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Schweiz
Die Nordwestschweizer Kandidatur setzt im Kampf um die nächste Landesausstellung auf viel Prominenz. In der Wettbewerbsjury sitzt unter anderem die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard.
Ein gewaltiger Berg aus Salz, 120'000 Tonnen, in rotes und blaues Licht getaucht, als Hintergrund. Und davor jede Menge Prominenz, die grosse Botschaften mitgebracht hatte. Auf diese Art haben die Initianten von «Svizra27» gestern die zweite Phase ihrer Expo-Kandidatur eingeläutet. Und damit das Rennen um die Austragung der nächsten Schweizer Landesausstellung lanciert.
Die Kulisse bildete eine riesige Lagerhalle für Streusalz, gelegen in der Aargauer Gemeinde Rheinfelden, und das war kein Zufall. «Svizra27» ist das Projekt der Nordwestschweizer Kantone. Es wurde von Wirtschaftsvertretern angestossen, doch sein Unterstützerkreis ist breit – und namhaft. Doris Leuthard, die ehemalige Bundesrätin, gehört ebenso dazu wie Architekt Pierre de Meuron, der Entdecker Bertrand Piccard und viele weitere Schwergewichte aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
Eigentlich hätte die Tradition, dass jede Generation eine Landesausstellung durchführt, 2027 in der Ostschweiz fortgeführt werden sollen. Das Projekt hatte die Unterstützung von Kantonen und Bundesrat, scheiterte aber 2016 schon in einem frühen Stadium in einer Volksabstimmung.
Nun balgen sich aktuell vier Projekte um die Durchführung der nächsten Landesausstellung. Neben der Nordwestschweizer Kandidatur, deren gestriger Auftritt einer Kampfansage an die Konkurrenz gleichkam, stehen etwa die zehn grössten Schweizer Städte hinter «Nexpo», der neuen Expo. Sie soll nicht auf einem definierten Gelände, sondern dezentral stattfinden. «X27» hat derweil den Anspruch, zum grossen Zukunftstreffpunkt zu werden und setzt stark auf die Digitalisierung. Der neueste Bewerber ist «Muntagna», das die Idee einer Alpen-Expo verfolgt.
In der Nordwestschweiz setzt man auf das Motto «Mensch - Arbeit - Zusammenhalt», wobei die Arbeit und ihre Zukunft im Zentrum steht. Seit gestern und bis im Oktober nächsten Jahres läuft der Ideenwettbewerb, danach entscheidet eine 16-köpfige Wettbewerbsjury, welche Ideen es in die nächste Runde schaffen. Präsidiert wird diese unter anderem von Doris Leuthard. Die Aargauerin sagte, es brauche ab und zu eine Landesausstellung, weil die Bevölkerung dann diskutiere, die Zukunft gestalte. Und das sei wichtig für den Zusammenhalt.
Am Ende sind Landesausstellungen immer auch eine Frage des Geldes. Das gilt erst recht seit der Expo von 2002, die zu einem finanziellen Debakel verkam. Damals musste der Bund viel Geld nachschiessen. «Svizra27» plant mit einem Budget von einer Milliarde. Die Hälfte davon soll der Bund bezahlen. Weitere 400 Millionen will «Svizra27» mit dem Ticketverkauf, Merchandising und Sponsoring einnehmen; 100 Millionen sollen von den Kantonen Aargau, den beiden Basel, Jura und Solothurn kommen.
Für die Ostschweizer Expo hatte der Bund einst einen Beitrag von bis zu einer Milliarde Franken versprochen. Ob das immer noch gilt, ist unklar. Der Bundesrat hat sich zwar mehrmals wohlwollend zu einer neuen Landesausstellung geäussert, will sich aber zu konkreten Zahlen erst äussern, wenn ein fundiertes Konzept vorliegt - und die Unterstützung der Konferenz der Kantonsregierungen für ein Projekt. Das wiederum könnte den Kantonen dereinst eine brisante Ausmarchung bescheren. Denn eine Situation wie die aktuelle mit vier möglichen Bewerbern gab es noch nie.