Gammelfleisch
Das sagt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit zum brasilianischen Fleischskandal

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schweiz vom brasilianischen Gammelfleisch-Skandal betroffen ist, ist laut dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) klein.

Peter Brühwiler
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Frisches Fleisch mit verdorbenem vermischt: In Brasilien wurden rund 20 Personen im Zuge der Operation "Carne Fraca" festgenommen. (Symbolbild)

Frisches Fleisch mit verdorbenem vermischt: In Brasilien wurden rund 20 Personen im Zuge der Operation "Carne Fraca" festgenommen. (Symbolbild)

KEYSTONE/EPA ANP/ROBIN UTRECHT

Die Schweiz importiere aus Brasilien hauptsächlich Geflügelfleisch. Nach dem aktuellen Informationsstand handle es sich bei dem Gammelfleisch aber um Schweinefleisch, und solches wird laut Statistik nicht in die Schweiz eingeführt.

Im Zentrum des Skandals steht einer weltweit grössten Fleischverarbeiter, der brasilianische Fleischproduzent JBS, der für den Geflügelfleisch-Export nicht zugelassen ist. Trotzdem werde derzeit abgeklärt, ob aus dem Betrieb Fleischerzeugnisse in die Schweiz gelangt seien, erklärt Stefan Kunfermann vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen auf Anfrage.

Kunfermann: „Das machen wir einerseits über die direkten Kontakte mit den brasilianischen Behörden, andererseits aber auch über die EU-Kommission, da wir über die bilateralen Verträge einen gemeinsamen Kontrollraum geschaffen haben." Gemäss den bilateralen Verträgen dürfen nur EU-anerkannte Betriebe aus Drittstaaten Fleisch in die Schweiz importieren.

Schweiz kann Fleischimport stoppen

Zwar könnte die Schweiz den Fleischimport im Ausnahmefall aufgrund einer Schutzklausel eigenhändig stoppen, erklärt Kunfermann. "Grundsätzlich haben die EU und wir aber selbstverständlich die gleichen Interessen."

Ein vorübergehendes Importverbot wäre also, wenn überhaupt, eher von EU-Seite zu erwarten. Deren Botschafter in Brasilia, Joao Gomes Cravinho, kündete laut dem deutschen Tagesspiegel an, dass die EU den Import von brasilianischem Fleisch stoppen werde, sollte die Regierung nicht ausreichende Informationen liefern. Das BLV äussert sich zur Informationspolitik der brasilianischen Behörden nicht. Die Razzia zeige aber, „dass die Kontrollmechanismen in Brasilien in diesem Fall funktioniert haben“.

Der Schweizer Botschafter André Regli sagte, die Probleme seien besorgniserregend: "Mit Essen darf man nicht herumspielen."

Dutzende Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden sollen bestochen worden sein, um über den Verkauf von verdorbenem Fleisch hinwegzusehen. Mindestens 30 Menschen wurden laut Presseberichten bereits festgenommen und drei Betriebe geschlossen.