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Schweiz
Die Ostschweizer Kantone, der Gewerbeverband und die Gastrobranche machen Druck. Die Restaurants sollen so schnell wie möglich auch innen öffnen, fordert Rudi Bindella Jr.
Mit einem Drei-Phasen-Plan will der Bundesrat die Schweiz aus dem Coronatunnel führen. Die Schutzphase, die bis Ende Mai dauert, wird von der Stabilisierungsphase abgelöst. In dieser Zeit soll die gesamte erwachsene Bevölkerung Zugang zur Impfung erhalten. Abschliessend folgt ab Ende Juli die Normalisierungsphase. Dann sollen sämtlich schweren Massnahmen aufgehoben werden. Diese Pläne hat er vor 14 Tagen vorgestellt.
Wie sich nun zeigt, folgen auch die Reaktionen auf die bundesrätlichen Pläne verschiedenen Phasen. In einer ersten Phase erhielt er viel Zustimmung für den eingeschlagenen Weg. Economiesuisse, Arbeitgeberverband sowie alle Parteien mit Ausnahme der SVP lobten die bundesrätliche Strategie.
Nun folgt aber bereits Reaktions-Phase zwei. Die Pläne werden kritisiert. Etwa von den Ostschweizer Kantonsregierungen. Sie sind sich einig: Die Öffnungsschritte müssen rascher erfolgen. Ein konkretes Datum dafür fordert gar der Schweizerische Gewerbeverband: Ab dem 17. Mai sollen Gastro-Betriebe ihre Innenräume wieder öffnen können. Auch die Homeoffice-Pflicht soll ab dann aufgehoben werden. «Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass die Schliessung einzelner Branchen Ansteckungen verringert», heisst es in der Stellungnahme des Gewerbeverbands.
Im Fokus der Kritik sind insbesondere die «absurden» Einschränkungen in der Gastronomie. Es sei unverständlich, weshalb es erlaubt ist, in Hotelrestaurants in Innenräumen zu essen, nicht aber in den Innenräumen von Restaurants. «Das Beharren des Bundesrates auf den Schliessungen im Bereich der Gastronomie ist völlig inakzeptabel.»
Das sieht Gastrounternehmer Rudi Bindella Jr. gleich. Auch er fordert die Öffnung der Restaurants. «Je schneller, desto besser», sagt er. Bindella begrüsst zwar, dass seine 44 Betriebe die Terrassen wieder öffnen durften. Wirtschaftlich gesehen sei die Öffnung der Terrassen aber ein kleiner Tropfen auf den heissen Stein. «Das rechnet sich nicht», stellt Bindella klar. «In unserem Fall findet das Geschäft hauptsächlich drinnen statt.» Zudem wirkten die Restaurantterrassen wettbewerbsverzerrend. Nicht alle Betriebe verfügten über Aussenplätze. Auch sei das Geschäft derzeit kaum planbar und massgeblich abhängig von der Wetterlage.
Da die Kurzarbeit für einen grossen Teil seiner 1300 Mitarbeitenden und auch die Hilfsprogramme weiterlaufen, könnte er die Restaurants auch weiterhin geschlossen halten. Das sei aber keine Option, betont Bindella. Restaurants seien soziale Orte, sein Unternehmen wolle einen Beitrag zur Wiederbelebung der Innenstädte leisten. Wenn Läden wieder offen sind, sollen auch Restaurants zugänglich sein. «Die geöffneten Terrassen geben uns endlich wieder eine Perspektive und bringen etwas Leben zurück in unsere Ristoranti», sagt Bindella.
Bindella hofft, dass mit der erwarteten Normalisierung die Umsätze wieder anziehen. «Sonst werden weitere Betriebe ausscheiden.» Der Unternehmer geht aber davon aus, dass die Dauer der Erholung unterschätzt wird. Sorgen macht er sich insbesondere um die kleineren und jüngeren Mitbewerber. «Eine weitere Konzentration des Angebots würde dem Markt Vielfalt und Buntheit nehmen.» Auch für sein Unternehmen rechnet Bindella mit Konsequenzen. «Wir verschulden uns, tragen diese Kredite lange mit. Das heisst, grosse Investitionen liegen in nächster Zeit nicht drin. Das legt uns für ein paar Jahre einfach lahm.»