdirektor. «Und sie haben an Einfluss gewonnen.»

Nach Nauses Äusserungen während der Woche zweifle die Reitschule an seiner Objektivität, schreiben die Betreiber in einer Mitteilung. Sie fragen sich, wen die Sanktionen des Gemeinderats treffen sollen: «die Randalierer oder die Reitschule?»

Ob die Reitschule-Betreiber Nauses Einladung zum Gespräch annehmen, ist ungewiss. Sie waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.