Die kantonalen Wahlen sind kein Gassenhauer. Politologe Lukas Golder schlägt «Super Sundays» vor, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen. Mehrere Kantone einer Region oder eines Landesteils sollen am gleichen Tag ihre Regierungen und Parlamente wählen.
Statt in der Urne landen viele Wahlzettel im Papierkorb. Im Kanton Bern betrug die Beteiligung bei den Wahlen am Sonntag nur knapp 32 Prozent. Der zweitgrösste Kanton ist damit kein Einzelfall. Während die Stimmbeteiligung bei nationalen Abstimmungen letztes Jahr in die Höhe schnellte, dümpelt die Beteiligung bei kantonalen Wahlen vielerorts auf tiefem Niveau dahin. Die Waadtländer Wahlen lockten vor einer Woche nur ein Drittel der Berechtigten an die Urne. Der Rest verpasste die Chance mitzuentscheiden.
Die tiefe Wahlbeteiligung ist umso bemerkenswerter, als uns die Pandemie zur Genüge spüren liess, wie uns politische Entscheide betreffen können. Wie emotional wurde darüber diskutiert, gestritten, gejammert! Bei den kantonalen Wahlen geht es in aller Regel deutlich nüchterner zu und her – und das ist grundsätzlich gut so. Nur: Ziel muss sein, trotzdem wieder mehr Wählerinnen und Wähler an die Urne zu locken. Denn eine tiefe Wahlbeteiligung kratzt an der Legitimität der kantonalen Parlamente und Regierungen.
Was also ist zu tun? Ein Vorschlag lautet, mehrere Kantone gleichzeitig wählen zu lassen. Ein solcher «Super Sunday» könnte die Wahlbeteiligung steigern, so die Idee. Es ist ein unkonventioneller Vorschlag. Doch warum nicht einen Versuch wagen? Denn wir können zurecht stolz sein auf unsere Demokratie. Aber auch sie braucht immer wieder Neuerungen, damit sie blüht und gedeiht.