Kurze Schnauze, erhöhte Kabine, elektrischer Antrieb: Der «London Cab» der Schweizer Botschaft im Vereinigten Königreich überholt den bundesrätlichen Tesla punkto Originalität.
Mit Dienstwagen lässt sich Politik machen. Das war in Ländern, in denen die Automobilindustrie stark ist, schon immer so. Ein deutscher Minister etwa, der sich nicht in einer Limousine von Audi, BMW oder Mercedes chauffieren lässt? Um Himmels willen! Immerhin: Seit im Zuge der Klimadebatten auch Autos mit Elektroantrieb als chic gelten, haben Politiker in der Schweiz ebenfalls die Möglichkeit bekommen, mit ihren Staatskarossen ein Statement zu setzen.
Doris Leuthard erkannte das als erste. Die damalige Bundesrätin beschaffte sich im Jahr 2014 einen Tesla S85 und krempelte so quasi das Konzept Dienstwagen in der Schweiz um. Mit ihrem Luxus-Elektroauto sorgte sie europaweit als «erste Ministerin mit Tesla» für Schlagzeilen.
Unterdessen steht der Tesla im Fuhrpark von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, der Nachfolgerin Leuthards im Umweltdepartement. Zweifellos ist er noch immer der bekannteste Dienstwagen des Landes. Punkto Originalität wurde er beim Bund jedoch nun von einem anderen Fahrzeug abgelöst: Seit diesem Jahr steht im Dienst der Schweizer Botschaft in London ein elektrisch betriebenes Auto, das mit seiner kurzen Schnauze und der erhöhten Kabine auffällig an eines der legendären Londoner Taxis erinnert.
Zufall ist das nicht. Denn hergestellt wurde der «London Cab» tatsächlich von der London Electric Vehicle Company. Sie vermarktet ihre Fahrzeuge, die nicht mehr bloss auf den Taximarkt beschränkt sind, unter dem Akronym LEVC. Man wolle ein neues Taxi für eine neue Zeit bieten, wirbt das Unternehmen.
Während die Londoner Taxis traditionsgemäss schwarz sind, hat sich die Schweizer Botschaft für ein weisses Modell entschieden. Auf der Kühlerhaube des Fahrzeugs prangt ein Schweizer Kreuz. Das Modell «TX eCity» mit Volvo-Technik fährt elektrisch bis zu 130 Kilometer weit, so Herstellerangaben. Listenpreis: Rund 55'000 Pfund, umgerechnet sind das aktuell 67'000 Franken.
Auffällig ist das Auto erst recht, weil es der Botschaft auch als Werbefläche dient. Gegenwärtig weisen Aufdrucke auf die Retrospektive des Schweizer Künstlers Félix Vallotton (1865–1925) in der renommierten Royal Academy of Arts in London hin. Zu sehen ist auf dem Auto ein Ausschnitt aus Vallottons Werk «Der Besuch».
«Winken Sie uns zu, wenn Sie uns sehen!», fordert die Schweizer Vertretung, geführt von Botschafter Alexandre Fasel, die Londoner via Twitter auf.
There are still a few weeks left to catch the brilliant Félix Vallotton exhibition at the @royalacademy. As well as being more environmentally friendly, our brilliant electric London cab serves as a mobile billboard for Switzerland in the UK - give us a wave if you see us! pic.twitter.com/OSCu2x8oDK
— Swiss Embassy UK (@SwissEmbassyUK) September 10, 2019
Félix Vallotton: «Painter of Disquiet», Royal Academy of Arts London. Noch bis 29. September.