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Schweiz
Einzelne Kantone haben bereits Impftermine für 18-Jährige freigegeben, in anderen sind erst Senioren dran. Diese Unterschiede sollen bald Vergangenheit sein. Denn im Mai und Juni sollen grosse Impfstofflieferungen eintreffen.
Die Waadt hat es als Erste getan. Es folgten zunächst Genf, diese Woche die sonst gerne als behäbig verspotteten Berner, Schwyz, Solothurn*, bald sind Jura und Neuenburg so weit: Immer mehr Kantone geben Termine für eine Covid-Impfung für die ganze erwachsene Bevölkerung ab 16 Jahren frei.
In anderen Kantonen gibt es weiterhin nur Impftermine für über 65-Jährige, jüngere Personen mit einer Vorerkrankung oder engem Kontakt zu Risikopersonen sowie Mitarbeitende des Gesundheitswesens. In der breiten Bevölkerung hingegen sind in den Kantonen Baselland, Obwalden, Wallis und Zürich erst die über 50-Jährigen dran. In Luzern*, St. Gallen, Obwalden und dem Tessin gar erst die über 55-Jährige. Andernorts sind weiterhin keine Impftermine für unter 65-jährige verfügbar, so etwa im Aargau, in Basel oder Solothurn.
Dieser «Spritzenföderalismus» stiess in den letzten Tagen zunehmend auf Unverständnis - insbesondere unter den jüngeren Bevölkerungsgruppen in jenen Kantonen, welche weiterhin nur ältere Personen impfen. Doch die kantonalen Unterschiede sollen bald der Vergangenheit angehören. Dies kündigte Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärzte, am Mittwoch an einem Point de Presse der Bundesverwaltung an: «In den kommenden Wochen werden in allen Kantonen alle Impfgruppen schrittweise zur Impfung zugelassen, wo dies nicht heute schon der Fall ist.»
Die Kantone seien bereit, den Impfturbo zu zünden. Dass es bisher nicht schneller vorangegangen ist, liege an der Menge der verfügbaren Impfdosen: «Die Impfkapazitäten übersteigen aktuell deutlich die Impfstoffverfügbarkeit.» Die ausgelieferten Impfdosen würden der impfwilligen Bevölkerung schnell verimpft, sagte Nartey. Sie rief die Bevölkerung auf, sich für die Impfung zu registrieren, auch wenn für die eigene Impfgruppe noch keine Termine zur Verfügung stehen sollten. Das helfe den Kantonen bei der Planung der Impfkampagne. Gemäss BAG wurden in der letzten Woche pro Tag durchschnittlich 52’000 Impfdosen pro Tag verabreicht. 1.85 Millionen oder 21 Prozent der Bevölkerung haben bis letzten Sonntag mindestens eine Impfdosis erhalten.
In den nächsten Wochen und Monaten dürfte dieser Anteil deutlich ansteigen. Wie das BAG auf Anfrage mitteilt, erhält die Schweiz zwischen April und Ende Juli voraussichtlich 8,1 Millionen Impfdosen. Rund 1.9 Millionen davon wurden im April ausgeliefert. 5 Millionen Impfdosen kommen von Moderna, deren Europa-Chef eine Lieferung bis Ende Juni angekündigt hat.
Wann genau alle impfwilligen Erwachsenen geimpft worden sind, will das BAG nicht sagen. Dies hänge vom pünktlichen Eintreffen der Impfstofflieferungen, der Impfbereitschaft in der jeweiligen Zielgruppe und den Kapazitäten in den Kantonen ab. Der Bund verspricht jedoch einen Zugang zur Impfung bis im Sommer. Bei einem Szenario, in dem die Impfbereitschaft bei den Angehörigen der Risikogruppe 75 Prozent und der restlichen Bevölkerung 60 Prozent beträgt, «können alle Impfwilligen bi Ende Juni 2021 mindestens eine Impfdosis erhalten haben», so das BAG.
Klar ist auch: Bis zu einer Normalisierung des internationalen Reiseverkehrs dauert es noch länger. Bis dahin soll ein fälschungssicheres und international anerkanntes Impfzertifikat grenzüberschreitende Reisen vereinfachen. Mitte Mai will die EU die technischen Rahmenbedingungen festlegen. Kurz erteilt das BAG einem der zwei im Rennen verbleibenden Anbieter den Auftrag. Das digitale Impfzertifikat soll der Bevölkerung bis im Juni zur Verfügung stehen, hiess es gestern.
*Korrektur: In einer ersten Version dieses Artikels hiess es fälschlicherweise, im Kanton Solothurn würden weiterhin nur über 65-Jährige geimpft. Tatsächlich hat der Kantond die Vergabe von Impfterminen ab Anfang Mai für die breite Bevölkerung geöffnet. 4000 Impfungen wurden in dieser Gruppe bereits durchgeführt. Ebenfalls hiess es fälschlicherweise, im Kanton Luzern würden weiterhin nur über 65-Jährige geimpft. Fakt ist: Seit dieser Woche sind in Luzern auch Impftermine für 55- bis 64-Jährige freigegeben worden. Wir bitten um Verzeihung für die Fehler.