Die «Nordwestschweiz» kürt 100 unter 30-jährige Persönlichkeiten aus ihrem Lesergebiet in den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport.
Sie wuchsen in Sicherheit und Geborgenheit auf. Ihnen standen alle Optionen offen. Sie sind erfolgreich. Sie haben viele Entscheide zu fassen. Sie hadern. Bei den unter 30-Jährigen spricht man auch von der Generation Y. Englisch ausgesprochen wie Generation Why. Für Warum – weil sie alles hinterfragen.
Warum aber waren am Mittwochabend 100 talentierte junge Menschen ins Verlagshaus der AZ Medien in der Aarauer Telli geladen? Weil sie den Redaktionen der «Nordwestschweiz» als herausstechende Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Sport aufgefallen sind. «In ein paar Jahren wollen wir sehen, was aus Euch geworden ist», scherzte Chefredaktor Christian Dorer vor dem Publikum.
Eine Jury, bestehend aus acht U30-Redaktionsmitgliedern der «Nordwestschweiz», hat die Gleichaltrigen gekürt. Diese haben ihre Wurzeln im Einzugsgebiet zwischen Basel und Zofingen, Solothurn und Zürich, dem Einzugsgebiet der «Nordwestschweiz».
Weicheier im Wettkampf
Einfach war dies nicht, wie die Kulturredaktorin Julia Stephan feststellte: «Wir testeten die Kandidaten auf Herz und Nieren. Und dabei stellte sich heraus: Darunter waren einige Überraschungseier. Stimmt der angegebene Geburtstag tatsächlich? Haben sie mit ihren jungen Jahren wirklich schon all das erreicht, was in ihren Lebensläufen steht?» Die Jury machte ihre Arbeit. Siebte aus, suchte nach Kandidaten. Und fand sie schliesslich: die 100 Talente der Generation Y.
Die Podiumsdiskussion stand unter der Frage: Was zeichnet diese Generation aus? «Generation Weichei», «Generation verwöhnt», «Generation Luxus» – mit welchen Worten war die ums Millennium im Teenageralter stehende Generation nicht schon betitelt worden? Sie finde das frech, als Weichei bezeichnet zu werden, sagte die Modefotografin Ellin Anderegg. Sie müsse sich wegen der Globalisierung ständig behaupten. «Meine Konkurrenz sitzt in Deutschland und Amerika», so die 29-jährige Solothurnerin, die sich ihr Hobby zum Beruf gemacht hat. Bequem auf Aufträge warten geht nicht. Anderegg zieht sich ihre Aufträge auf Facebook an Land.
Social Media – ein grosses Thema für die Generation Y, bei der Karriere, aber auch Spass und Selbstverwirklichung zuvorderst stehen. Auf Facebook sind sie alle. Fast alle. «Vor einem Monat habe ich mein Facebook-Profil gelöscht», sagte die Zürcher Fernsehreporterin Yvonne Eisenring. «Und ich habe es überlebt», so die 27-Jährige.
Selbstverwirklichung und Facebook: Das geht für den 29-jährigen Art Director der «Nordwestschweiz» und Podiumsleiter, Stefan Stalder, nicht zusammen. «Da wollen wir uns selber sein und trotzdem messen wir uns auf Social Media ständig mit den anderen.» Das sei schon etwas schizophren, pflichtete ihm die Runde bei.
Berufliches ist auch privat
Die Ypsiloner bewegen sich in der Zweischneidigkeit, wie der 29-jährige ETH-Roboterforscher Péter Fankhauser sagte. Die Sowohl-als-auch-Generation ist ständig am Abwägen, am Hinterfragen. Auch am Zaudern? Der 22-jährige Dennis Drews ist Kulturförderer in Solothurn und moderiert im Fernsehen. «Viele Optionen machen es einem manchmal schon schwer, sich zu entscheiden», sagt er unumwunden.
Yvonne Eisenring nennt das «auf allen Hochzeiten tanzen» und findet es gut. Für die Generation der U30 ist es aber gerade besonders wichtig, sich im Beruf zu entfalten. «Bin ich im Beruf glücklich, so bin ich es auch im Privatleben. Und umgekehrt», sagte Péter Fankhauser. Die 27-jährige Köchin Tonja Kaufmann findet ihr Glück in der Kombination zwischen der Küche und als SVP-Gemeinderätin in der Politik der Aargauer Gemeinde Hausen.
Die Porträts aller 100 Talente finden sich in der Beilage, die am Freitag mit der «Nordwestschweiz» erscheint.