Nach dem «Willy»-Schlager will die SVP ein weiteres Mal mit einem Video-Clip punkten: Diesmal zeigt sie sich allerdings nicht volkstümlich, sondern poppig - und spielt mit den Klischees, die ihren Aushängeschildern anhängen.
«Wo en Willy isch, isch au en Wäg» – diesen Wahlkampf-Schlager-Song präsentierte die SVP Mitte August. Die gesamte Parteispitze trällerte dort mit «Volksrocker» Willy Tell und ihrem Plüsch-Maskottchen, dem Berner Sennenhund Willy.
Nun legt die SVP nach, wie Tele M1 berichtet: In einem neuen Disco-Clip gibt sie sich selbstironisch und spielt mit Klischees, die ihr und ihren Aushängeschildern anhägen.
In «Welcome to SVP», wie der Clip heisst, Alt-Bundesrat Christoph Blocher stutzt mit einer Schere den grünen Rasen seiner Villa in Herrliberg hoch über dem Zürichsee. Und springt in Badehose und per Köpfler in den Swimming Pool. So als sei er zu alt geworden für ein politisches Engagement und habe sich zurückgezogen.
Bundesrat Ueli Maurer fährt mit dem Velo über den Bundesplatz in Bern – im Gepäck eine Mini-Version des umstrittenen Kampfflugzeugs Gripen, dessen Kauf das Volk abgelehnt hatte.
Roger Köppel, Neo-Nationalratskandidat und «Weltwoche»-Verleger, sitzt auf dem Klo und liest ausgerechnet die linke WOZ (Die Wochenzeitung).
Der Zürcher Nationalrat Thomas Matter zeigt sich als Hüter des Bankgeheimnisses: Er sitzt im Schneidersitz vor einer Tür mit einem «Bankgeheimnis»-Banner. Fast schon in Schläger-Manier hält er ein Wallholz in der einen Hand und lässt es in die andere fallen. In anderen Szenen schaufelt er in Geldwäscher-Manier Notenhaufen in eine Waschmaschine, die er dann an einer Leine aufhängt.
«Ich bin absolut begeistert», sagt SVP-Parteipräsident Toni Brunner zu TeleM1. Brunner hat auch die Auslöser gegeben für den Clip, den SVP-Nationalrat Thomas Matter zusammen mit Musikfreunden produziert hat.
Eine spontane Idee
Hobby-DJ Matter erzählt Tele M1, wie es zur Idee kam. Er habe Musik gemacht, plötzlich habe Toni Brunner ihm gesagt, ob er nicht «etwas für die SVP machen» könne. Brunner: «Ich habe nicht geglaubt, dass Thomas Matter das wirklich hinbringt. Deshalb bin ich dann auch auf eine Wette eingestiegen.»
Den Wetteinsatz will er aber nicht verraten. «Ja, das würde Sie jetzt Wunder nehmen», sagt er lachend zu Tele M1. Und sagt nichts mehr dazu.
«Bronx 88»: Zufällig oder absichtlich?
Für Aufregung sorgt die Videosequenz mit den Tänzerinnen. Diese tragen ein Oberteil mit der Aufschrift «Bronx 88». Die Zahl «88» bedeutet in der Neonazi-Szene «Heil Hitler», die 8 steht jeweils für den achten Buchstaben im Alphabet, also HH wie «Heil Hitler». Will die SVP damit provozieren? Oder ist das Shirt eher zufällig gewählt? (pz)