Startseite
Schweiz
Die Zürcher Nationalrätin und FDP-Frauen-Präsidentin Doris Fiala ist beeindruckt, wie Viola Amherd (CVP) mit der Kritik wegen ihres Mietstreits umgegangen ist. In den Augen der FDP-Frau habe Amherd bewiesen, dass sie das Rüstzeug für höhere Weihen habe.
Zehn Tage vor Meldeschluss bei CVP und FDP wagen sich Papabili für die Nachfolge von Doris Leuthard und Johann Schneider-Ammann langsam aus dem Busch. Der Ständerat und frühere Finanzdirektor Peter Hegglin (57) kündigte als erster CVP-Vertreter seine Kandidatur an. Der gelernte Landwirt will als Brückenbauer in den Bundesrat, und er geht die Kandidatur sehr professionell an. Bereits ist seine Kampagnen-Website peter-hegglin-in-den-bundesrat online.
Die derzeit spannendste Frage ist, ob auch die meistgenannte Favoritin für einen Ticketplatz bei der CVP, Viola Amherd (56), ins Rennen steigt. Die Nationalrätin und Vize-Fraktionschefin steht unter Druck, nachdem der «Walliser Bote» letzte Woche eine zivile Streitigkeit in einer Mietsache publik machte. Die Firma Alpiq InTec, die zum französischen Bouygues-Konzern gehört, fordert von der Familie Amherd angeblich zu viel bezahlte Mietzinse in sechsstelliger Höhe zurück.
Die Walliser Anwältin Amherd erhält nun ungewöhnlich starke Unterstützung von einer massgebenden FDP-Vertreterin: von der Zürcher Nationalrätin und FDP-Frauen-Präsidentin Doris Fiala. «Es ist normal, dass bei Bundesratskandidaten irgendwelche Geschichten ausgegraben werden», sagt Fiala. «Amherd hat jedoch keine Straftat begangen, sondern einen zivilrechtlichen Konflikt zu bewältigen.» Ausserdem sei die Schweiz ein Rechtsstaat, betont die Züricherin.
Fiala zeigt sich «beeindruckt», wie Amherd bisher mit der Kritik wegen des Mietstreits umgegangen ist. «In einer Situation, in der viel Druck auf ihr lastete, hat sie sehr gut reagiert: ganz ruhig und sachlich, überlegt und ohne Arroganz. Ihr Auftritt im «10 vor 10» etwa war sehr überzeugend», sagt Fiala.
In ihren Augen hat Amherd bewiesen, dass sie das Rüstzeug für höhere Weihen habe. «Was man zu wenig bedenkt bei der Diskussion um Bundesratskandidaten: Fähig für das Amt sind alle Kandidaten, die jetzt genannt werden, aber in einer schwierigen Situation Ruhe auszustrahlen und die Nerven zu behalten, das ist eine zusätzliche Qualität, die nicht viele haben. Bei schönem Wetter sehen alle gut aus. Aber unter Druck und in der Krise zeigt sich, wer Charakter, Standfestigkeit und Format hat», sagt Fiala, und bei Amherd scheine das der Fall zu sein. «Das kann man nicht wirklich lernen, das hat man oder hat man nicht.»
Fiala hat mit der St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter eine aussichtsreiche Anwärterin auf den freiwerdenden FDP-Sitz. Glaubt Fiala nach wie vor daran, dass am 5. Dezember sogar zwei Frauen gewählt werden können? «Das wäre wünschenswerter!», drückt sie sich aus.
«Zum Glück ist es nicht so einfach, eine solide Kandidatin mit Vorwürfen zu schlachten. Ich würde Viola Amherd unter keinem Titel heute abschreiben», sagt sie. Diese lasse die Mietgeschichte ja von ihrer Partei überprüfen. «Im Übrigen kann jeder, der etwas macht, auch Fehler machen.»
So oder so ist die Konkurrenz in der CVP gross. Diese Woche werden die meisten Entscheidungen fallen, und es wird mit harten Bandagen gekämpft. Nach dem Innerschweizer Hegglin, der erst seit 2015 im Ständerat sitzt, dürften weitere CVP-Grössen in den Ring steigen.
Gedanken machen sich mindestens drei Frauen: die Nationalrätinnen Ruth Humbel (AG) und Elisabeth Schneider-Schneiter (BL) und die Urner Regierungsrätin Heidi Z’graggen. Bei den Männern könnten sich Ständerat Erich Ettlin (OW), Nationalrat Daniel Fässler (AI) sowie der St. Galler Regierungsrat Benedikt Würth präsentieren. Auch der Solothurner Ständerat Pirmin Bischof ist interessiert.
Überschaubarer ist die Lage bei der FDP. Karin Keller-Sutter hat ihre Kandidatur bereits erklärt, sie wird, wenn nichts Aussergewöhnliches passiert, nicht zu schlagen sein. Bekannt ist, dass der Schaffhauser Regierungsrat Christian Amsler ebenfalls antreten will. Auch der Zürcher Nationalrat Hans-Peter Portmann zeigt Interesse. Noch nicht abgesagt hat die Zürcher Nationalrätin Regine Sauter.